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Vettel: Ferrari wollte ihn nicht mehr
Ferrari

Keine Diskussion, kein Angebot

Die Augen kündigten es nicht an, denn Sebastian Vettel schaute freundlich drein, während sein Gesicht zum Großteil hinter einer roten Maske steckte. Doch als der Formel-1-Star vor dem Saisonauftakt der Motorsport-Königsklasse in Spielberg (Sonntag, 15.10 Uhr) die Bombe platzen ließ, war klar: Das wird keine normale Saison. Wegen der Coronavirus-Pandemie sowieso nicht, wegen des Zündstoffs zwischen Ferrari und dem Deutschen allerdings auch nicht. Denn der 33-Jährige widersprach seinem Noch-Arbeitgeber zum Auftakt des Rennwochenendes deutlich. Ein Start mit Knalleffekt.

mid

Dass beide Parteien nach der Saison 2020 getrennte Wege gehen, sei eine gemeinsame Entscheidung gewesen, hieß es im Mai in einer Pressemitteilung. Das stimmt laut Vettel allerdings nicht.

Bei den Verhandlungen über einen neuen Vertrag habe es "keinen Knackpunkt" gegeben, sagte Vettel. Denn Verhandlungen hätten erst gar keine stattgefunden: "Es war überraschend, als Teamchef Mattia Binotto mich anrief und sagte, dass das Team nicht mehr mit mir weitermachen will. Es gab keine Diskussionen, es lag kein Angebot auf dem Tisch." Das saß.

Brisante Aussagen vor einer Saison, vor der Vettel nicht weiß, wie es danach weitergehen wird für ihn. Klar ist: Der Pilot wird 2021 nicht an den Start gehen, um einfach nur dabei zu sein. Heißt: Stimmt das Paket, würde er weitermachen. "Die Motivation ist auf jeden Fall hoch, wenn sich was Ordentliches ergibt. Ich glaube, ich bin nicht derjenige, der mitmacht, einfach nur um mitzumachen, nur um Geld zu verdienen. Das war noch nie mein Anspruch", sagte er. Eilig hat er es mit einer Entscheidung aber nicht.

Denn dazu gehören am Ende nun mal auch immer zwei, und in der angepeilten Konstellation bleibt als realistische Option nur das Weltmeister-Team Mercedes. "Der Mercedes ist das beste Auto im Feld und in gewisser Weise für jeden von uns Fahrern eine Garantie, dass er, wenn er einsteigt, um den Sieg mitfahren kann. Wie ich gesagt habe, ist es mir wichtig, dass ich ein konkurrenzfähiges Auto haben werde. Deswegen wäre das eine Option." Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff räumte Vettel bei der Vergabe der Cockpits zuletzt eine Außenseiter-Chance ein. Die Verträge von Weltmeister Lewis Hamilton und seinem Teamkollegen Valtteri Bottas laufen aus, doch das Duo hat sich in den letzten Jahren als harmonisch und erfolgreich bewiesen.

Eine einjährige Pause spielt momentan dagegen keine Rolle in seinen Überlegungen. "Wenn du bereit bist, die Tür zu schließen, dann solltest du wirklich dazu bereit sein. Und nicht darauf hoffen, dass sie sich wieder öffnet", so Vettel.

Bedeutet für Vettel: Viel wird davon abhängen, wie er sich in seiner Abschiedssaison bei Ferrari präsentiert. Das Problem: Der Ferrari ist offenbar nicht schnell genug, und während die Konkurrenz Updates mit nach Spielberg gebracht hat, ist Vettels Dienstauto dort, wo es bei den Testfahrten im Februar war. Und schon damals war man hinter Mercedes und Red Bull nur dritte Kraft.

Deshalb wird Vettel vor allem am Duell mit seinem Teamkollegen Charles Leclerc gemessen, mit dem es bereits 2019 das eine oder andere Mal krachte. 2020 erst recht, nach der offenbar unsauberen Trennung? Vettel lächelte hinter seiner Maske, er wusste, dass diese Frage kommen würde. "So sehr du den eigenen Erfolg willst", sagte er, "am Ende arbeitest du für ein Team. Das ist auch in diesem Jahr nicht anders. Gleichzeitig fährt man aber für sich selbst. Ich werde Charles sicher nicht vorbeiwinken oder ihm das Leben leichter machen."

Andreas Reiners / mid

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