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Die goldene Mitte

Wenn sich jemand in der Mitte des Lebens befindet, dann steht er voll im Saft. Bei Motorrädern ist das etwas anders. Hier beherrscht das Extreme die Szene.

mid/nm

Der sogenannten Mittelklasse haftet das Image von Langeweile und Durchschnitt an. Viele Modelle fühlen sich in Nischen wohler als in der massentauglichen Mitte, egal ob Superbike, Tourer oder Enduro.

Das könnte sich mit der neuen Suzuki V-Strom ändern. Seit 2002 gehört die Reiseenduro zum Modell-Programm der Japaner. Nun erlebt die große V-Twin-Enduro eine Renaissance, hat mit dem Vorgänger aber kaum noch etwas gemein. Selbst der flüssigkeitsgekühlte 90-Grad-V2 besitzt nur noch wenig Verwandtschaft mit dem Original aus der Suzuki TL 1000, obwohl die nackten Zahlen das nicht vermuten lassen.

Gerade einmal zwei PS mehr leistet der DOHC-Viertaktmotor, der Hubraum wuchs über eine größere Bohrung bescheidend von 996 ccm auf 1 037 ccm. Im Detail hat der Hersteller etwa das Kolbengewicht reduziert, die Zylinder mit jeweils zwei Zündkerzen ausgestattet und die Einspritzanlage optimiert. Der neue Flüssigkeitskühler arbeitet effizienter, so dass ein Ölkühler nicht mehr notwendig ist.

Suzuki positioniert die V-Strom zwischen die größeren und stärkeren Schwergewichte von BMW, KTM, Ducati und Triumph auf der einen und Modellen wie der Triumph Tiger 800 und der BMW F 800 GS auf der anderen Seite. Die Stärke der 1000er ist nicht die Maximalleistung von 74 kW/100 PS, obwohl die auf der Landstraße völlig ausreicht, um richtig Spaß zu haben und auf der Autobahn für einen Top-Speed um die 200 km/h sorgt. Highlight ist das maximale Drehmoment von 103 Nm bei 4000/min.

Die Umsetzung von Gasannahme und Übertragung der Leistung mittels butterweich zu schaltendem Sechsganggetriebe auf die Straße vollziehen sich weich und gleichmäßig und mit viel Vortrieb. Das beeindruckt sportlich ambitionierte Fahrer und genauso zurückhaltende Tourenfahrer, die sich nicht im geringsten überfordert fühlen. Selbst aus engen Serpentinen heraus verfällt der V2 nicht in das von Zweizylindern bekannte Ruckeln bei niedrigen Drehzahlen. Ob der Fahrer nun sportlich oder tourig unterwegs ist, mit einem Benzinverbrauch von rund sechs Litern auf 100 km bewegt sich die V-Strom auch hier in der Mitte.

Die Wendigkeit und Agilität verdankt die V-Strom vor allem dem grundlegend neuen Fahrwerk mit in Druck- und Zugstufe einstellbarer Upsidedown-Gabel, einem neu gezeichneten Alurahmen und einem jetzt über ein Stellrad in der Vorspannung veränderbarem Zentralfederbein. Vor allem die vom Vorgängermodell bekannte Neigung zur Unruhe bei hohen Geschwindigkeiten gehört der Vergangenheit an. Die V-Strom läuft auch dank eines längeren Radstands wie auf Schienen. Ihre Handlichkeit verdankt sie vor allem dem eingesparten Gewicht. Mit vollgetankt 228 Kilo wiegt die Reiseenduro beispielsweise 10 Kilo weniger als die neue BMW R 1200 GS. Der schmaler gestylte Sitz (als Zubehör auch in einer 35 mm höheren sowie 30 mm niedrigeren Variante lieferbar) verbessert zudem die Ergonomie, die aufrecht sitzend ein entspanntes Fahren ermöglicht und auch längere Autobahnfahrten erträglich macht.

Bei der Ausstattung bietet Suzuki den aktuellen Standard: Das serienmäßige Bosch-ABS mit Doppelscheibe vorne und radial montierten Vierkolbenbremszangen arbeitet in Verbindung mit einer Scheibe hinten unauffällig effektiv und in allen Situationen gut dosierbar. Genauso unspektakulär funktioniert die erste von Suzuki entwickelte Traktionskontrolle, deren Einsatz eigentlich nur am aufflackernden gelben Lämpchen im Cockpit wahrnehmbar ist. So soll es sein. Das technische Hilfsmittel kann über einen Schalter am Lenker in zwei Stufen den individuellen Bedürfnissen angepasst oder aber abgeschaltet werden.

Ein neues Features ist zudem das aufgeräumte, gut ablesbare und umfangreich informierende Cockpit aus analogem Rundinstrument für Drehzahl und zwei Digitaldisplays. Ebenfalls neu ist die auf den ersten Blick etwas klein erscheinende Windschutzscheibe. Der dreifach per Fingertip stufenlos im Anstellwinkel einstellbare Windabweiser erfüllt seinen Dienst aber ordentlich. Wem das nicht genügt, dem bieten die Japaner als Zubehör alternativ eine höhere Scheibe an. Mit der Markteinführung im Januar soll ohnehin ein umfangreiches Ausstattungspaket erhältlich sein, bestehend unter anderem aus einem Koffersystem mit zwei sehr kleinen Koffern und einem Topcase in zwei Größen, Heizgriffen, Handprotektoren, Nebelleuchten, Unterfahrschutz und Sturzbügel.

Mit der Suzuki V-Strom 1000 beweisen die Japaner, dass die Mitte keineswegs Mittelmaß sein muss. Mit dem 13.990 Euro teuren V-Twin dürften sie zudem auch beim Preis den goldenen Mittelweg gefunden haben.

Technische Daten Suzuki V-Strom 1000 ABS

Straßenenduro mit flüssigkeitsgekühltem Zweizylinder 90-Grad-V-Motor; vier Ventile; dohc; Doppelzündung; Hubraum: 1 037 ccm; BohrungxHub: 100 mm x 66 mm; max. Leistung: 74 kW/100 PS bei 8 000/min; max. Drehmoment 103 Nm bei 4 000/min; elektronische Kraftstoffeinspritzung; geregelter Katalysator; 6-Gang-Getriebe; Fahrwerk: Leichtmetall-Brückenrahmen; Aluschwinge; Upsidedown-Gabel; angelenktes Zentralfederbein hinten; zwei Scheibenbremsen vorn, eine Scheibe hinten; ABS; Traktionskontrolle; Reifen vorne: 110/80R19, hinten: 150/70R17; Maße: Radstand 1 555 mm, Sitzhöhe 850 mm, Gewicht fahrfertig 228 kg, Tankinhalt 20 l; Listenpreis 13.990 Euro

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