Formel 1: News | 04.12.2005
Der neue Österreichring: Viele Hürden bis zum Spatenstich...
Vor einem Jahr starb das Projekt Spielberg. Jetzt gibt es das Projekt Spielberg Neu - der Österreichring soll auferstehen. Doch es gibt noch viele Hürden...
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Manfred Wolf, motorline.cc
Vor rund einem Jahr mussten die österreichischen Motorsportfreunde eine Hiobsbotschaft vernehmen. Nach einer negativen Umweltprüfung erklärte Red Bull das 700 Millionen Euro schwere "Projekt Spielberg" für beendet - das bedeutete: Kein Red Bull-Ring, keine Motorsportakademie und vor allem: Keine Arbeitsplätze in der Krisenregion. Im Nachspiel wurden sagenhafte Schlampereien der steirischen Landespolitik aufgedeckt. Umweltbedenken wurden einfach ignoriert, als man das Projekt noch hätte retten können. Als dann einige wenige Verhinderer Beschwerde einlegten, brach das Projekt wie ein Kartenhaus zusammen, der negative Umweltbescheid war endgültig.
Mit den Worten "Es wird ein Projekt Spielberg geben!" reagierte die steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic. Im Juni wurde tatsächlich ein "Projekt Spielberg Neu" gestartet. Vier Konzerne - Red Bull, VW, KTM und Magna - sollen zirka 150 Millionen Euro in einen neuen "Österreichring" investieren. Das Land Steiermark wird zudem 15 Prozent der Investitionssumme beisteuern. Doch die Landeshauptfrau überlebte die Herbst-Wahlen nicht, die ÖVP verlor die Mehrheit - dem Land steht nun SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves vor.
Kein Kreuz
Am 17. Oktober erhielten die Betreiber der Plattform www.projektspielberg.at eine Email von Franz Voves: "Gerne teile ich Ihnen mit, dass ich keineswegs daran denke, über das Projekt Spielberg Neu ein 'großes Kreuz' zu machen. Viel mehr werde ich alles daran setzen, dass es zur Verwirklichung eines Leitprojektes in der Region Aichfeld-Murboden kommt. Die SPÖ-Regierungsfraktion hat die positive Haltung zu einem Projekt Spielberg Neu unter meiner Führung durch Zustimmung zum Regierungssitzungsbeschluss betreffend die 'Spielberg NEU Projektentwicklung GmbH' zum Ausdruck gebracht."
Die von Voves erwähnte Projektentwicklungsgesellschaft hat nun einen "Masterplan" vorgelegt. Der Geschäftsführer der GmbH, Ernst Wustinger, möchte den Inhalt dieses Plans noch nicht verraten - denn in den nächsten Wochen sollen sich die Investoren auf eine Variante für das Projekt einigen. Beim Streckendesign soll auch Stardesigner Hermann Tilke eine Rolle spielen. Zur Mitte des kommenden Jahres soll mit der Umweltverträglichkeitsprüfung begonnen werden - und anscheinend hat man auch dazugelernt, denn zuvor soll eine interne Expertengruppe die Umweltverträglichkeit des Projekts prüfen. Ab Mitte 2007 könnten dann frühestens die Bauarbeiten beginnen.
Fehlende Grundstücke
Zuvor muss aber noch ein anderes Problem gelöst werden: Um das Projekt verwirklichen zu können, müssen noch rund 28 Hektar an Grundstücken gekauft werden. Red Bull hat zwar bereits viele Grundstücke erworben, doch die fehlenden 28 Hektar muss das Land selbst einkaufen - denn nach dem Millionen-Flop wurde ausgemacht: Zuerst muss das Land das Projekt baureif machen, dann steigen Red Bull, VW, KTM und Magna ein.
Doch rund um den Grundstückskauf gab es neuerlich ein politisches Hickhack: ÖVP-Finanzlandesrat Buchmann wollte ein Expertenteam mit den Grundstückskaufverhandlungen beauftragen, Landeshauptmann Franz Voves lehnte dies jedoch ab. Voves erklärte gegenüber dem ORF: "Nachdem sich das Land Steiermark auch finanziell beteiligen sollte, möchten wir doch einmal von höchstrangiger Seite dieser Großinvestoren auch vernehmen, wie sie zu dem vorliegenden Masterplan stehen." Die Frage wird auch sein, ob Grundstücksbesitzer mit überhöhten Preisen den Ankauf verzögern...
Doch damit nicht genug: Auch die Anrainer ließen laut einem Bericht der Kleinen Zeitung durchblicken, dass sie das Projekt kritisch hinterfragen werden und dass sie auch zu Gegenmaßnahmen bereit wären. Ein einziger Einspruch würde genügen, und das Projekt würde abermals vor dem Umweltsenat landen. Außerdem muss noch eine Einigung mit dem Bundesheer getroffen werden, es geht um die zivile Öffnung des Fliegerhorsts.
Spatenstich nicht vor 2007
Es sind also noch einige Hindernisse zu überwinden: Der Grundstückskauf. Die Absegnung des Masterplans durch die Investoren. Die Umweltverträglichkeitsprüfung und die Akzeptanz der Anrainer. Erst dann können ab 2007 die Bagger damit beginnen, aus der Ruine wieder eine Rennstrecke zu machen.