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Interview mit Akasol-Chef Sven Schulz

„Ein Elektroauto darf nicht mehr kosten als ein Benziner“

Der Chef des Batterieherstellers Akasol sieht Elektroautos auf dem Vormarsch - wenn sich die Kosten über Stückzahlen senken lassen.

Georg.Koman@motorline.cc

Sven Schulz hat als Eigentümer und Geschäftsführer die familiengeführte Schulz Group aus Darmstadt in wenigen Jahren zu einer global agierenden Automobilzulieferer-Gruppe ausgebaut.

In der Elektromobilität sieht er die Zukunft der Automobilindustrie: Das Tochterunternehmen Akasol Engineering hat den Bau ihres Vorserien-Batteriemoduls auf Lithium-Ionen-Basis im März 2010 erfolgreich abgeschlossen. Akasol Engineering steht derzeit in Verhandlungen und Gesprächen mit mehreren Automobilherstellern.

Wie darf man sich Ihr Batteriemodul vorstellen: Handelt es sich dabei um einzelne Einheiten, von denen man je nach Größe und Leistungsanforderung des Fahrzeugs unterschiedlich viele koppeln kann?

Schulz: Die Batteriezellen werden in ein Modul verbaut. Von diesen Modulen wird eine je nach Leistungsanforderung des Fahrzeugs angepasste Anzahl zu einem Batteriesystem verbunden. Dieses System wird dann im Fahrzeug verbaut und treibt den Elektromotor an.

Wurde das Batteriemodul bisher nur stationär oder bereits in einem bestimmten Fahrzeug getestet?

Das Batteriemodul wird momentan auf mehreren Prüfständen getestet. Dabei wird das Modul auf Leistungsanforderungen vom Elektroroller bis zum Elektrobus eingehend geprüft. Ebenso wird das Batteriesystem bereits in einem internen Testfahrzeug getestet, im Frühjahr 2011 wird das Batteriesystem mit einem externem Testfahrzeug präsentiert werden.

Wie sehen Sie die Stellung der Batteriehersteller im Markt?

Die Batterie ist die Schlüsseltechnologie auf dem Weg zu einer elektromobilen Zukunft. Aufgrund der Diskussionen um den fortschreitenden Klimawandel und die steigenden Ölpreise erhält das Thema Elektroauto mittlerweile auch einen größeren Stellenwert in der Politik, die inzwischen diese Entwicklung mit Fördergeldern und festgelegten Zielen (eine Million Elektroautos in Deutschland bis 2020) forciert. Automobilhersteller stehen jetzt unter Zugzwang und in starkem Wettbewerb untereinander, um schnell effiziente Lösungen zu finden.

Warum sollte ein Automobilhersteller lieber mit Ihnen zusammenarbeiten als zum Beispiel mit einem asiatischen Hersteller?

Die asiatischen Batterieanbieter kommen entweder aus dem Bereich Consumer Elektronik oder beschäftigen sich im Gegensatz zu uns erst seit wenigen Jahren mit dem elektrischen Antriebsstrang. Zudem ist Akasol Engineering bereits heute in der Lage, ein serienreifes und automotive-taugliches Batteriesystem – adaptierbar für unterschiedlichste Fahrzeugtypen – anzubieten, das allen Anforderungen eines effizienten elektrischen Antriebs gerecht wird.

Des Weiteren ist die Batterie aufgrund der Automatisierungsexpertise der Schulz Group von Anfang an mit Blick auf die Großserienproduktion entwickelt worden, was einen klaren Vorteil und ein erhebliches Kosteneinsparungspotenzial für die Automobilhersteller bedeutet.

Es gibt schon jetzt einige Anbieter, die sehr viel weiter als Sie zu sein scheinen. Sie steigen jetzt erst richtig in die Tests ein, ist das nicht zu spät?

Sicher, eine ganze Reihe von Unternehmen beschäftigt sich intensiv mit Forschung und Entwicklung von Batterien. Allerdings liegt bis heute kein Komplettsystem für Energiespeicher und Antrieb eines Elektrofahrzeugs vor. Es gibt zwar heute bereits Elektroautos, überwiegend sind deren Batterien jedoch aus bereits existierenden Akkus und deshalb kaum serientauglich.

Was muss ein Batteriesystem können, damit es sich am Markt durchsetzt?

Es muss die Erwartungen der Automobilhersteller ebenso erfüllen wie die der Endkunden. Klar ist, dass Sicherheit, Zuverlässigkeit und ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis wesentliche Kriterien sind. Es ist zu erwarten, dass für eine Vielzahl von Kfz-Modellen eine hohe Zyklenfestigkeit über mehrere tausend Ladevorgänge sowie eine Energiedichte von mehr als 150 Wattstunden pro Kilogramm unabdingbar sein werden.

Für einen möglichst breiten Einsatz muss das System auch bei Umgebungstemperaturen von minus 20 bis plus 50 Grad Celsius reibungslos funktionieren. Unsere Mitarbeiter kennen diese Anforderungen und orientieren sich bei der Entwicklung daran. Darüber hinaus profitieren wir aber auch von der Schulz Group, die aus langjähriger Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie genau weiß, dass neben den Produktanforderungen auch Punkte wie Lieferfähigkeit und Termintreue enorm wichtig sind.

Autofahrer wiederum setzen auf lange Ladezyklen, möglichst kurze Ladevorgänge und eine hohe Crashsicherheit, damit die Batterie auch einen Unfall unbeschadet übersteht. Unser System erfüllt all diese Anforderungen.

Europaweit strebt man bis 2020einen Anteil an Elektroautos von rund drei Prozent an. Welche Herausforderungen sehen Sie auf diesem Weg?

Das Elektroauto darf den Fahrer nicht mehr kosten als heute ein Benziner – und wenn leistungsstarke Batterien in einigen Jahren massenhaft produziert werden und die Preise in der Folge stark fallen, wird das in Anbetracht der geringeren Betriebskosten eines Elektroautos zunehmend realistisch.

Mehrere Studien gehen davon aus, dass aufgrund der Marktentwicklung die durchschnittlichen Kosten pro Kilowattstunde bis 2015 von heute ca. 1.500 auf rund 350 Euro sinken werden. Selbstverständlich brauchen wir dann auch eine bessere Ladeinfrastruktur, wofür aber sicher die Energieunternehmen sorgen werden. Der wachsende Bedarf wird auch hier ein Angebot schaffen.

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