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2007 - eine Übung in "Gescheidenheit"

Alex Wurz bestreitet bald schon das Comeback des Jahres. Für die österreichischen Fans und Schreiberlinge wird das zu einer Übung in "Gescheidenheit". Nur: Was ist das überhaupt?

Von Michael Noir Trawniczek
Fotos: attwilliams.com

Liebe motorline.cc-Freundinnen & Freunde,

"Gescheidenheit? Ist Michael Noir Trawniczek jetzt komplett übergeschnappt?", werden sich manche vielleicht fragen. Doch halten Sie ein - es ist nicht ganz so, wie es aussehen mag...

Alex Wurz - das Comeback des Jahres. Von dem einen Rennen 2005 einmal abgesehen - es ist schon recht lange her, dass Alex regelmäßig am Sonntagnachmittag um WM-Punkte gefightet hat.

Jetzt ist es wieder so weit. Und die winterlichen Testfahrten verliefen für den Österreicher ausgezeichnet. Aber genau deshalb sollte man vorsichtig sein, was die Erwartungen anbelangt. Die Kleine Zeitung zitierte Vater Franz Wurz. Er habe 17 Flaschen Champagner kalt gelagert, weil er seinem Sohn pro Rennen einen WM-Punkt zutraue, 17 Rennen, pro Punkt eine Flasche. Weiters heißt es in dem Artikel: "Damit ist aber auch garantiert, dass es zu keinen Champagner-Engpässen kommt, sollte Alex Wurz das Auftaktrennen in Melbourne vielleicht sogar gewinnen. Für einen Sieg gibt es bekanntlich zehn Punkte..."

Bitte nicht missverstehen - es wäre, außer der Befreiung sämtlicher unterdrückter Lebewesen auf diesem Planeten oder ähnlichem, nichts schöner als ein Sieg von Alex Wurz in Melbourne. Aber in solchen Aussagen lauert auch eine große Gefahr. Das kleine Österreich hat in der Formel 1 schon so viele Erfolge feiern dürfen - Rindt, Lauda, Berger, insgesamt vier WM-Titel und zahlreiche Siege, sogar ein eigener Rennstall (Wolf), der gleich das erste Rennen gewann. Und viele wurden daran schon gemessen, und viele konnten die hohen Erwartungen einfach nicht erfüllen.

Alex Wurz hat es schon am eigenen Leib erlebt - er kam als Komet, stand im dritten Rennen auf dem Podium. Was er in den Jahren danach als Benetton-Pilot erleben musste, war zum Teil sicher alles andere als lustig (und hat zugleich den Alex Wurz zu dem gemacht, was er heute darstellt, nämlich einen der wenigen Fahrer mit Charisma und einem Gesicht, dass schon viel erlebt hat). Und es ist für dieses Land geradezu typisch, dass auch jene, die damals kräftig hingedroschen haben, heute sich damit brüsten, dass sie es ja "schon immer gewusst haben, dass der Alex wieder zurückkehrt".

Der Alex Wurz 2007 spricht von einer "inneren Gelassenheit", die ihn heute stärkt. Wir, die Beobachter der Formel 1, sollten uns eigentlich darüber freuen, dass wieder einer dabei ist, im Zirkus - das ist keine Selbstverständlichkeit, es gibt nur 22 Cockpits, wir sollten auch eine gewisse Bescheidenheit an den Tag legen. Bescheidenheit + Gelassenheit + = Gescheidenheit, ganz einfach also...

Die österreichischen Formel 1-Fans und Schreiberlinge stehen vor einer Übung in Gescheidenheit. Erfreuen wir uns daran, dass Alex wieder Rennen fährt und schauen wir doch einfach mal, was passiert. Vergessen wir nicht, dass Williams ein Privatteam ist, das im Vorjahr auf Platz acht der Konstrukteurs-WM abgerutscht ist. Es geht darum, diese Position zu verbessern. Es geht nicht um Siege und auch nicht, zumindest nicht als Selbstverständlichkeit, um Podestplätze. Ja sogar WM-Punkte werden Alex nicht nachgeworfen, er muss sie sich erkämpfen. Dabei sollten wir ihm die Daumen drücken.

meint Ihr
Michael Noir Trawniczek

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