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Zum 80er: Kia Pride mit E-Antrieb
KIA

Der etwas andere Geburtstag

Kia wird heuer 80 Jahre alt. Und man feiert dies mit einem zum Stromer umgebauten Kleinwagen. Der ursprünglich eigentlich kein Kia war.

Andererseits hat diese Taktik auch wieder System. 1944 als Kyongseong Precision Industry gegründet, konzentrierte man sich ab 1952 vor allem auf die Produktion von Fahrrädern, weil diese Vehikel seinerzeit in Korea einfach das bevorzugte Verkehrsmittel waren. Erst Anfang der 1960er stieg man mit Motor- und Dreirädern in das motorisierte Zeitalter ein, wobei man erst rund zehn Jahre später daran dachte, ein Auto zu produzieren. Die ersten Jahrzehnte beließ man es bei Lizenzbauten, anfangs von Fiats, später dann übernahm man gerne von Mazda bestehende Modelle. So auch den Pride von 1986, der sein Leben in Japan als Mazda 121 begann. Ford griff auch gerne zu diesem Fahrzeug und vermarktete ihn als Festiva. Während es diese Kiste bei uns nur als Dreitürer gab, fertigte Kia den Pride sogar als Fünftürer und er sollte eines der ersten Autos werden, mit dem man auch außerhalb Südkoreas Erfolge feiern sollte. Wenn man es so will, ging die eigentliche Autogeschichte von Kia also erst 1986 los, jedenfalls aber mit diesem kleinen Lizenzwagen, weswegen es für die britische Kia-Tochter nur logisch war, sich für das Jubiläum genau dieses Modells zu bedienen.

Man tat dies aber nicht ganz ohne fremde Hilfe. Electrogenic ist ein Spezialist wenn es darum geht, bestehende Autos auf Stromantrieb umzurüsten, und genau dem vertraute man das hier gezeigte Exemplar von 1993 an. Man änderte nur die notwendigsten Dinge, tauschte den Tank gegen Batterien, Sprit- gegen Stromleitungen und den kleinen 1300er-Benziner mit 60 Pferden gegen einen E-Motor mit 107 PS. Nicht einmal das Getriebe baute man aus, es handelt sich also um einen Stromer mit Kupplung und Schaltknüppel, was aber nicht so wichtig ist. Dank des verdoppelten Drehmoments von mehr als 200 Newtonmetern kann man den dritten Gang einfach drinlassen und einfach losfahren. So oder so ist der Pride nun ein anderes Kaliber im Straßenverkehr. Allein die Beschleunigung von Null auf 100 km/h gelingt acht Sekunden nun 12 (!) Sekunden schneller als mit dem Originalantrieb, sogar die Möglichkeit der Wahl zwischen drei Fahrmodi und unterschiedlicher Rekuperationsstufen gibt es.

Dass man mit den zur Verfügung stehenden 20 kWh nicht ewig weit kommt, ist klar. Kia UK geht von knapp 200 Kilometern aus, wobei man damit eigentlich ein durchaus schlaues Konzept auf die Räder gestellt hat. Klein, leicht, ausreichend – vielleicht das EV-Konzept der Zukunft? So oder so möchte man den Konnex zur Gegenwart auch optisch ein wenig darstellen und verpasste dem Fünftürer nicht nur einen Neulack in White Pearl, einen Farbton, den es auch für EV3 und EV6 gibt. Auch der Innenraum hat nun dezente Akzente in Lindgrün, wie es zum Beispiel beim EV6 GT zu finden ist. Sonst aber blieb alles wie seinerzeit, mit einer Ausnahme: Die Tankanzeige beschäftigt sich nun lieber mit dem Füllstand des Stromspeichers.

In England ist dieser Kia natürlich hochoffiziell zum Straßenverkehr zugelassen, ob das auch in der EU so leicht geht, bleibt aber genauso offen wie die Antwort auf die Frage, ob man diesen Resto Mod-Pride denn jemals wird kaufen können. Aber man kann bei Electrogenic ja einmal durchklingeln.

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