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Frisch geliftet

Nach der Verjüngungskur kommt der Mercedes CLS faltenfrei aus der Garage. Als AMG CLS 53 mit elektrisch unterstützten 457 PS. Im Test.

Text und Fotos: Johannes Toth

Der Mercedes CLS war immer schon ein fescher Kampl. Die erste Serie wurde im Jahr 2004 vorgestellt, und war als erste ihrer Art der Wegbereiter für die eleganten 4-türigen Coupés mit nach hinten flach abfallender Dachlinie. In der aktuell dritten Generation wurden die Sicken und Kanten glatter gemacht, was eine Verbesserung des Luftwiderstandbeiwertes auf cW 0,26 ergeben hat und optisch feiner zu den neuen Coupés von Mercedes passt.

Dieses reduzierte, glattgelutschte und doch geile Eibischzuckerl-Design wird in der AMG-Version du rch wenige Zutaten auf noch spannender getrimmt. Dem neuesten AMG-GT mit vier Türen muss schließlich weiterer designtechnischer Spielraum in Richtung scharf bleiben. So hebt sich die AMG-Variante vom gewöhnlichen CLS nur durch eine doppelte Chromspange im Kühlergrill, aggressivere Frontschürze, andere Seitenschweller und eine Heckschürze mit Diffusoren sowie Ausnehmungen für vier fette Endrohre ab.

Weil der CLS leider nicht mehr als Shooting Brake – also als Coupé-Kombi – angeboten wird, lassen sich die Hecksitze umklappen. Nur falls irgendwer unbedingt seinen Christbaum oder sein Kiteboard mitnehmen möchte. Außerdem gibt es für dringende Transportbedürfnisse optional eine selbstverständlich elektrisch ausfahrbare Anhängerkupplung am dynamischen Heck. Da können dann Anhänger mit Baumschnitt, Booten oder Pferden nachgeschliffen werden.

„Schönheit muss leiden“ ist eine alte Weisheit unserer seligen Großmutter, die auch den CLS-Passagieren gut ansteht. Die schön proportionierte Form bedingt ein niedrig gezogenes Dach. Dadurch bleibt groß gewachsenen Fahrern wenig Kopffreiheit, – was sie vermutlich verschmerzen werden. Außer, sie sind Hutfahrer.

Im Interieur setzt sich das mit Elementen der S-Klasse angereicherte Luxusleben würdig fort. Wir sehen nur erstklassige Verarbeitung und berühren nur feinste Materialien. Zumindest zum Großteil. Die schwarz-grau glänzenden Karbon-Verkleidungen sehen zwar toll aus, entpuppen sich aber beim Draufklopfen als Kunststoff-Imitation. Gut, man muss ja nicht überall Draufklopfen, und hier passt die nächste Weisheit der Großmutter: „Schauen tut man nur mit den Augen, nicht mit den Fingern!“

Und wir lernen, dass ein Rad nicht unbedingt kreisrund sein muss. Ein Lenkrad kann unten zum Beispiel abgeflacht sein. Wohl ein Zugeständnis an eine AMG-Klientel, die sich dadurch mit dem Ein- und Aussteigen leichter tut.

Jedenfalls kreisrund sind allerdings die sechs turbinenartigen Lüftungsdüsen für die vorderen Passagiere. Diese sind illuminiert und wechseln die Farbe erwartungsgemäß parallel mit der ebenso großzügigen wie dezenten Ambientebeleuchtung.

So weit, so durchaus erfreulich. Ein weiteres kleines exaltiertes Detail für unser juvenil-verspieltes Autofahrerherz ist, dass die Farbe kurz auf rot wechselt, wenn wir die Innenraum-Temperatur erhöhen, und auf blau, wenn wir diese senken. Auf diesem Niveau der Dekadenz angekommen, stellen wir mit großem Bedauern fest: das sieht man nur bei Dunkelheit!

Zeit, den Motor anzulassen. Wir sprechen hier im CLS 53 von einem 3-Liter Sechszylinder Benzinmotor mit 435 PS und 520 Nm, unterstützt von einem 22 PS leistenden Startergenerator mit 250 Nm, der vom 48 Volt Bordnetz gespeist wird. Beim Kaltstart ist das AMG-Triebwerk zu hören, bei Warmstart merken wir nur am Drehzahlmesser, das das System bereitsteht und auf weitere Befehle wartet.

Im Stehen ist das Kühlsystem mit den Ventilatoren lauter als der Verbrennungsmotor. Die Geräuschdämmung ist sowohl am Stand als auch im Sport-Modus in höheren Geschwindigkeitsbereichen perfekt. Fast zu perfekt. Weil einen so ordentlich hochgezüchteten Motor möchten wir schließlich auch hören. Dafür braucht es dann doch den Sport+ Modus.

Na gut. Dann also die rahmenlosen Fenster runter und die Maschine hochdrehen. Nicht nur ein akustischer Genuss, wenn wir bei 6.000 Touren mit den Wippen den nächsten Gang reinschnalzen und der 4Matic+ Allradantrieb die Zweitonnen-Fuhre nochmals mächtig nach vorne zieht.

Wenn's pressiert, in 4,5 Sekunden auf 100 km/h. Es gereicht uns aber auch umgekehrt zur Freude, wenn wir vor der nächsten Kurve kräftig in die Eisen steigen und den Befehl geben, runterzuschalten. Das Tier zeigt seinen Widerwillen mit kräftigem Zwischengas und räudigem Fauchen.

Der 4Matic+ Allradantrieb wurde übrigens für die sportlichen AMG-Modelle entwickelt. Die vollvariable, performance-orientierte Drehmomentverteilung kombinert hier die Vorteile des Allrad mit den Vorteilen des Heckantriebes.

Das Fahrzeug lässt sich in fünf Modi von Eco bis Sport+ justieren. Dabei werden Motor, Getriebe und Stoßdämpfer unterschiedlich eingestellt. Anzumerken ist, dass das Luftfahrwerk auch in der Comfort-Einstellung eher straff ist, und dass ambitionierte Fahrer das ESP auch in Sport+ händisch deaktivieren müssen.

In den eigenen Mercedes-AMG CLS 53 einsteigen dürfen alle, die zumindest 116.500 Euro über den Ladentisch schieben. Freilich ist man versucht, aus der umfangreichen Zusatzausstattungsliste noch ein paar Nettigkeiten auszuwählen. Und schon stehen, wie bei unserem Testwagen, schlappe 147.930 Euro am Kaufvertrag.

Sparefrohs unter den Käufern können sich immerhin an dem von Mercedes angegebenen Normverbrauch von 8,9 Liter auf 100 km erfreuen. Im Testschnitt benötigten wir allerdings 11 Liter feines 100-oktaniges Superbenzin.

Plus
+ die Schönheit, z.B. vier Türen ohne Fensterrahmen – schade, dass die B-Säule wegen der Stabilität erhalten bleiben muss
+ elegant-unaufgeregte Sportlichkeit
+ Beifahrersitz lässt sich von der Fahrerseite aus elektrisch verstellen
+ Reifentemperaturanzeige

Minus
- um das Kontroll-Rad an der Mittelkonsole zu bedienen, liegt das Handgelenk auf dem unangenehm kalten Touchpad
- die Kindsköpfe unter uns monieren, dass die Auspuff-Geräusche sich nicht individuell aktivieren lassen

Resümee
Mit dem CLS ist Mercedes ein sehr ästhetisches Fahrzeug gelungen, das durch das AMG-Design nochmals dezent aufgewertet wird. Wer sich für dieses Auto entscheidet, bekommt einen für seine Verhältnisse unauffälligen, aber mordsmäßig kräftigen Cruiser. Ideal für einen eleganten Auftritt – aber mindestens genauso gut, wenn zwischendurch der Hafer sticht.

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