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Formel Sparefroh & Mistkübel-Design

Ferrari-Techniker Ross Brawn erklärte, man habe das Motordesign für 2005 stoppen und wegwerfen müssen. Neues von der Abteilung „Sündteure Kostenreduktion“...

Michael Noir Trawniczek

Drei Ziele hat die Mission von FIA-Präsident Max Mosley – Kostenreduktion, Speedreduktion und Verbesserung der Show. Das klingt schön und plausibel – doch irgendwie scheinen einander diese drei Ziele heftigst im Wege zu stehen. Irgendwo scheint hier ein sogenannter Hund begraben zu sein.

Stichwort H-Motoren, sprich die aktuellen Einwochenend-Haltbarkeits-Aggregate. Ihre Entwicklung hat Geld gekostet und ihr Einsatz hatte zur Folge, dass in den Trainingseinheiten weniger gefahren wird – wenn dann am Freitag Vormittag das zahlende Publikum vor einer leeren Rennstrecke sitzt, könnte man von außen betrachtet sagen: Man hat in eine Sparmaßnahme investieren müssen, dafür die Show verschlechtert und was den Speed betrifft, sind die Autos um mehrere Sekunden schneller als im Vorjahr.

Man hat also eigentlich keines der drei Ziele erreicht. Mercedes-Rennleiter Norbert Haug sagte es auch offen: „Bislang haben wir mit unseren Ideen versagt.“ Am Anfang eines Läuterungsprozesses steht bekanntlich immer die Erkenntnis. Nur ist die Formel 1 scheinbar derart schnell unterwegs, dass eine einmal eingeschlagene Richtung nicht so leicht zu korrigieren ist.

Und so scheint diese „Mission Impossible“ weiterhin munter ihre absurden Wege zu gehen. Ferrari-Cheftechniker Ross Brawn verriet in Hockenheim: „Wir haben bereits viel Entwicklungsarbeit für das nächstjährige Fahrzeug geleistet und der größte Teil davon landet jetzt im Mistkübel. Wir mussten das Getriebe-Design stoppen und auch Teile des Chassis-Design. Auch der Motorenbau wurde gestoppt und wir werden nun 2005 den gleichen Motor wie 2004 verwenden, da er im nächsten Jahr über zwei Rennwochenenden halten muss.“ Viele Teams würden aus diesem Grund im nächsten Jahr zumindest die ersten vier Rennen mit dem Vorjahrsauto bestreiten...

Diese Aussage von Ross Brawn stiftet Verwirrung. Man möchte also 2005 mit einem Motor, der für ein Wochenende ausgelegt ist, antreten? Und hoffen, dass er auch ein zweites Wochenende durchhält? Beziehungsweise - wie schaut dann jenes Motorenkonzept aus, welches nun im Ferrari-roten Mistkübel landet? Mit welchem Regelwerk hat man denn gerechnet? Mosley hat schon im Vorjahr erklärt, dass er die Langlebigkeit der Aggregate vorantreiben wird, die Zweiwochenendlösung war keine große Überraschung.

Brawn gibt der FIA keine Schuld, die Teams hätten auf die vor Jahren gestellte Bitte, die Autos einzubremsen und dahingehende Vorschläge zu entwickeln, nicht reagiert. Brawn: „Mir müssen die Schuld bei uns suchen, denn wir haben nicht früh genug auf die FIA reagiert und was wir jetzt haben passiert immer, wenn Regeländerungen zu spät kommen.“

Im Vorjahr war übrigens keine Rede von Sicherheitsmaßnahmen, sie standen zumindest nicht im Vordergrund. Die Sicherheitsbedenken sind aus den schweren Unfällen der letzten Zeit heraus entstanden und sie stellen für Mosley ein Mittel dar, das Concorde-Abkommen zu umgehen. Im Vorjahr stand die Kostenreduktion im Vordergrund. Jetzt werden wegen der Regeländerungen Unsummen ausgegeben und Konzepte wandern in den Papierkorb. Die gegenwärtige Formel 1 verfügt zudem über einen Qualifyingmodus, mit dem fast niemand zufrieden ist, nicht mal Formel 1-Drahtzieher Bernie Ecclestone.

Und: Bei der Pressekonferenz der Motorenköpfe haben fast alle Techniker geäußert, dass die H-Motoren nur einen marginalen Beitrag zur Speedreduktion leisten, dass also lediglich die Aerodynamik- und die Reifen-Lösungen für die Senkung der Geschwindigkeit beitragen. Demnach stellen die Motorenregeln lediglich einen Beitrag zur Kostenreduktion dar – und kosten aber Unsummen weil Konzepte im Papierkorb landen.

Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels: Die H-Motoren verbessern zwar nicht die Show im Freien Training – generell jedoch sorgen die Entscheidungsträger der Königsklasse mit ihren sündteuren Sparmaßnahmen für königliche Unterhaltung im Bereich des britischen Humors á la Monty Python. So gesehen hat man zumindest die Show gewaltig verbessern können.

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