VW Beetle Cabriolet Dune 1.4 TSI - im Test | 26.04.2017
Herbie trägt Zahnspange
Das große Krabbeln klappt auch oben ohne. Wie sich der offene VW Beetle als Kraxel-Version Dune mit 150-PS-Turbobenziner schlägt, klärt der Test.
Bernhard Reichel
VW beobachtet genau, kommt spät, setzt sich aber schließlich meist als Segmentführer durch. Für die Realisierung des Beetle Dune ließ man sich aber stolze 16 Jahre Zeit, seit man 2001 das gleichnamige Concept Car präsentierte.
Den Dune gibt es als Coupé und als Cabrio. Mit zweiterem ist man aber gleich früh beim SUV-Cabrio-Trend dabei. Wüste, Dünen, Sand soll hier der tolle Käfer zu Hause sein? Beide stets frontgetriebenen Modelle wollen jedoch gar nicht einen wilden Buggy-Nachfolger stellen, sondern setzen mehr auf Lifestyle.
Die effektvolle Metalliclackierung namens "Sandstorm Yellow" wäre auch viel zu schade um sandgestrahlt zu werden, gleiches gilt für die ebenso gelben 18-Zöller, die dank 14 Millimeter breiterer Spur noch bulliger wirken. Das Fahrwerk legte man hingegen nur zehn Millimeter höher.
Unlackierter Kantenschutz rundum, silberne Schürzenbeplankungen und Rückspiegel und ein zusätzlicher grimmig aussehender Lufteinlass über dem Kennzeichen (Zahnspange?) runden den Buggy-Style ab. Im Innenraum machen die gelben Kontrastnähte Freude. Dem Lenkrad wurde eine edle "Dune"-Plakette spendiert.
Unter der Haube arbeitet der 1.4 Liter kleine, vierzylindrige Turbobenziner mit 150 PS. Auch ein entsprechender Diesel wäre mit 110 oder 150 PS bestellbar. "BlueMotion" sind sowieso alle angebotenen Motoren. Der Benziner gibt sich mit einem Mix-Verbrauch von 5,7 Litern brav. In 8,8 Sekunden lässt es sich dennoch auf Tempo 100 sprinten, die Frisur kann man sich bis knapp 200 km/h durchwirbeln lassen.
Das dicke Verdeck ist sehr gut gedämmt und öffnet sich elektrisch und beinahe lautlos innerhalb einer halben Minute. Wer es eilig hat, kann dies auch noch bei einer Fahrgeschwindigkeit von bis zu 50 km/h erledigen.
Der bienengleich gelb-schwarze Innenraum wird mit offenem Dach gleich noch freundlicher. Wer will, kann der Optik wegen das Gestänge mit einer Lederpersening verdecken, das ist allerdings ein mühsamer Vorgang.
Zudem nimmt das sperrige Teil im 225 Liter kleinen Kofferraum kostbaren Stauraum. Dessen Zugangsklappe ist auch nicht unbedingt großzügig, aber die Befestigung des eingeklappten Windschotts auf der Kofferraumdecke (Bild links) ist dafür genial.
Auch sonst ist der VW Beetle natürlich kein Raumwunder, was wohl wie bei Fiat 500 und Mini niemanden stören wird. Zumindest die vorderen Passagiere haben luftig Platz.
Dank Golf-VI-Basis dürfen wir noch per Hebel die Handbremse lösen und mit einem echtem Schlüssel starten. Auch die serienmäßige Handschaltung mit sechsgängigem Menü passt viel besser zum Charakter des Beetle als das ebenfalls erhältliche DSG.
Die Gänge flutschen sanft, aber schön präzise in die richtigen Gassen. Die Kupplung dürfte aber ein wenig mehr Gefühl vermitteln. Der kleine Motor macht sich akustisch angenehm größer als er ist und gibt sorgt dabei für guten Vortrieb.
Im Stand läuft das Triebwerk auffallend ruhig. Der Verbrauch liegt mit getesteten 6,2 Litern Benzin nur einen halben Liter über dem Normverbrauch, der mit Sicherheit auch kein offeneres Verdeck einbezieht.
Das fehlende Dach macht sich nicht nur in der erhöhten Lebensfreude bemerkbar, sondern auch in der verringerten Verwindungssteifigkeit. In flott gefahrenen Kurven verliert sich schon mal leicht das sichere Gefühl.
Auch die scharfe ESP-Regelung lässt den schnellen Kurvenfluss eher ruppig als rund laufen. Ohne Winterbereifung wäre es wohl etwas sauberer möglich. Leider lässt sich das ESP nicht deaktivieren, was auch vor leichten Geländeeinsätzen abschreckt. Damit sind die Patzer des VW Beetle aber auch schon aufgezählt, in Summe ist er ein braver Alltagsfreund.
Das günstigste VW Beetle Dune Cabrio startet mit 105 PS bei 28.760 Euro. für den 0,2 Liter größeren und 150 PS starken 1,4er legt man 31.380 Euro auf den Tisch, wer wirklich nicht selbst schalten will greift zum DSG für 1.780 zusätzliche Euro.
Die Dune-Ausstattung basiert auf dem "Trendline" und hat weitere Extras, wie unter anderem Regensensor, Einparkhilfe, Tempomat, Nebelscheinwerfer und Sportsitze an Bord. In den Heckspoiler für 163 Euro, Rückfahrkamera für 241 Euro, Zusatzinstrumente für 166 Euro und das Windschott für 391 Euro kann man durchaus investieren.
Plus
+ laufruhiger und munterer Motor
+ gute Verarbeitung und Materialwahl
+ angenehme Dämmung
+ leise Dachverwandlung
+ individualistischer Auftritt
Minus
- in Österreich nur bis 150 PS zu haben.
- ESP nicht deaktivierbar
Resümee
Wer den VW Beetle als Dune kauft, trifft keine Vernunftentscheidung, sondern hat sich in dessen Karosseriekleid oder Charakter verliebt. Da es wohl keinen Beetle-Nachfolger mehr geben wird und auch die heiße R-Variante nicht mehr kommen wird, stellt das Dune Cabrio wohl die spannendeste Variante dar.

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