
Harley-Davidson Softail Blackline – im Test | 13.04.2011
Chopper pur
Wer mit Harley Davidsons neuer Softail Blackline unterwegs ist, sollte vielleicht vorher ein paar Stunden im Fitnessstudio verbringen.
nm/mid
Speziell das sogenannte Klappmesser, bei dem man versucht, auf dem Rücken liegend gleichzeitig Beine und Arme in der Luft zusammen zu bringen, sollte trainiert werden.
Die Beherrschung dieser Übung ist unabdingbar, um auf der neuen Harley-Davidson Blackline entspannt Platz zu nehmen.
Weit vorn angebrachte Fußrasten, eine mit 66 Zentimetern extrem niedrige Sitzhöhe und der neue, nur bei ausgestrecktem Arm erreichbare Lenker, der direkt an der Gabelbrücke befestigt ist, zwingen den Fahrer in eine Chopper-Sitzposition wie sie in der Custom-Szene angesagt ist.
Das verlangt nach etwas Eingewöhnung, stellt sich aber mit der Zeit als gar nicht so unbequem heraus. Außerdem sieht es richtig cool aus.
Mit der Blackline bietet Harley ein puristisches Modell aus der Softail-Baureihe an, welches ab einem Preis von 20.950 Euro den Eintritt in die Harley-Welt eröffnet.
Reduziert bis ans Limit verzichtet die Blackline fast gänzlich auf optischen Schnickschnack. Die Beleuchtungselemente am Heck sind minimalistisch gestaltet.
Der Heckfender ist gekürzt und liegt extrem flach über einem schlanken Hinterreifen, der kompakte Scheinwerfer und der Tachometer sind tief in der breiten Frontpartie platziert.
Alle von den Armaturen wegführende Kabel sind innen liegend im Lenker verborgen und sorgen somit unsichtbar für eine klare Optik. Das gilt genauso für den abgeflachten, 19 Liter fassenden Tank, dessen Einfüllstutzen kaum erkennbar ist.
Um die puristische Linie perfekt zu machen, ist das Zündschloss zudem vom Tank an die linke Motorseite gewandert.
Herzstück der Softail Blackline ist der starr mit dem Rahmen verbundene Twin Cam 96B V-Twin Motor mit 1.584 ccm Hubraum, elektronischer Kraftstoffeinspritzung und einem maximalen Drehmoment von 125 Nm bei 3.250 U/min.
Der Antrieb erweist sich als ausgesprochen kultiviert und sorgt für eine spontane Gasannahme. Die beiden Ausgleichswellen reduzieren die Motorvibrationen spürbar.
76 PS werden über ein Sechsganggetriebe mit langem letzten Gang und einen Zahnriemen auf die Straße gebracht. Trotz der niedrigen Anordnung von Fahrer und chromblitzender Shotgun-Auspuffanlage setzt die Blackline nicht gleich bei jeder Schräglage auf und erlaubt so eine flotte Fahrweise.
Wohl auch ein Grund, warum die Blackline serienmäßig mit ABS angeboten wird. Das Antiblockiersystem funktioniert allerdings nicht kombiniert, sondern jeweils separat an dem 21-Zoll-Vorder- bzw. 16-Zoll-Hinterrad.
Mit der Softail Blackline bietet Harley-Davidson ein sogenanntes "Factory Custom Bike" an, also ein Motorrad, das schon serienmäßig die individuelle Note betont.
Weitere Entfaltungsmöglichkeiten bietet Harley mit einem umfangreichen Parts & Accessories Programm in Hülle und Fülle.
Technische Daten Harley-Davidson Softail Blackline
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt 45-Grad-V2-Motor, zwei Ventile, 1 584 ccm, 56 kW/76 PS bei 5 450 U/min, 125 Nm bei 3 250 U/min, elektronische Kraftstoff-Einspritzung, Sechsganggetriebe, Doppelschleifen-Stahlrohr-Rahmen, Telegabel, Standrohrdurchmesser 41 mm, zwei Federbeine mit einstellbarer Federbasis hinten, Dreieckschwinge aus Rundstahlprofil, Scheibenbremse vorne und hinten, ABS, Reifen v./h. Dunlop D 402F, MH90-21 54H / Dunlop D 402, MU85B16 77H, Leergewicht 306 kg, Radstand 1 689 mm, Sitzhöhe 660 mm, Tankinhalt 18,9 l; Preis ab 20.950 Euro.