Formel 1: News | 19.08.2004
Friesacher glaubt an seine Formel-1-Chance!
Formel-3000-Pilot und Ungarn-Sieger Patrick Friesacher sieht gute Chancen, kommende Saison in die Formel 1 einsteigen zu können.
1997 in Unterpremstätten – der Kärntner Kart-Pilot Patrick Friesacher rast durch die 130 km/h schnelle Linkskurve, doch vor ihm hat sich ein Konkurrent gedreht, der Crash ist nicht mehr zu verhindern. Friesacher wird aus seinem Kart heraus geschleudert, doch seine Füße bleiben in den Pedalen hängen. Die fürchterliche Diagnose lautet: „Offene Brüche rechts und links, Schienbein dreimal gebrochen, Wadenbein dreimal gebrochen, beide Fersen und das Sprunggelenk zertrümmert...“ Furchterregende 14 Stunden dauerte die Operation. Der Weg zurück war mühsam – doch Patrick Friesacher hat es geschafft – raus aus dem Rollstuhl, rein ins Cockpit...
Diese auf seiner Website nachzulesenden Ereignisse scheinen Patrick Friesacher zäh gemacht zu haben. Der Kärntner gibt so schnell nicht auf. Mit 20 Jahren unterschrieb er in der Formel 3000 bei Dr. Helmut Marko – die ersten Jahre waren ohne große Erfolge. Man hatte den heute 24jährigen Patrick Friesacher bereits abgeschrieben, als er im letzten Jahr in Budapest sein erstes Formel-3000-Rennen gewann. Doch im letzten Winter wurde sein Vertrag als Red-Bull-Junior nicht mehr verlängert, während Kollege Christian Klien sein Formel-1-Ticket einlösen konnte. Doch Stehaufmännchen Friesacher unterschrieb bei Coloni – am vergangenen Wochenende bedankte er sich für das Vertrauen – erneuter Sieg auf dem Hungaroring. In der Gesamtwertung der Formel 3000 liegt Friesacher damit auf Platz 3.
Jetzt möchte Patrick Friesacher die Formel 1 erobern. Für November ist ein Test mit Minardi geplant. In einem Interview mit der Kärntner Tageszeitung erklärte Friesacher: „Ich habe in der letzten Zeit mit allen zehn Formel-1-Teams Gespräche geführt, und seit dem Sieg sind einige noch neugieriger auf mich geworden.“ Konkret sei bislang aber nur der Minardi-Test.
Friesacher betont, dass Minardi schon für Größen wie Fernando Alonso, Mark Webber oder Giancarlo Fisichella das Sprungbrett zu einer Formel-1-Karriere gewesen sei. Kryptisch fügt der Kärntner hinzu: „Einige Teams warten noch die letzten beiden Formel-3000-Rennen in Spa und Monza ab, dann wird weitergesprochen. Aber ich schätze derzeit die Chancen mit 70 Prozent ein.“
Eine selbstsichere Prognose: Friesacher verhandelt zurzeit mit mehreren potentiellen Geldgebern. Wird Österreich also im kommenden Jahr gar mit zwei Piloten in der „Königsklasse“ vertreten sein? Patrick Friesacher jedenfalls hätte wie auch Klien eine Chance verdient. Das Schicksal zwang den sympathischen Wolfsberger dazu, Schläge einzustecken und Krisen zu bewältigen. Eine Fähigkeit, die bei den unter der Ferrari-Dominanz ächzenden Formel-1-Teamchefs gefragt ist...