AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Coup Ingolstadt

Jetzt bekommt auch das noble Großcoupé von Audi, der A7, die automobile Steriodkur verpasst - der RS7 stemmt nun 560 PS und 700 Nm.

mid/tl

Leistung lohnt sich. Zumindest für die deutschen Premium-Marken. Für Kunden, bei denen es gerne immer etwas mehr sein darf, ist bei Mercedes AMG, bei BMW die M GmbH und bei Audi die Quattro GmbH zuständig.

Das jüngste Produkt der Ingolstädter zielt als RS 7 auf den solventen Geschäftsmann, der gerne auch weite Etappen selbst zurücklegt und dabei das Leistungsangebot und die fahrdynamischen Fähigkeiten eines Sportwagens genießen will. Audi ist mit dem RS 7 Sportback ein wenig spät dran, denn bei Mercedes hat sich der aktuelle CLS AMG 6,3 seit Frühjahr 2011 mit bis zu 410 kW/557 PS längst etabliert. Und BMW ist bei den Limousinen mit Coupé-Form seit Juli 2012 mit dem M6 Grand Coupé mit 412 kW/560 PS vertreten.

Macht nichts, denn das Warten auf den Business-Jet von Audi hat sich gelohnt, denn schon beim ersten Platznehmen beginnt die Selbstverpflichtung zu strikter Objektivität des Auto-Chronisten in den Grenzbereich zu driften. Perfekter lässt es sich in einem Auto derzeit wohl nicht sitzen. Optimal verstellbar, perfekt bei der seitlichen Abstützung des Körpers und mit weichem Leder bezogen sind die vorderen Sitze frei von jeglichem Makel. Das Interieur, wie im bürgerlichen A 7 geschmackssicher angerichtet und in feinsten Materialien perfekt verarbeitet, verstärkt den spontanen Wohlfühlfaktor.

Der Druck auf den Startknopf erweckt einen V8-Benzindirekteinspirtzer mit doppelter Turboaufladung zum Leben. Die 412 kW/560 PS, die das Triebwerk entwickelt, verwandeln den immerhin zwei Tonnen schweren A 7 in jeder Situation zum leichtfüßigen Füllen. Die Achtgangautomatik verwaltet mustergültig jede Leistungsexplosion und verteilt sie frei von Verlusten und Schlupf an alle vier angetriebenen Räder. Eindrucksvoll wie die Leistung ist auch die Durchzugskraft des Motors, der sein maximales Drehmoment von 700 Nm bereits bei 1.750/min abgibt und bis 5.500/min aufrecht erhält.

Der V8 markiert einen radikalen Wandel gegenüber dem aufgeladenen V10, der zwischen 2008 und 2010 im Audi RS 6 seinen Dienst verrichtet hatte. Der V10 mit fünf Litern Hubraum hatte sogar 426 kW/580 PS entwickelt. Allerdings war der Normverbrauch mit 13,9 Litern auch wenig zukunftsträchtig. Die Senkung auf 9,8 Liter beim RS 7 ermöglichte einmal das kräftige "Downsizing", also die Verringerung des Hubraums um einen ganzen Liter und der Verzicht auf zwei Zylinder; zum anderen ein neues System, das Audi als "Cylinder on Demand" (COD) bezeichnet. Bei mittlerer oder geringer Last legt es vier der acht Zylinder still, indem es die Ventile der entsprechenden Verbrennungseinheiten verschlossen hält. Somit bummelt der RS 7 durch den Stadt- oder Landstraßenverkehr als Vierzylinder mit entsprechend reduziertem Verbrauch.

Der Fahrer merkt davon nichts. Ein leichter Tritt auf´s Gaspedal und der Motor brummt erst sonor, um später ein zorniges V8-Gebrüll von sich zu geben. In den serienmäßigen 20-Zoll-Felgen finden riesige Bremsscheiben Platz, vorne sind es innenbelüftete Scheiben mit 390 Millimetern Durchmesser, die den Viersitzer aus jedem Tempo mühelos verzögern und viel Vertrauen vermitteln. Auf Wunsch darf es auch eine Keramikbremsanlage sein.

Das Kostenkapitel ist naturgemäß der Wermutstropfen beim RS 7. Doch unter dem Aspekt, dass dieses Auto eigentlich zwei Fahrzeuge ersetzt, gehen die Preise für Anschaffung und Unterhalt in Ordnung. Mit den Kriterien einer Limousine betrachtet, weist der RS 7 ebenfalls weder Fehl noch Tadel auf. Platz ist mehr als genug vorhanden. Im Fond reist es sich mit viel Beinfreiheit. 535 Liter Volumen für den Gepäckraum sind auch für die große Reise gut geeignet und kein Sportwagen der Welt bietet die Option, die Lehnen der Rücksitze so zu klappen, dass ein Transportvolumen von maximal 1.390 Litern entsteht. Der lange Radstand von 2,92 Metern unterstützt den guten Komfort, den die Fahrwerksentwickler bei der Abstimmung trotz der sportlichen Qualitäten realisieren konnten.

Die fahrdynamischen Fähigkeiten des reinrassigen Sportwagens, der im RS 7 steckt, auf kurvigem Geläuf auch nur im Ansatz zu verkosten, erfüllt im öffentlichen Straßenraum schnell den Tatbestand des "gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr".

Sportwagen oder souveräne Reiselimousine, der Audi RS 7 beherrscht beide Rollen in beeindruckender Perfektion. So sehen Autos aus, von denen Normalsterbliche träumen sollten, wenn sie in Hoffnung auf sechs Richtige ihren Tippschein bei der Lottostelle abgeben.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Hypercar aus Molsheim mit Plug-in-Hybridtechnologie

Bugatti Tourbillon in Wien präsentiert

Das erste Modell unter Bugatti-Chef Mate Rimac wirft seine Schatten voraus: Erstmals konnten wir mit dem 1.800 PS starken Tourbillon im neuen Showroom in Wien auf Tuchfühlung gehen. Marktstart ist 2026.

Mit dem Tayron erhebt VW eine ehemalige Tiguan-Variante zum eigenständigen, betont hochwertigen und luxuriösen Modell. Inklusive sieben Sitzen, viel Technik und Komfort.

Elektro kommt, so viel steht schon mal fest

Was der Autohandel 2025 zu erwarten hat

Die österreichische Verkaufsplattform willhaben hat sich mit den wichtigsten Änderungen befasst, die in diesem Jahr auf die heimische Automobilbranche zukommen. Folgende Punkt haben sich dabei als besonders markant entpuppt.

Das doppelte Trio

Nissan X-Trail e-4orce im Test

Hybrid bedeutet beim Nissan X-Trail: Gleich drei E-Motoren treffen auf einen Dreizylinder-Benziner. Der Effekt dieser Zusammenarbeit ist ungewohnt, aber erstaunlich.

Wiener Automesse im Jänner 2025

Vienna Drive: Neuheiten in Wien zu sehen

Die "Vienna Autoshow" ist Geschichte, mit der "Vienna Drive" wird der Messegedanke vom 16. bis zum 19. Jänner 2025 parallel zur Ferienmesse wiederbelebt. Aussteller sind diesmal die Händler, erstmals werden Probefahrten angeboten.

Carrera Hybrid Rennbahn im Test

Neue Zeitrechnung bei Carrera

Wer schon immer das Motto „freie Fahrt!“ verfolgte, wird mit dem neuen Rennbahnsystem samt App, KI und Tuningmöglichkeiten glücklich.