Formel 1: News | 07.08.2003
Assistenzeinsatz
Die Stallorder wurde verboten, nun spricht man von "Assistenz", im Team von BMW-Williams spricht Patrick Head überraschend offen darüber.
Teamorder ist bekanntlich seit Beginn dieser Saison offiziell verboten. Selbstverständlich nimmt man daher das Wort „Teamorder“ nicht mehr in den Mund. Das neue Zauberwort heißt daher nun „Assistenz“.
Williams-Technikdirektor Patrick Head sagte gegenüber unseren britischen Kollegen, es würde in den Fahrerverträgen eine Klausel geben, welche eine „Driver Assistance“ beinhalte: „Unsere mit beiden Fahrern getroffene Vereinbarung ist klar und wurde von beiden akzeptiert.“
Und so sieht diese Vereinbarung aus: „Die Fahrer dürfen gegeneinander fahren, aber nicht in einer Art, welche das Teamresultat gefährden würde. Sie dürfen es so lange, bis einer der Piloten keine mathematische Chance auf den Titel hat. Dann würden wir die Assistenz des betroffenen Fahrers anfordern.“
Patrick Head sagt auch, im Gegensatz zu Ferrari würde es bei Williams keinen Nr.1-Piloten geben und beide Piloten hätten die selben Möglichkeiten, den Titel zu gewinnen, eine „grundsätzliche Gleichbehandlung“ sei aber auch „nicht ideal für das Team“.
Head scheint aber das Regelwerk nicht genau gelesen zu haben. Dort steht nämlich nicht, dass es keinen Nr.1b-Piloten geben darf. Dort steht wörtlich: „Stallregie die auf die Manipulation eines Rennergebnisses abzielt ist verboten.“
Sollte also im letzten Rennen der Saison Ralf Schumacher keine mathematische Chance mehr auf den Titel haben und deshalb Juan Pablo Montoya „assistieren“ respektive ihn vorbeiziehen lassen müssen, wäre das nichts anderes als eine verbotene Manipulation eines Rennergebnisses.
Dass man eine solche Manipulation eines Rennergebnisses nicht wirklich kontrollieren respektive man technische Defekte vortäuschen kann, ist klar. Im Falle Williams scheint aber zumindest laut Patrick Head bereits in den Fahrerverträgen sich ein im Sinne des Regelwerks illegaler Passus zu befinden.
Eine solche Assistenz öffentlich als vertraglich abgesicherte Möglichkeit darzustellen, ist demnach nicht unbedingt schlau und zeigt einmal mehr, wie wenig man auf manchen F1-Kommandobrücken von derartigen Regeln und auch vom Publikum hält. Denn das Stallorderverbot wurde wegen des weltweiten Publikums-Protests gegen das impertinente Positionstauschspiel der Scuderia im Jahre 2002 beim Österreich-GP hinzugefügt.
Will die FIA, ungeachtet ihrer in diesem Jahr demonstrierten Willkürlichkeit, ernst genommen werden, müssten demnach Williams und deren Fahrerverträge genauer unter die Lupe genommen werden. Spätestens beim letzten Rennen in Suzuka sollten die Augen und Ohren der Kommissare auf die weiß-blauen Boliden und deren Boxenfunk gerichtet sein...