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Männerspielzeug

Mit der SMV 750 Dorsoduro hat Aprilia ein Motorrad nach Österreich gebracht, dass die Supermoto-Konkurrenz ins Schwitzen bringt.

mid/rkm

"Doch das ist kein Bike für Anfänger", verkündeten die Aprilia-Marketingstrategen mit ernster Stimme bei der Premiere im Sommer, "das ist ein Bike für richtige Männer, allein für den persönlichen Spaß, ein Motorrad zum Austoben."

Also kein omnipotenter Allrounder, wie sie heutzutage hoch im Kurs stehen und sich gut verkaufen lassen, sondern ein Motorrad für nur einen Einsatzzweck: Spaß bereiten. (Auch Damen werden trotz dieser Ansage übrigens als Kundinnen nicht von vornherein abgelehnt.)

Und der Haifisch,...

Die Dorsoduro ist etwas für Möchtegern-Stuntfahrer, die nicht nur auf Leistung, giftige Bremsen und lange Federwege stehen. Denn die Aprilia erfreut das Auge mit edlen Details und sauberem Finish.

Geradezu filigran wirkt die 750er von hinten mit dem geteilten Endtopf aus Edelstahl, der mit der mittigen Leuchte das Heck bildet. Die Schlitze in den Alu-Abdeckungen des Auspuffs sehen aus wie die Kiemen eines Haifisches - sehr aggressiv.

Auch die Leichtmetallschwinge am Hinterrad ist ein Hingucker, genau wie die Scheinwerfereinheit mit dem schmalen, senkrecht aufgestellten Abblendlicht. Ebenso nützlich wie stilistisch gelungen sind die Handprotektoren, die den Eindruck erwecken, als hätte man dem 905 Millimeter breiten Lenker Flügel verliehen.

Aus dem Baukasten

Die Designer haben sich dennoch nicht austoben dürfen. Obwohl die Dorsoduro rund 65 Prozent neue beziehungsweise geänderte Bauteile gegenüber dem Schwestermodell Shiver 750 verpasst bekommen hat, kommen einem zahlreiche Bauteile doch sehr bekannt vor.

Schließlich gilt bei Aprilia das Baukastenprinzip, das die Mutterfirma Piaggio zur Perfektion getrieben hat. Ob Rahmenkonstruktion, Bremsanlage, das Sachs-Federbein oder die Cockpit-Instrumente - alles ist identisch mit der Shiver.

Und die elegante, goldfarben eloxierte Upside-Down-Gabel mit 43er Gleitrohren kennen wir aus der Aprilia Mana, die für die Dorsoduro in Federvorspannung und Zugstufe einstellbar und mit einem ordentlichen Federweg von 160 Millimeter ausgestattet ist.

Sogar der Motor, ein flüssigkeitsgekühlter 90-Grad-V2 mit zwei obenliegenden Nockenwellen, ist zumindest von den Eckdaten her mit dem der Shiver identisch. Hier ist er jedoch auf 67 kW/91 PS heruntergeschraubt worden, was mittels Eingriff in die Motorelektronik erreicht worden ist.

Ohne Zittern

Und bessere Manieren im Vergleich zur Shiver hat die Dorsoduro auch: Musste sich die Shiver noch Kritik wegen der mangelhaften Gasannahme gefallen lassen, so arbeiten die elektronisch gesteuerten Drosselklappen bei der Dorsoduro optimal.

Schon bei leichtester Drehung am Gasgriff spürt man, dass die Supermoto nichts am Fleck hält. Dabei kommt der Vortrieb nicht unvermittelt, sondern gleichmäßig und beherrschbar, aber dennoch mit Macht.

Selbst in engsten Kurvenkombinationen kommt der V2 nicht ins Stottern, jeder Gasstoß wird ohne Murren in Beschleunigung umgesetzt. Selbst Fahrer, die eher Vierzylinder-Bikes gewohnt sind, werden begeistert sein von der Geschmeidigkeit des Motors.

Wie hätten Sie's denn gern?

Zweizylinder-Freaks, denen diese Art des Fortschritts zu weit geht, können die Charakteristik der Leistungsentfaltung selbst beeinflussen: Sie können zwischen den drei Fahrmodi Sport, Touring und Regen wählen, die sich vor allem durch das Ansprechverhalten des Motors auf Gasgriff-Impulse unterscheiden.

In der Endleistung gibt es kaum Unterschiede, je nach Modus wird aber die Drehzahl beschnitten beziehungsweise die Drosselklappenstellung verändert. "Touring" reicht völlig aus, um flott und fahraktiv unterwegs zu sein, in der Einstellung "Sport" zeigt die 750er ihr wahres Gesicht, aggressiv und angriffslustig.

Hier wären Anfänger tatsächlich überfordert, die besser ausschließlich im langweiligen Regenmodus unterwegs wären. Aber wer fährt mit einer Dorsoduro schon im Regen?

Merkmale der Domestizierung

Ungeachtet der Positionierung ist die V2-Aprilia kein reines Supermoto-Sportgerät. Dagegen sprechen die 206 Kilo Fahrgewicht, die für einen Sportler recht komfortable Abstimmung der Federelemente sowie die entspannte Sitzposition auf dem schmalen Polster hinter dem lediglich zwölf Liter fassenden Tank.

Bisweilen fühlt man sich wie auf einer schicken Reise-Enduro, auch weil die Fußrasten nicht von vornherein zu einer verkrampften Haltung zwingen. Alle Hebel liegen griffgünstig und sind individuell einstellbar. Die radialen Vierkolbenbremssättel beißen zwar kräftig, aber nicht unkontrollierbar in die beiden Wave-Bremsscheiben.

Zudem bietet Aprilia ein reichhaltiges Zubehörprogramm inklusive Koffersystem mit Softbags an. Für den Spaß hat Aprilia schon mit der Preisgestaltung gesorgt: Für die rund 10.000 Euro bekommt man bei anderen Herstellern höchstens eine einzylindrige Supermoto.

Teststeno Aprilia Dorsoduro:

Straßenmotorrad mit flüssigkeitsgekühltem 90-Grad-Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, Hubraum 750 ccm, max. Leistung 67 kW/91 PS bei 8 750 U/min, max. Drehmoment 82 Nm bei 4.500 U/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsganggetriebe, Gitterrohr-Stahl und Alu-Gussprofilen, Upside-Down-Telegabel, Aluminium-Zweiarmschwinge mit seitlich montiertem Federbein, Sitzhöhe 87 cm, Tankinhalt 13 Liter, Leergewicht 206 kg, Zuladung 194 kg; Preis 9.998,- Euro.

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