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Zwickl & Stelzmüller: Mit dem Buckel-Volvo zum Klassensieg!

Beim „Abenteuer ihres Lebens“, der siebentägigen Carrera Panamericana durch Mexiko, haben Helmut Zwickl und Co den Sieg in der Klasse A holen können.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Volvo Car Austria & Alex Zwickl

  • Hier finden Sie einige Fotos der Carrera Panamerciana 2004

    Das „Abenteuer ihres Lebens“ erlebten Motorsportjournalist Helmut Zwickl und Wolfgang Stelzmüller sowie deren Betreuer Alexander Zwickl und Ing. Robert Huber bei der Carrera Panamericana in Mexiko. Auf einem Buckel-Volvo PV544 konnten sie den sensationellen Gesamtsieg in der Klasse Historica A (Baujahr 1940 bis 1965) holen. In der Gesamtwertung wurden die Österreicher 23. – eine hervorragende Leistung.

    Die Carrera wurde in Tuxtla, im Süden Mexikos, gestartet. Sieben Tages-Etappen führten die 70 Teilnehmer über Oaxaca-Puebla-Morelia-Aguascalientes-Zacatecas bis in den Norden nach Nuevo Laredo an die Texanische Grenze.

    Helmut Zwickl: „Die Eckdaten der Carrera sagen alles: 3000 km lang, 446 Sonderprüfungen auf abgesperrten Straßen, insgesamt saßen wir knapp fünfzig Stunden im Auto. Die Verbindungsetappen sind ein reines Rennen, mit Schnitten weit über 100 km/h."

    "Selbst in den Sonderprüfungen erreichten wir mit unserem Volvo, der zu den drei schwächsten Autos im 70-Wagen-Feld zählte, einen Gesamtschnitt von über 100 km/h. Am zweiten Tag fuhren wir bei Temperaturen um 40 Grad. Mit Rennoverall und Sturzhelm war das eine echte Zerreißprobe. Oft hat uns nur der Langstreckentank vor Verspätungen gerettet, denn jeder Tankstop wäre kaum aufzuholen gewesen.“

    Volvo Car Austria informiert in einer Presseaussendung: „Bereits am ersten Tag lagen Stelzmüller/Zwickl auf Rang drei in der Historica A-Klasse und auf Platz 34 in der Gesamtwertung. Auf der dritten Etappe Puebla-Morelia holten sie den ersten Tagessieg, Vorstoß auf den 26.Gesamtrang."

    "Auf der vierten Etappe belegte das Volvo-Team Rang 2 in der Tageswertung. Einer der BMW 1800 TI hatte einen bösen Unfall, er flog in einer SP über einen Abgrund gegen einen Baum, der den Vorderwagen bis zum Armaturenbrett kalt verformte. Die Piloten kamen wie durch ein Wunder mit einer Halskrause davon.“

    „Am fünften Fahrtag wurden Stelzmüller/Zwickl Dritte. Am nächsten Tag wurde ein Zeitpolster für das Finale erarbeitet: die Etappe von Zacateca nach Nuevo Laredo über 684 km hatte noch fünf SP, der Österreich-Volvo ging mit drei Minuten Vorsprung auf das Mexikanische BMW 2000CS-Team Joan Casas/Jorg Zuniga und sechs Minuten Vorsprung auf einen Volvo PV544 ins Rennen, der unter den Amis Sharp/Giller, die zum sechsten Mal am Start waren, letztlich keine Gefahr mehr war.“

    „Nachdem tagelang in einer Höhe von 2000 bis 2700 Meter gefahren wurde, ging es auf der letzten Etappe wieder in tiefere Regionen. Die Weber-Vergaser wurden mit kleineren Düsen bestückt. Für die letzten beiden Sonderprüfungen wurde jeweils ein acht Kilometer langes Autobahnteilstück gesperrt. Wo die Amis mit ihren Studebaker 315 km/h Spitze erreichten, kam der Volvo auf knapp 170 km/h.“

    “Der Buckel-Volvo erwies sich als goldener Schnitt!“

    Zwickl: „Trotzdem erwies sich der Buckelvolvo als goldener Schnitt. Rallye-Spezialist Rolf Schmidt aus Wien-Essling, hatte ihn prächtig vorbereitet. Es gab nicht den geringsten Defekt, mit Ausnahme der Getriebegeräusche, die immer nervtötender wurden. Das Zerstörungswerk, das sich akustisch ankündigte, wurde beim ersten Ölwechsel sichtbar, da klebte ein Turm von Metallspänen an der Ablaßschraube.“

    “Sie kamen sogar mit Renntransportern aus der NASCAR-Serie!“

    Wolfgang Stelzmüller, der schnellste Sektionschef im Bildungsministerium von Elisabeth Gehrer, meinte: „Der Motor war neu, aber das Getriebe hatte bereits London-Kapstadt hinter sich...“

    Zwickl: „In Verbindung mit den Reifen, von denen kein einziger gewechselt werden musste, produzierte der Volvo eine ausgezeichnete Bodenhaftung mit einer durchschaubaren Untersteuerungstendenz, die auf den gefährlichen Sonderprüfungen ein wahres Sicherheitsnetz war."

    "Rennbremsen vorne - Scheiben waren erlaubt - und ein 90 Liter Tank waren ein weiterer Vorteil, mit dem sich das Manko von 140 PS ein wenig kompensieren ließ. Die Konkurrenz wechselte Motoren, Getriebe, Hinterachsen, Bremsen, baute für die letzten beiden Etappen längere Getriebe ein, sie kamen sogar mit Renntransportern aus der NASCAR-Szene…!“

    Alex Zwickl & Ing. Huber – kleines, aber feines Betreuer-Team!

    Das Team rund um Zwickl war klein aber sehr fein: „Ing. Robert Huber, bekannt für seine Oldtimer-Spezialwerkstätte in Moosbrunn, betreute den Österreich-Volvo bei der Carrera. Huber und Alex Zwickl fuhren als Servicecrew ein Rennen innerhalb das Rennens, denn als der Leih-Dodge (6 Liter Hubraum, 30 Liter Verbrauch auf 100 km...) in Nuevo Laredo zurückgegeben wurde, hatte er weit über 3000 km auf dem Tacho."

    "An Ersatzteilen hatte man bloß einen kompletten Kühler, einen Ventilator, einen Keilriemen und ein Reserverad im Gepäck. Robert Huber brauchte zum Glück nicht reparieren sondern nur Checks durchzuführen.“

    Fazit: “Die Carrera ist mit nichts in der Welt vergleichbar!“

    Das Resumée von Wolfgang Stelzmüller und Helmut Zwickl: „Die Carrera ist das letzte, längste Straßenrennen der Welt. Die Autos sind Unikate, unter alten Karossen verbirgt sich moderne Technik. Die Carrera ist gefährlich. In den Sonderprüfungen gibt es immer wieder Passagen, wo man je nach Auto mit 170 bis 250 km/h auf Kurven zufliegt, in denen keine Leitschienen die tiefen Abgründe absichern. Wer dort rausfliegt ist tot."

    "In den Transit-Etappen geht das Rennen weiter. Strategien und mentale Stärke sind gefragt. Die Carrera ist voller Fallen und man steht sieben Tage unter Dauer-Druck. Die Carrera ist mit nichts in der Welt vergleichbar.“

    Die acht Klassen der Carrera Panamericana:

    TURISMO MAYER: Hier glühen die schnellsten Boliden. Tourenwagen 1930 bis 1954, Original Karossen, Motoren der gleichen Marke, V8 Zylinder bis 6 LiterHubraum, Leistung 500 bis 650 PS. Diese Kategorie stellte die Gesamtsieger: Juan Carlos Sarmiento/Raul Villarreal und Carlos Anaya/Mauricio Pimental auf Studebaker.

    TURISMO PRODUCTION: Tourenwagen 1940 bis 1954 mit Original-Karossen, V8, 6 und 4-Zylindermotoren. Die Gesamtdritten Jorge Perero/Angelica Fuentos chauffierten ebenfalls einen Studebaker.

    SPORT MENOR: 1940 bis 1954, max. 2 Liter Hubraum. Sieger wurden Richard Clark/Andrew Prill auf Porsche 356.

    SPORT MAYOR: Prototypen, Reproduktionen 2 bis 5 Liter. Hier gab es wahre Rennwagen, mit Rohrrahmen und Plastikhäuten. Sieger wurden die Schweden Hammarlund/Eva Hellström auf LT-Special. Der Österreich-Volvo wäre mit seiner SP-Gesamtzeit noch guter Zweiter in dieser Kategorie geworden.

    HISTORICA A: Hinter Stelzmüller/Zwickl haben sich eine Alfa Giulia, gefahren von einem französischen Rennprofi und der BMW 1800TI vernichtet. Acht Autos im Ziel.

    HISTORICA B: bis 1965, hier sind Original-6-Zylinder erlaubt. Die Deutsche Porsche 911- Besatzung Michael Stoschek/Dieter Schneppenheim erreichten hier den Klassensieg und sicherten sich außerdem den hervorragenden vierten Gesamtrang. Auf den 650 PS- Studebaker der Sieger fehlten rund 12 Minuten. Beide fuhren wie alle Top-Teams nach einem Rallye-Aufschrieb.

    HISTORICA C: 8 und 12-Zylinder der Baujahre 1950 bis 1954. Es siegte das Corvette-Team Hokan und Eric Cederberg.

    ORIGINAL PANAM: Scheibenbremsen dürfen nicht belüftet sein, Original- Reifengrößen sind Vorschrift. Sieger wurden die Amerikaner Terry Sayther/Mario Domenzain auf BMW 502.

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