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Fliegen ohne Flügel

Der Mercedes SLS erregt als auch als Roadster großes Aufsehen - und das ganz ohne die spektakulären Flügeltüren.

mid/fw

Wenn bei strahlendem Sonnenschein plötzlich ein Donnergrollen zu hören ist, Fußgänger die Hälse verdrehen und die Lippen ein "Wow" formen oder Touristen die Handy-Kameras zücken, dann ist ganz sicher soeben ein Mercedes SLS AMG Roadster über den Boulevard gerauscht.

Auch ohne die spektakulären Flügeltüren erregt der offene Zweisitzer mit den klassisch sportlichen Proportionen großes Aufsehen. Hinter der endlos scheinenden Motorhaube sitzt der Fahrer in einer 4,64 Meter langen Aluminium-Space-Frame-Karosse, die sich 1,96 Meter breit und 1,26 Meter tief über dem Asphalt duckt.

Wie beim Coupé erinnern der breite Grill mit dem großen Stern sowie die Finnen auf der Haube und den Flanken an den historischen 300 SL aus den 50er-Jahren. Auf dem kurzen breiten Heck liegt bündig ein dreilagiges Stoffverdeck mit nahtlos integrierter beheizbarer Heckscheibe, das sich auf Knopfdruck in elf Sekunden bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h automatisch öffnen und schließen lässt.

Der Kofferraum - egal, ob mit offenem oder geschlossenem Verdeck - fasst 173 Liter. Das ist zwar nicht viel, aber das Coupé hat mit 176 Liter auch kaum mehr Stauraum. Die Sicht nach hinten ist - egal ob offen oder geschlossen - gleich null, doch wofür gibt es Parksensoren?

Interieur im Cockpit-Stil

Das Interieur setzt wie im Coupé ganz auf Flugzeug-Cockpit: mit einer Instrumententafel in Form eines Flügelprofils, vier Belüftungsdüsen im historischen Jet-Triebwerk-Look sowie dem kleinen Automatik-Wahlhebel auf der mattierten Metallmittelkonsole in Form eines Schubkraftreglers.

Materialien und Verarbeitung wirken sehr hochwertig. "Alles, was sie fühlen, ist natürlich echt", betont Mercedes-Vertriebsvorstand Joachim Schmidt, wenn auch nicht immer selbstverständlich ab Werk eingebaut. Die zweifellos optisch gut harmonierenden Carbon-Zierelemente beispielsweise kosten 5.157 Euro extra.

Noch teurer wird es, wenn man schwarzes, zweifarbiges oder exklusives Leder wählt, von Hightech-Spielereien gar nicht zu reden. Fahrer und Beifahrer finden dafür auf den serienmäßigen Sportsitzen bequem Halt, auch wenn es mal etwas rasanter wird. Und ganz nebenbei ist auch der Ein- und Ausstieg deutlich leichter und sieht eleganter aus als beim Übersteigen der breiten Türschweller im Coupé.

Technisch gesehen unterscheidet sich der Open-Air-SLS nicht von der geschlossenen Version. Allerdings, sagt Mercedes-Mann Joachim Schmidt, "wenn Sie aus einem Coupé einen Roadster machen, wird er natürlich schwerer".

Denn die Stabilität ohne festes Dach und Flügeltüren wird durch Mehrgewicht in Form von zusätzlichen Verstrebungen und steiferer Karosserie erkauft. Dennoch haben die AMG-Ingenieure den Roadster mit 1.660 Kilogramm nur rund 40 Kilo schwerer als das Coupé werden lassen.

Power ohne Ende

Auf der Straße ist von den zusätzlichen Pfunden nichts zu spüren. Der weltweit stärkste V8-Saugmotor in Serie sorgt mit seinen 571 PS in jeder Situation für gewaltigen Punch, katapultiert mit 650 Nm Drehmoment die Fuhre in rennsportähnlicher Beschleunigung von 3,8 Sekunden auf Tempo 100.

Erst bei 317 km/h wird er von der Elektronik eingebremst. Nicht weniger beeindruckend ist die Leichtigkeit und Präzision, mit der die wuchtige Karosse auch durch schnelle Kurven gezirkelt werden kann. Frontmotor und Getriebe an der Hinterachse schaffen hier eine ausgewogene Balance, der lange Radstand sorgt für einen guten Geradeauslauf.

Und weder Querfugen, Bodenwellen, noch Asphaltrinnen bringen die stocksteife Karosserie aus der Spur. Auf die Straße gelangt die Kraft übrigens über eine sehr schnell und unmerklich schaltende Siebengang-Doppelkupplung, die via Drehregler mit vier wählbaren Fahrprogrammen verbrauchsoptimiert (C), sportlich (S), sehr sportlich (S+) oder manuell gesteuert werden kann.

Akustische Showeinlagen in Form von kurzen Zwischengastönen beim Runterschalten sind in den Sportmodi inklusive. Gewaltig auch der Spritkonsum: Schon der Normverbrauch beträgt 13,2 Liter, und der Kraftstoffkonsum bei unseren Testfahrten lag noch einmal um gut fünf Liter höher. Andererseits kauft, wer 239.900 Euro für ein Auto ausgibt, dies ganz sicher nicht in erster Linie aus ökologischen Motiven.

Gute, aber nicht komplette Ausstattung

Die Serienausstattung ist zwar üppig, als Rundum-Paket kann man sie aber nicht bezeichnen: Dazu gehören neben dem erwähnten schwarzen Leder noch beheizbare Sportsitze und das vollautomatische Stoffverdeck sowie die übliche Sicherheitsausrüstung und auch noch eine Zweizonen-Klimaautomatik, ein Multimedia-Navi-System mit DVD-Laufwerk und Sprachbedienung, Keyless-Go-Startknopf, Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Fahrlicht-Assistent oder Metallic-Lackierung.

Kommen zu den eingangs erwähnten Carbon-Zierelementen im Interieur noch Sitzlehnen und Einstiegsschienen im gleichen Material hinzu, kostet das Paket sogar 10.308 Euro. Ein Sportfahrwerk mit Dämpferverstellung schlägt mit 2.833 Euro zu Buche. Und auch der aus dem SL und SLK bekannte Warmluftfön in den Kopfstützen ("Airscarf") steht noch mal mit 724 Euro in der kurzen, aber kostspieligen Aufpreisliste.

Warum dort außerdem unter anderen auch noch ein Totwinkel-Assistent für 947 Euro und automatisch abblendende und anklappbare Außenspiegel für 786 Euro zu finden sind, lässt sicher auch den betuchten SLS Roadster-Kunden nur die Stirn runzeln.

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