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Neuer V-Mann

Die letzte größere Überarbeitung der Honda VFR800F ist mittlerweile zwölf Jahre her, und so war die Zeit für eine gründliche Modernisierung überreif.

Thilo Kozik/mid

Kaum ein Motorrad hat so eine loyale Anhängerschaft wie Hondas VFR. Seit der ersten VFR von 1986 hat diese besondere Kombination aus sportlichem Anspruch und tourentauglichen Qualitäten über fünf Modellgenerationen überzeugt.

Rund 75.000 VFR fahren über Europas Straßen. Die letzte größere Überarbeitung ist mittlerweile zwölf Jahre her, und so ist die Zeit für eine gründliche Modernisierung überreif. Die Erwartungen an die sechste VFR-Generation sind entsprechend hoch.

Deshalb hat Honda die 2014er-Auflage mit zahlreichen Neuerungen versehen. Die umfassen Verkleidung, Tank, Sitzbank, Telegabel, Pro-Arm-Einarmschwinge, Auspuffanlage, Felgen, einen höhenverstellbaren Sitz, Traktionskontrolle, ABS, beheizbare Griffe und selbstrückstellende Blinker.

Damit zeigt sich die Optik der Vorzeige-Honda deutlich modernisiert, ohne die typische Linie einer VFR zu verwässern. Gleichzeitig wurde das Gewicht um 10 Kilo gesenkt und die Motorcharakteristik auf mehr Durchzugskraft getrimmt.

Größtes Alleinstellungsmerkmal der VFR ist und bleibt der Antrieb: Der flüssigkeitsgekühlte V4-Motor mit 782 Kubikzentimetern Hubraum ist als einziger Motorradmotor mit einem sogenannten "VTEC-System" versehen. Dabei operiert der Motor in unteren Drehzahlen für guten Durchzug mit zwei Ventilen, ab 6.500/min aber sind alle vier Ventile aktiv, um eine gute Leistungsausbeute bei hohen Drehzahlen zu bekommen.

Für die neue VFR stehen damit 78 kW/106 PS Spitzenleistung bei 10.250 Touren zu Buche. Das maximale Drehmoment von 75,1 Nm liegt bei 8.500 Touren an.

Im Fahrbetrieb begeistert das sanfte Ansprechverhalten und der saubere, gleichmäßige Durchzug aus dem Drehzahlkeller. Der früher deutlich ruckelnde Übergang zum Vierventil-Betrieb ist nur noch akustisch wahrnehmbar, wenn der Motor aus heiserem Bellen plötzlich lauter und aggressiver schnarrt.

Munter dreht er in Richtung rotem Bereich hoch, die Drehzahlgier eines Reihenvierzylinders erreicht der souveräne Antrieb indes nicht. Unangenehme Lebensäußerungen gibt es keine, das stets präsente niederfrequente Wummern unterstützt den subjektiv bulligen Charakter der Antriebsquelle.

Überbordende Dynamik und Agilität ist nicht das Ding des "Vau-Manns". Dafür trägt er trotz Diätmaßnahmen - allein der neue Auspuff neben dem Hinterrad statt im Heck spart fünf Kilogramm Gewicht - immer noch zu viel Hüftspeck mit sich herum: 239 Kilo Lebendgewicht wollen von 106 PS bewältigt werden.

Um das entspannter zu tun, zeigt sich das Sitzplatzarrangement etwas weniger sportlich mit aufrechtem Oberkörper und einstellbarer Sitzhöhe zwischen 809 Millimeter und 789 Millimeter. Dabei dürfte die Basiseinstellung dank der schmalen Hüfte annähernd für jede Statur passen.

Auf jeden Fall vermittelt das sportlich-relaxte Ambiente eine ausgezeichnete Fahrzeugkontrolle. Souverän bewegt sich die VFR auf kurvigen Strecken, nimmt schnelle Radien mit der stoischen Ruhe eines Großtourers und liefert auch auf unebenem Geläuf einen ausgezeichneten Fahrkomfort.

Dank des steifen, unveränderten Leichtmetall-Brückenrahmens und der sportiven Abstimmung von Upside-Down-Gabel und Zentralfederbein hält sie auch dort ihre einmal eingeschlagene Bahn stur ein und erfreut mit hoher Neutralität und Lenkpräzision. Trotz der zentralisierten Massen - der Heckrahmen ist nun drei Kilo leichter als beim Vorgänger - verlangt die VFR im engen Revier nach Körpereinsatz.

Sie will mit Nachdruck zum schnellen Schräglagenwechsel und dem Einfahren in enge Kurven überredet werden. Dabei opfert sie in bester Sporttourer-Manier mögliche Agilität einem jederzeit Vertrauen erweckenden und nachvollziehbaren Fahrverhalten.

Dieses bekommt mit den neuen Bremsen einen guten Schuss Sportlichkeit verliehen: Radial angeschlagene Vierkolben-Festsattelzangen beißen herzhaft zu und lassen sich knackig dosieren für ein kristallklares Bremsvergnügen auf Supersport-Niveau.

Dafür verzichteten die Entwickler bewusst auf die zuvor verbaute Kombibremse. Vorder- wie Hinterbremse agieren nun unabhängig voneinander. Das gute ABS haben sie beibehalten.

Besonders üppig fällt die Ausstattung des neuen Honda-Vorzeige-Sporttourers aus. Die reicht von der abschaltbaren Traktionskontrolle TCS über Heizgriffe und eine Ganganzeige im Cockpit über den Drehknopf für die Federvorspannung des Federbeins bis zu beheizbaren Griffen.

Leider ist die Integration dieser Elemente nicht immer gelungen, wie der auf dem Lenker prangende TCS-Schalter oder das unschöne Kabelgewirr der Heizgriffe beweist. Auch eine Fernbedienung der Cockpit-Anzeigen vom Lenker aus hätte dem einstigen Technologieträger gut zu Gesicht gestanden.

Im Kern ihres Wesens ist die neue VFR die alte geblieben - ein eleganter, hochwertiger Sporttourer, der mit souveränen Fahreigenschaften, verfeinerter Technik und umfangreicher Ausstattung seine loyalen Fans befriedigt. Die sich wohl auch vom hohen Preis von 13.790 Euro (Deutschland: 11.990 Euro) nicht abschrecken lassen werden.

Technische Daten Honda VFR800F 2014:

Straßenmotorrad mit flüssigkeitsgekühltem Vierzylinder-Viertakt-90°-V-Motor, vier Ventile je Zylinder, dohc, Hubraum 782 ccm, Bohrung x Hub: 72 x 48 mm, max. Leistung: 78 kW/106 PS bei 10 250/min, max. Drehmoment: 75 Nm bei 8 500/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsganggetriebe, Kettenantrieb, Aluminium-Brückenrahmen, Upside-Down-Telegabel vorn, Einarmschwinge mit angelenktem Federbein hinten, zwei Scheibenbremsen vorn, eine hinten, ABS, Reifen vorn: 120/70 ZR17, hinten: 180/55 ZR17, Sitzhöhe: 809 (789) mm, Tankinhalt: 21,5 l, Gewicht vollgetankt: 239 kg, zul. Gesamtgewicht: 432 kg, Preis in Österreich: 13.790 Euro (Deutschland: 11 990 Euro).

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