
Jahres-Pressekonferenz Bosch: Bilanz & Ausblick | 04.05.2010
Frischer Wind
Es geht wieder aufwärts: 2009 war auch für Bosch Österreich ein hartes Jahr, man bewältigte es aber fast ohne Mitarbeiterabbau.
Karl Strobel, Vorstand der Robert Bosch AG Wien und Repräsentant der Bosch-Gruppe in Österreich, bringt es auf den Punkt: „2009 war für uns das härteste Jahr seit Ende des Zweiten Weltkrieges.“
War bereits 2008 der Umsatz in Österreich um neun Prozent zurückgegangen, tat er dies 2009 nochmals um 17,6 Prozent. Schuld daran war hauptsächlich die Krise im Automobilgeschäft, dem wichtigsten Standbein von Bosch – auch in Österreich (weitere Geschäftsfelder sind Heiztechnik, Medizintechnik und Haushaltsgeräte).
Dennoch berichtet Strobel erhobenen Hauptes, und zwar aus zwei Gründen: „Zum einen haben wir diese schwere Krise nahezu ohne Mitarbeiterabbau bewältigt, zum anderen haben wir trotz aller Sparmaßnahmen in Forschung und Entwicklung gleich viel investiert wie im Jahr davor.“
Der Personalstand in Österreich schrumpfte nur marginal (um drei Prozent) auf 2.500 Mitarbeiter.
Und ein kleiner Gewinn vor Steuern (EGT) ging sich mit 8,1 Millionen Euro auch noch aus. 2008 waren es zwar noch 54 Millionen gewesen, die Höhe erklärte sich damals aber auch aus der Auflösung von Rückstellungen.
F&E: Wer spart, hat verloren
In Forschung und Entwicklung investierte man 2009 72,1 Millionen Euro, nach 73,3 Millionen im Jahr davor. Außerdem erhöhte man die Anzahl der Lehrlinge, denn, so Karl Strobel: „Forschung und Entwicklung sowie unsere Lehrlinge sind Investitionen in die Zukunft. Wer hier spart, hat schon verloren.“
Da angesichts der Umsatz- und Auftragseinbrüche trotzdem eisernes Sparen angesagt war, tat man dies vorrangig im Bereich von Urlaubs- und Überstundenkonten.
Ernest Fiedler, kaufmännischer Leiter des Bosch-Werks Hallein: „Zu Beginn des Jahres 2009 hatten unsere Mitarbeiter 46.000 Urlaubstage, am Jahresende 400“ - im Schnitt baute jeder neun Wochen Urlaub ab. Nun spürt man wieder Rückenwind.
Die drei Hauptbereiche in Hallein – Großdiesel, Zahnradförderpumpen und Abgasnachbehandlungssysteme (DENOX) erholen sich nach einem 30-prozentigen Produktionsrückgang. Die Aufträge kommen wieder zahlreicher, obwohl viele Kunden nach wie vor sehr vorsichtig agierten. So rechnet man erst 2012 damit, das Niveau von 2007 wieder zu erreichen.
Going Up
Stichwort Innovation: Im Vorjahr erhielt Bosch den „Innovationspreis des Landes Oberösterreich“ für die Entwicklung einer Einspritzdüse, die 2200 bar Druck verträgt.
Je höher der Druck, desto feiner wird das Gemisch zerstäubt und desto besser kann es verbrannt werden. Das senkt Verbrauch und Abgas-Emissionen gleichermaßen. Inzwischen arbeitet man bereits an Drücken von 2500 bar.
Generell ist Umwelt- und Ressourcenschonung das große Zukunftsthema: Jeden dritten Euro verdient Bosch heute bereits mit umweltschonenden Produkten. Wie etwa die im Steigflug befindlichen Start-Stopp-Systeme, bei denen Bosch zu den zwei größten Playern weltweit zählt. Oder der Elektroantrieb, obwohl Strobel hier bremst: „Die Erwartungshaltung ist viel zu hoch. Wir haben noch einen langen, steinigen Weg vor uns.“
Der Österreich-Chef rechnet 2020 mit einem Elektroautoanteil von lediglich drei Prozent. Dennoch hat Bosch mit Samsung ein Joint-Venture auf dem Sektor der Lithium-Ionen Batterien gestartet, Produktionsstart wird 2012 sein. Einen ersten Kunden gibt es mit VW auch schon. Die Wolfsburger wollen ihren zukünftigen Kleinwagen, den „Up“, auch in einer Elektro-Variante anbieten.