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„Auf einmal wurde die Performance meines Autos immer schlechter...“

Jarno Trulli glaubt, dass er seit seinem Zerwürfnis mit Flavio Briatore bei Renault benachteiligt werde. Was ist dran an diesem „Gefühl“...

Was für ein Jahr für Jarno Trulli! In Monaco erlebte er seine große Sternstunde. Trulli stand in der Fürstenloge ganz oben auf dem Siegerpodest. Er ist neben Dauersieger Michael Schumacher bislang der einzige GP-Winner in dieser von Ferrari dominierten Saison. Nach acht Jahren Formel 1 - bei Minardi, Prost, Jordan und seit 2002 bei Renault – konnte der Mann aus Pescara endlich seinen Traum vom Grand Prix-Sieg verwirklichen.

Doch dann kam Magny Cours – in der letzten Kurve verlor er den dritten Platz an Rubens Barrichello. Ausgerechnet vor der versammelten Renault-Vorstandsebene. Die Bosse waren außer sich – wieder einmal konnte man sehen: Die Formel 1 kennt keine Gnade und schon gar keine Dankbarkeit...

Renault hat Jarno Trulli für nächstes Jahr durch Giancarlo Fisichella ausgetauscht. Im Fahrerlager von Hockenheim verteilte Trulli eigenhändig seine Presseerklärung, in der er seinen Abschied von Renault erklärte. Seit Magny Cours gab es keine WM-Punkte mehr für das Punkteeichhörnchen der ersten Saisonhälfte. In dieser hatte Trulli seinen Teamkollegen Fernando Alonso klar in den Schatten gestellt – obwohl Alonso in den beiden letzten Rennen jeweils sechs Punkte holen konnte, liegt Trulli immer noch vor Alonso in der WM-Tabelle.

Jetzt hat Trulli gegenüber Autosport aufhorchen lassen: „Wenn du ein Team verlässt und nicht mehr für dieses Team fahren wirst, dann könnte dieses Team möglicherweise bewiesen wollen, dass man mit der Trennung die richtige Entscheidung getroffen hat. Und daher kann ein Team vermutlich alles mögliche tun.“

Trulli geht ins Detail: „Bis zu jenem Zeitpunkt, in dem ich begonnen habe, über meinen Vertrag zu diskutieren, haben sie nur darauf gewartet, dass Fernando endlich zu mir aufschließt. Und dann auf einmal wurde die Performance des Autos immer schlechter. Das war sehr seltsam. Obwohl ich immer das Maximum gab, wurde die Performance einfach nicht besser.“

Trulli erklärte dem britischen Automagazin auch, seine letzten Rennen seien durch unübliche Boxenstrategien zerstört worden. Zudem sei sein zuletzt eingesetztes Chassis minderwertig und es würde normalerweise nur für Testfahrten verwendet werden. Trulli sagte aber auch: „Das ist natürlich nur ein Gefühl von mir. Die Fakten werden wohl niemals ans Tageslicht gelangen.“

Ist es tatsächlich möglich, dass ein Team einen seiner Piloten benachteiligt? Ähnliche Vorwürfe an Renault-Boss Flavio Briatore gab es bereits in der Vergangenheit. Konkret ging es um Alexander Wurz, als dieser vor Jahren bei Benetton, als Teamkollege von Giancarlo Fisichella, plötzlich keine Leistungen mehr erbrachte.

Winter 2003 – ein Gespräch mit dem Kollegen Gerald Potoschnigg von der Kleinen Zeitung. Potoschnigg, der zu dem österreichischen McLaren-Tester ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, sagte damals zum Fall Wurz: „Ich deute es so, dass Briatore gerne bei seinen Piloten das Management übernimmt. Das haben Wurz und sein Manager Peter Kramer aber abgelehnt. Somit war Briatore dann quasi gegen sie. Ich habe das miterlebt. Du bist völlig machtlos, wenn sich ein Team gegen dich verschwört. Und wenn dann auch noch der Teamchef anordnet, sich voll auf den einen Teamkollegen zu konzentrieren und nichts für den anderen zu tun, dann hast du keine Chance.“

Auch bei Jarno Trulli hieß der Manager jahrelang Flavio Briatore. Bekanntlich wurde neben dem Renault-Vertrag auch der Management-Vertrag zwischen den beiden aufgelöst. Ist es tatsächlich möglich, dass Flavio Briatore jenen Piloten, die bei ihm in Ungnade fallen, weil sie sein Management ablehnen, eine subtile Benachteiligung aufbrummt?

In der Formel 1 ist bekanntlich alles möglich. Andererseits: Die Gesetze der Logik sprechen eine andere Sprache. Briatore ist gegenüber Renault verpflichtet. Letztlich geht es um WM-Punkte und die Platzierung des Teams in der Endwertung. Trulli und Alonso haben mit ihren Platzierungen Renault auf Platz 2 der Konstrukteurswertung gehievt. Warum sollte man sich ins eigene Fleisch schneiden?

Renault-Cheftechniker Pat Symonds hat zu den Vorwürfen von Jarno Trulli Stellung genommen: „Das muss ich kategorisch zurückweisen. Mein Interesse ist es, dass wir am Ende Zweiter der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft sind.“ Symonds betonte, dass Renault die beiden Einsatz-Piloten die gesamte Saison über gleich behandelt und ausgerüstet habe.

Der ehemalige Renault-Techniker Mike Gascoyne, heute bei Toyota, schwärmte unlängst von Jarno Trulli, mit dem er bei Renault zusammengearbeitet hatte. Bei Toyota soll Trulli auch schon einen Vertrag für 2005 in der Tasche haben. Der Italiener erklärte unlängst, man brauche sich über seine Zukunft keine Sorgen zu machen, sein künftiges Team wolle lediglich erst im September seine Fahrer bekannt geben.

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