Harley-Davidson Street Bob - im Test | 06.07.2006
Schnörkelloser Easy Rider
Die 1971 begonnene Tradition der Serienfertigung von Motorrädern im "Easy Rider"-Stil setzt Harley-Davidson jetzt mit der Street Bob fort.
mid/wa
Die Dyna-Baureihe hat Harley-Davidson jetzt schon seit 1971 im Programm. Damals sorgte der Film "Easy Rider" für eine große Nachfrage nach schlanken Motorrädern mit großem V2-Motor. 35 Jahre später bringt nun die Marke die ab 15.795 Euro teure Street Bob auf den Markt und setzt damit die Tradition der coolen Bikes mit dem hohen Lenker fort.
Die Street Bob überrascht mit einer wunderbar klaren Linie. Kein Schnickschnack, kein Zierrat - nichts stört den puren Charakter. Angefangen von der langen Gabel über den klassischen "Apehanger"-Lenker, den mächtigen Motor bis hin zum schlanken Heck kann man das Motorrad als ein Monument der Coolness bezeichnen. Insofern genügt auch ein einzelner, knapp 66 Zentimeter tiefer Sitz - echte Easy Rider sind eben stets auch einsame Reiter.
Fadesse kommt trotzdem keine auf. Denn der 1.449 ccm große V2 sorgt für Leben unter dem Sattel. Begleitet von einem sonoren Beat liefert er eine Leistung von 54 kW/73 PS bei 5 450 Touren, während das maximale Drehmoment von 106 Nm bei 4 000 U/min ansteht. Das ist zwar nicht gerade rekordverdächtig, doch darum geht es dem von einer elektronischen Einspritzung befeuerten Aggregat auch gar nicht.
Vielmehr steht diesem der Sinn nach souveräner Kraftentfaltung, was sich bereits beim Start offenbart. Es ist immer wieder aufs Neue eine Lehrstunde in Sachen Maschinenbau, wenn der Starter mit trockenem Schlag in Aktion tritt, um den luftgekühlten Motor mit einem satten metallischen Knallen in Schwung zu bringen. Harleys setzen eben auch gerne akustische Maßstäbe.
Einmal in Fahrt, überrascht die Street Bob durch ihren souverän kraftvollen Stil. Ein echter Fortschritt ist hierbei das Sechsganggetriebe, dessen letzter Gang als Overdrive ausgelegt ist. Die 73 Pferdestärken ermöglichen notfalls sogar Tempo 190. Doch wirklich gern fährt man das nicht, denn für hektische Einlagen ist diese Harley nicht zu haben. Ihr Metier ist die genussorientierte Fortbewegung bei moderaten Geschwindigkeiten. Auf der Autobahn pendelt man sich freiwillig bei 130 km/h ein; hinter dem hohen Lenker muss man sonst regelrecht gegen einen Orkan ankämpfen.
Wer jedoch die nötige Gelassenheit besitzt, der wird mit der Street Bob viel Freude haben. Erst recht gilt dies an der Tankstelle, da der Verbrauch bei 5,4 Litern Superbenzin liegt. Der 17,8 Liter große, nicht abschließbare Tank erlaubt daher Distanzen von rund 330 km.
Bezüglich der technischen Rahmenbedingungen wie Fahrwerk, Riemenantrieb oder Bremsen gibt es nichts zu beanstanden. Alles funktioniert und ist der mit 305 Kilogramm Gewicht nicht gerade leichten Street Bob vollauf gewachsen. Einzig der Seitenständer könnte etwas länger sein, muss man ihn bei einem Stop doch mühsam unter dem Motor suchen.
Auch die Fußrasten könnten für groß gewachsene Zeitgenossen eine Spur weiter vorne montiert sein. Spätestens in diesem Zusammenhang empfiehlt sich ein Blick in die Zubehörliste, die mehr als nur vorverlegte Rasten bietet, um die Street Bob aufzupeppen und damit den einsamen Ritt in den Sonnenuntergang noch zu versüßen.
Teststeno Harley-Davidson FXDBI Street Bob:
Chopper mit luftgekühltem Zweizylinder-V-Motor, zwei Ventile pro Zylinder, 1 449 ccm Hubraum, Leistung 54 kW/73 PS bei 5 450 U/min, max. Drehmoment 106 Nm bei 4 000 U/min, elektronische Einspritzung, sechs Gänge, Sitzhöhe 65,5 Zentimeter, Tankinhalt 17,8 Liter, Reifen vorn 100/90-19, hinten 160/70 B 17, Leergewicht 305 Kilogramm, Zuladung 187 Kilogramm, Höchstgeschwindigkeit 190 km/h, Verbrauch 5,4 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer, Preis: ab 15.795 Euro.