
Audi: Strom aus den Stoßdämpfern | 11.08.2016
Bei Schlagloch Strom
Audi will mit neuen elektromechanischen Rotationsdämpfern (eRot) elektrischen Strom aus den Vertikal-Bewegungen des Rades gewinnen.
mid/mk
Stefan Knirsch, Vorstand Technische Entwicklung bei Audi, ist begeistert: "Jedes Schlagloch, jede Bodenwelle, jede Kurve bringt Bewegungsenergie ins Auto, die in den aktuellen Dämpfern aufgenommen und in Form von Wärme verloren geht. Mit dem neuen elektromechanischen Dämpfersystem im 48-Volt-Bordnetz machen wir uns diese Energie nun zunutze. Zusätzlich haben wir und unsere Kunden ganz neue Möglichkeiten der Fahrwerksregelung."
Die elektromechanischen Rotationsdämpfer sprechen schnell und mit geringerer Trägheit als bisherige Stoßdämpfersysteme an. Ihre dämpfende Wirkung ist regelbar und passt sich so an Fahrbahnunebenheiten und den Fahrstil des Fahrers an. Das Dämpferkennfeld ist über entsprechende Software weitgehend frei programmierbar, was den Funktionsumfang zusätzlich erweitert.
Die Druckstufe beim Einfedern legt Audi komfortabel-weich aus, die Zugstufe kann im Sinne eines präzisen Fahrverhaltens dagegen straff konfiguriert werden. Vorteile bringt auch die Einbaulage der Kombinationen von Generator und Getriebe. Sie lassen sich im Gegensatz zu Teleskopstoßdämpfern horizontal statt vertikal positionieren, das bedeutet einen großen Raumgewinn für den Kofferraum.
Die elektrische Rekuperationsleistung des eRot-Systems beträgt im Testbetrieb auf deutschen Straßen im Mittel 100 bis 150 Watt - von drei Watt auf einer frisch asphaltierten Autobahn bis zu 613 Watt auf einer holprigen Nebenstraße. Im mittleren Fahrbetrieb entspricht dies einer CO2-Ersparnis von bis zu drei Gramm pro Kilometer (entspricht einer Ersparnis von 0,13 Liter Benzin oder 0,11 Liter Diesel pro 100 Kilometer).
Kombiniert werden die elektrischen Dämpfer mit einem 48-Volt-Bordnetz, das die nötige Energie für die Ansteuerung der elektromechanischen Einheiten bereitstellt. Audi plant zunächst mit einer Lithium-Ionen-Batterie, die 0,5 Kilowattstunden Energiekapazität und 13 Kilowatt Spitzenleistung hat. Ein Gleichspannungswandler verbindet hier das 48-Volt-Teilbordnetz mit dem 12-Volt-Hauptbordnetz.
Ein zukünftiger Serieneinsatz in kommende Modellen ist aufgrund der ersten, vielversprechenden Testergebnisse denkbar, sagt Audi. Voraussetzung ist jedoch das 48-Volt-Bordnetz, das ein zentraler Bestandteil der Elektrifizierungsstrategie der Ingolstädter ist. 2017 soll es im Rahmen der zweiten Ausbaustufe zum Hauptbordnetz werden und leistungsfähige Mild-Hybridantriebe mit Energie versorgen.