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Dieter Stappert 1942-2008

„Ein Perfektionist voller Motorsportleidenschaft“

Am 17. Oktober verstarb Dieter Stappert –Helmut Zwickl und Günther Wiesinger gedenken im Motorline-Talk dem leidenschaftlichen Perfektionisten.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: www.dieter-stappert.com, Photo4

Am 19. Juni dieses Jahres stand Dieter Stappert auf dem Münchner Flughafen beim Einchecken, er wollte nach Donington zum Motorrad-Grand Prix fliegen, schließlich war er als Teammanager in der 250 ccm-Klasse tätig. Plötzlich brach der 66-jährige zusammen. Herzinfarkt. Koma. Am 17. Oktober verstarb Dieter Stappert, nachdem er zwar einmal aufgewacht ist, jedoch nicht mehr wirklich zu Bewusstsein kam. Im Grunde also wurde Stappert im letzten Sommer plötzlich aus dem Leben gerissen - und dieses Leben bestand bis zur letzten Minute aus Motorsport.

motorline.cc-Stargastautor Helmut Zwickl lernte Dieter Stappert an einem traurigen Tag kennen: "Es war der 5. September 1970, der Todestag von Jochen Rindt. Wir saßen in einer Pizzeria in Monza und haben gedacht: ‚Jetzt haben wir zwei Rennstrecken und der Rindt ist tot. Das ist das Aus für den österreichischen Motorsport.' Dieter war damals ein Fan, der gerne Leserbriefe schrieb. Aus ihm wurde ein herausragender Journalist, einer der Fragen stellt. Und damals gab es kein Internet."

Günther Wiesinger war 29 Jahre lang der Chefredakteur der Fachzeitschrift Motorsport Aktuell - die 1970 noch unter dem Namen Powerslide firmierte. Dort war Dieter Stappert am Beginn der 70er-Jahre als Redakteur tätig. Wiesinger erinnert sich im Gespräch mit motorline.cc: "Dieter Stappert war einer der wenigen Menschen, die keine Feinde hatten. Er hat so gut geschrieben, wie das nur drei oder vier Journalisten im deutschsprachigen Raum zu Wege brachten. Der Motorsport war seine Leidenschaft- er war einer, der dafür in Monza über den Zaun geklettert ist."

Retter des BMW Turbo

Seine "größte Tat" sei die "Rettung des BMW-Turbomotors" gewesen, sagt Helmut Zwickl. 1977 wechselte der Reporter Dieter Stappert in die von Jochen Neerpasch geführte Motorsport-Abteilung von BMW. Dort war Stappert zunächst für die Juniorenarbeit zuständig - aus dem BMW Junior Team schafften es Eddie Cheever, Manfred Winkelhock und Marc Surer in die Formel 1. BMW war damals im Tourenwagensport, in der Formel 2 und mit der Procar-Serie aktiv. Hinter den Kulissen hat Paul Rosche einen Formel 1-Turbomotor gebaut. Doch weil Neerpasch vom BMW-Vorstand kein Okay für einen F1-Einstieg erhielt, wechselte er samt Turbomotor zu Talbot. Doch Dieter Stappert, der als Rennleiter Neerpasch folgte, holte den Turbo zurück, indem er den Vorstand überzeugen konnte. "Er ging gemeinsam mit Paul Rosche auf die Barrikaden", erinnert sich Zwickl.

Der BMW-Turbo wurde im damals von Bernie Ecclestone geführten Brabham-Team eingesetzt. Zwickl erzählt: "Ecclestone hasste die Turbomotoren - er hätte lieber einen Ford Cosworth-Einheitsmotor gesehen, wie heute auch. Weil der Turbo am Beginn noch anfällig war, wollte ihn Bernie nicht mehr einsetzen. Doch Stappert hat ihn quasi dazu gezwungen - er hat großes Verhandlungsgeschick an den Tag gelegt." Stappert hat Ecclestone im Grunde zu seinem Glück gezwungen - denn im Jahr 1983 wurde Nelson Piquet mit dem Brabham-BMW Turbo Weltmeister. Wer weiß, ob BMW ohne Dieter Stappert heute in der Formel 1 vertreten wäre?

Förderer von Gerhard Berger

Stappert hat sich in der gleichen Zeit auch um die Karrieren von Christian Danner und Gerhard Berger gekümmert, der auf einem ATS-BMW sein Formel 1-Debüt gab. Als sich BMW 1986 aus der Formel 1 zurückzog, wechselte Stappert in den Zweiradsport, als Teammanager des HB-Teams in der 250 ccm-Klasse.

"So viel Herzblut"

Ab 1997 stand er dem Team vor, das seither öfter den Namen wechselte. Günther Wiesinger erzählt: "Er hat sich 2007 noch wahnsinnig gefreut, wenn einer seiner Piloten vom 16. auf den 15. Platz vorstoßen konnte. Er hat so viel Herzblut investiert - sodass es ihn auch ein wenig aufgerieben hat. Nachdem er ein Jahr bei Powerslide gearbeitet hat, bekam er bereits ein Magengeschwür. Er war ein Perfektionist voller Motorsportleidenschaft."

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