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Genug vom "Rentendasein"

Saleen, Suzuki, Superfund: Vor dem FIA-GT-Lauf in Brno hatte Motorline.cc die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Bernhard Auinger.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: PHOTO4, FIA-GT/DPPI

Überraschender Gastauftritt in Brno: Bernhard Auinger ließ sich im Fahrerlager der FIA-GT blicken, und zwar in voller Arbeitsmontur. Der Salzburger gab sein Debüt in der Sportwagen-Szene beim Team B-Racing.

Leider kam der ehemalige Formel-3000-Fahrer nur wenig zum Fahren; nach technischen Zores in den Trainings wurde sein Auto gleich in der ersten Kurve aus dem Rennen gerissen. Manche verpatzte Generalprobe führt zu einer glanzvollen Premiere; und vielleicht ist dieser Kurzauftritt in Brünn der erste Schritt zur Wiederbelebung der Karriere des Bernhard Auinger.

Er möchte jedenfalls heuer noch das eine oder andere internationale Rennen bestreiten: "Um diese Zeit des Jahres Geld aufzutreiben, ist natürlich schwierig, aber wir sind an einigem dran."

Auingers GT-Erfahrung beschränkt sich auf ein kurzes "Schnuppern" in Enna-Pergusa mit einem Lamborghini im Jahr 2004: "Aber das ist schon verjährt! Die GT sind komplettes Neuland für mich."

Die jüngsten Rennkilometer hat er im österreichischen Suzuki-Cup absolviert: "Das kann man überhaupt nicht vergleichen. Die Autos haben zwar auch ein Dach, aber das war's dann schon!"

Zwischen Überholspur und Abstellgleis

Auingers Karriere führte ihn über die Formel 3 bis zu Gastauftritten in der Formel 3000. Nach Erfolgen in der F3-Szene zwischen 2000 und 2002 blieb er jedoch in der italienischen Euro3000-Serie hängen.

Von dort führte der Weg des ehemaligen Red-Bull-Juniors aufs sportliche Abstellgleis. Was ist damals passiert?

"Ich glaube, das Problem war einerseits das dritte Jahr in der Formel 3; das hätte nicht mehr unbedingt sein sollen. Das Jahr danach in der italienischen Formel 3000 war recht gut. Dort habe ich das Rennen in Spa gewonnen, habe aufzeigen können - es war ja mein erstes Jahr in der Meisterschaft."

Beim Team Euronova in der italienischen Euro3000-Serie 2004 fühlte sich Auinger wohl, "aber im Jahr darauf habe ich das Team gewechselt. Und das war, glaub' ich, das größte Problem. Da bin ich bei Coloni gefahren, und das ist aber dermaßen in die Hosen gegangen...!"

Denn Coloni war gleichzeitig der Veranstalter der Meisterschaft, deshalb musste sich das Team mit dem Siegen zurückhalten. Das beste Beispiel ist Auingers damaliger Teamkollege Pastor Maldonado: "Er hat in dem Jahr auch nichts g'rissen, heute fährt er GP2 und gewinnt Rennen."

"Es waren eben viele so kleine Probleme. Wir haben zum Beispiel andere Reifen bekommen, ich wollte deshalb mit meinem Ingenieur etwas am Auto verändern, aber das wurde mir überhaupt nicht erlaubt. Wenn die anderen Teams immer weiterentwickeln, hast du so einfach keine Chance." - Die alte Weisheit im Racing: Stillstand ist Rückschritt.

Verpasste Chancen, geplatzte Hoffnungen

"Im Jahr darauf habe ich mir schwer getan, etwas Gescheites zu finden oder die richtige Mitgift für eine interessante Serie zu bringen. Aus dem Formelsport wollte ich dann sowieso weg. Damals waren einige Optionen da, zum Beispiel DTM, WTCC, und eine Tourenwagenserie in Deutschland."

In die Richtung der DTM tendierte Auinger damals, "und es hat eigentlich sehr gut ausgeschaut, dann ist leider ein Sponsor abgesprungen. Damit war die Seifenblase mehr oder weniger geplatzt."

Es gab auch einen WTCC-Test für ein Werksteam noch zu Zeiten als Red-Bull-Junior. Damals setzte Auinger noch auf eine Karriere im Formelsport. Ein Fehler, meint er heute selbstkritisch:

"Damals war ich noch zu jung. Man muss erkennen, wann man den Schritt in eine andere Richtung machen muss. Im Nachhinein gesehen würde ich vieles anders machen, hätte die Option mit der Tourenwagen-WM angenommen."

Der Umstieg aus der Formel-Szene in einen anderen Bereich ist dann, wie Bernhard Auinger feststellen musste, ohne entsprechendes Spielkapital umso schwieriger:

"Und auch wenn die Ergebnisse des Vorjahres nicht ein entsprechender Hit waren; und das waren sie nicht. Hätte ich nach dem ersten F3000-Jahr, als ich Rennen gewonnen habe, den Wechsel gemacht, wäre es vielleicht einfacher gewesen. Mit Erfolgen tut man sich leichter, Geld aufzutreiben, und du klopfst einfacher bei anderen Teams an."

Schnellster Rentner Österreichs?

Die Zeit ab 2006 nennt Auinger recht schonungslos sein "Rentendasein", zumindest in rennsportlicher Hinsicht. Heute ist er als Instruktor für Fahrsicherheit und bei Sportfahrer-Events tätig.

Dort bewegt er potente Straßenautos statt Rennwagen: "Obwohl es banal klingt, aber allein mit den Rennstrecken-Trainings lernt man viel. So gesehen ist es interessant. Aber ich will natürlich trotzdem lieber Rennen fahren."

Mit dieser Tätigkeit bestreitet Bernhard Auinger seinen Lebensunterhalt, daneben testet er für Superfund das 800 PS starke Auto, mit dem seit einigen Jahren eine eigene Formel-Serie ausgetragen werden soll.

Er will aber selbst wieder in ein Renn-Cockpit, in der FIA-GT oder einer vergleichbaren Serie: "Für mich gibt es nichts schöneres als den Motorsport, und dort mein Geld zu verdienen. Da muss man sich irgendwann überlegen, wo man Perspektiven hat, in einem guten Team unterwegs zu sein. Damit man entsprechend vorne mitfahren und davon leben kann. Deshalb sind die FIA-GT oder ähnliche Serien sehr interessant für mich."

Von einem Lenkrad zum nächsten

Wie schwer ist für einen Viel-Fahrer und Viel-Tester der Umstieg auf ein neues Fahrzeug? Der Sprung in ein unbekanntes Auto macht Auinger keine Mühe:

"Vom Suzuki-Cup kann ich hierher nichts mitnehmen, außer natürlich, dass ich wieder einmal echte Rennen gefahren bin! Aber der Schritt vom Superfund in den GT fällt eher leicht - weil man dort ja doch mehr Leistung und weniger Gewicht hat, und das Auto einfach schneller ist. Der Riesenunterschied ist die Fahrweise. Allein weil man 500 Kilo mehr mittransportiert, müssen die anders bewegt werden als bei einem leichten Auto."

Hier scheiden sich die Geister: "Manche sagen, es wechselt sich leichter von einem schwächeren Auto in ein stärkeres. Ich persönlich tu' mir beim Wechsel von einem stärkeren Fahrzeug in ein schwächeres leichter. Ich bin einen Test mit dem Superfund gefahren und am Tag darauf mit dem Suzuki; die erste Runde war vielleicht noch ungewöhnlich... - Aber wenn man das G'spür hat, und es geht dann alles etwas langsamer, tut man sich auch dementsprechend leichter – wenn man nicht den Fehler macht, das Auto zu überfahren. Das passiert beim Wechsel von 'oben nach unten' halt sehr oft."

Vor dem Brünner Rennen gab es noch eine wenige Runden mit dem Saleen S7-R am Pannoniaring: "Die Umstellung war an sich nicht sehr schwierig, weil ich mit Superfund viel am Testen war. Aber trotzdem ist das ein ganz anderes Fahren. Die paar Runden haben mir schon geholfen."

Teamplayer

In einer Rennserie mit Fahrerwechseln wie der FIA-GT müssen die Fahrer in allen möglichen Aspekten, von der Abstimmung bis zur Sitzposition, einen Kompromiss finden. Auinger zeigt sich hier als Teamplayer:

"Andrea Piccini hat in solchen Fahrzeugen Erfahrung ohne Ende und kann mir helfen. Es wird ein Vorteil sein, wenn ich meinen Fahrstil an seinen anpasse, weil er einfach viel mehr über die Autos weiß – Abstimmung, Reifenabnützung, usw. Wir sind zum Glück beide ziemlich gleich groß, die Sitzposition funktioniert recht gut.

Es ist besser, wenn er nicht unbedingt den Kompromiss eingehen muss, denn er kennt das Auto schon in- und auswendig; ich lerne erst etwas Neues kennen."

"Zeigen, was ich kann"

Brünn bot Auinger keine Chance, sich mit schnellen Runden wieder bei Teamchefs in Erinnerung zu bringen; aber das liegt dem selbsternannten "Rentner" ja doch am Herzen: "Ich weiß, was ich bei der F3000 gezeigt habe, was ich bei Superfund abliefere - weil ja auch Timo Glock dort als Testfahrer mit dabei war."

Er setzt sich selbst unter keinerlei Druck: "Wenn ich gut bin, habe ich die Möglichkeit, die nächsten vier FIA-GT-Rennen zu fahren; wenn nicht, werde ich trotzdem schauen, irgendwo weiterzukommen. Für mich ist es aber wichtig, aufzuzeigen, was ich kann." - Diese Gelegenheit wird sich für Bernhard Auinger hoffentlich heuer noch ergeben.

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