Kawasaki Versys 1000 SE im Test | 29.05.2020
Der Langstrecken-Experte
Mit der Versys 1000 SE hat Kawasaki die Klientel der eingefleischten Weitfahrer im Fokus. Die straßenorientierte Reiseenduro setzt auf einen Reihenvierzylinder und jede Menge Technik - und macht damit vieles anders als die Konkurrenz. Wir haben den fahrbereit 257 Kilo schweren Brocken getestet.
Johannes Unruh / mid
Der Schlüssel wird gezückt, der Helm wird aufgesetzt, die Handschuhe werden übergestreift und der Einliter-Motor per Knopfdruck zum Leben erweckt. 120 PS stehen auf dem Datenblatt. Im Süden von Berlin geht es auf die erste Landstraße, das Motorrad darf zeigen, was kann. Mit einem Zug am Ride-by-Wire gesteuerten Gashahn wird das sonore Brummen des Motors schlagartig lauter. Das Bike macht einen Satz nach vorne. Man spürt: Genau dafür wurde diese Kawasaki gebaut. Der durchzugskräftige Motor und das komfortabel abgestimmte Fahrwerk sorgen dafür, dass sich der Fahrer auf Landstraßen wie zuhause fühlt. Unebenheiten werden von dem elektrisch verstellbaren Fahrwerk gut weggefedert, ohne dass dabei das Gefühl für die Straße verloren geht.
Eine gemütliche Sitzposition, die gut positionierte Scheibe und die Windprotektoren für die Hände verhindern zudem, dass längere Fahrten ermüdend werden. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten sorgt die Scheibe für einen angenehmen Windstrom. Auch Autobahnfahrten sind also problemlos möglich. Einziger Wermutstropfen: Die Scheibe kann nur im Stand verstellt werden.
Auch an Sicherheitssystemen ist alles mit an Bord, was lange Ausflüge erleichtert. Der elektronische Tempomat verhindert Handkrämpfe auf endlosen Autobahnetappen. Der Quick-Shifter hilft in der Stadt und auf Landstraßen schneller zu schalten und somit dynamischer anzufahren. ABS und Traktionskontrolle sind auch serienmäßig. Highlight ist allerdings die Kawasaki Cornering Management Function (KCMF), die dem Fahrer durch eine intelligente Steuerung verschiedener Systeme eine bessere und sicherere Kurvenfahrt ermöglicht. Für unterschiedliche Witterungsbedingungen bietet die Versys 1000 SE die Fahrmodi Road, Sport, Rain und Driver. Alle nutzen das elektrisch verstellbare Fahrwerk. Im Driver-Modus kann der Pilot seine eigenen Präferenzen hinterlegen. Bei Nacht hilft zudem das adaptive Kurvenlicht, die Übersicht über die Straße zu behalten. Es ist wie das verstellbare Fahrwerk und die integrierten Fahrmodi im Gegensatz zur Versys 1000 nur bei der Versys 1000 SE serienmäßig. Positiv zu erwähnen ist zudem das TFT-Display, das nicht nur sehr übersichtlich, sondern auch stets gut zu lesen ist.
Bei der Ankunft in Berlin, nach der entspannenden Überland-Tour, spürt man gleich, wofür die Kawasaki eher nicht gedacht ist: für Stadtfahrten. Besonders wenn die Koffer und das Top-Case montiert sind, ist die Versys 1000 SE, unter anderem wegen ihres Gewichts, nicht mehr für alle Fahrer leicht manövrierbar. Zudem ist der Motor nicht für Stadtfahrten prädestiniert. Bei langsamer Fahrt im ersten und zweiten Gang ist die Gasdosierung nicht immer einfach, für ruhiges Anfahren muss manchmal zu viel mit der Kupplung gearbeitet werden.
Die Kawasaki Versys 1000 SE im Carbon-Trimm hat ihr Lieblingsterrain, das sind Landstraßen und Überlandfahrten. Und dafür wurde sie auch gebaut. Der Motor läuft gut, die Assistenzsysteme sind ideal abgestimmt und die Sitzposition gemütlich. Wer also ein Motorrad für genau diese Anwendungszwecke sucht, ist mit der Versys 1000 SE super bedient und kann bedenkenlos zugreifen.
Technische Daten Kawasaki Versys 1000 SE Carbon:
- Länge / Breite / Höhe: 2,27 / 0,95 / 1,53 m
- Antrieb: Vierzylinder-Reihenmotor, 6-Gang-Schaltgetriebe
- Leistung: 88 kW/120 PS
- max. Drehmoment: 102 Nm
- Spitze: 217 km/h
- Sitzhöhe: 85 cm
- Preis DE: ab 17.845 Euro
- Preis AT: ab 17.999 Euro