
Magna rüstet sich für die Zeit nach Siegfried Wolf | 29.12.2010
Meute ohne Wolf
Mit Siegfried Wolf verließ kurz vor Jahresende eine Lichtgestalt den Magna-Konzern. Dennoch zeigt man sich in Oberwaltersdorf zuversichtlich.
Bei Magna hatte man in den letzten Monaten keine leichte Zeit: Zunächst scheiterte die geplante Übernahme des Autobauers Opel von GM. Danach musste man den Abgang von einem der besten Manager Österreichs, Siegfried Wolf (Bild links), zu „Basic Elements“, einem Konzern des nicht immer 100-prozentig solventen Oleg Deripaska hinnehmen. Und schließlich gab es auch noch Ärger um die mit überhöhten Stimmrechten versehen Vorzugsaktien des Frank Stronach.
Ganz schön viel Mühsal in ganz schön kurzer Zeit. Aber im austro-kanadischen Konzern wittert man bereits wieder Morgenluft. Oberwasser in Oberwaltersdorf, sozusagen.
Was Opel betrifft, gibt es nicht Wenige im Magna-Konzern, die froh über die abschlägige Entscheidung waren, auch wenn deren Vorbereitung und Sondierung Millionen verschlungen hat.
Neutrale Position ohne Opel
Schließlich kann man nunmehr glaubhaft seinen neutralen Status gegenüber den Automobilherstellern wahren und muss nicht erzürnten Konzernen wie VW oder BMW permanent erklären, dass man trotz Opel-Eigentümerschaft ihnen gegenüber völlig loyal sei.
Dies wäre ohnehin nicht glaubwürdig gewesen und es hätte mittelfristig zweifellos zu spürbarer Auftragsminderung geführt.
Frank Stronachs (Bild links) Sonderregelung via Vorzugsaktien, die ihm eine Stimmenmehrheit von 66 Prozent bei geringem realen Aktienbesitz zusicherten, drückte permanent auf den Kurswert der Firma. Sein Plan, sich seine Anteile um fast 900 Millionen US-Dollar (639 Millionen Euro) abkaufen und auf einen Aktienanteil von 7,4 Prozent reduzieren zu lassen, sorgte zunächst für Unmut, später aber für breites Einverständnis bei den Aktionären.
Auch namhafte US-Analysten nannten diesen Schritt: „short-term pain for long-term gain", also kurze Qual für Langzeitprofit. Und Wolfs Abgang? Zweifellos ein Aderlass für Magna. Inzwischen wurde er als Magna-Europa-Vorstand von Günther Apfalter (Bild rechts) ersetzt, der neben seiner Funktion als Magna-Steyr-Chef auch die Europa-Führung übernimmt.
Solide Quartalszahlen
Und die aktuellen Zahlen zeigen, dass es wohl auch ohne Siegfried Wolf geht, obwohl man die Nachwirkungen seiner Ära natürlich nicht gering schätzen darf. Fakt ist: Magna verdiente aufgrund der wieder herzeigbaren Konjunktur im dritten Quartal 2010 241 Millionen Dollar (169 Millionen Euro), gegenüber schmalen 51 Millionen Euro im Vorjahr.
Im Gesamtjahr 2010 liegt man derzeit bei einem Gewinn von 975 Millionen Dollar (692 Millionen Euro), trotz roten Zahlen zu Jahresbeginn. Es könnte sich sogar das beste Gewinnjahr aller Magna-Zeiten ausgehen.
Und die Zukunft? Man will verstärkt in Elektroautos investieren. Frank Stronach halten seine 78 Lebensjahre nicht von Visionen ab, deshalb sieht er die Zukunft im Elektroauto und gründete mit Magna ein Joint-Venture (75:25 Prozent plus Kontrollmehrheit bei Stronach) für das Vorantreiben der Elektromobilität.
Elekrifizierte Zukunft
Laut Magna-Insidern will man mit „Magna E-Car-Systems“ dabei nicht nur die Batterieentwicklung, sondern auch Motorentechnik bis hin zur Gesamtfahrzeugentwicklung vorantreiben. Ein eigenes Auto mit Magna-Label sei dabei aber nicht vorgesehen, obwohl technisch möglich.
Batterien wollte man zunächst im burgenländischen Kittsee erzeugen, ein Plan, der sich mangels Einigung leider zerschlagen hat. Jetzt sucht Magna weiter, wohl außerhalb Österreichs.