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Wintertests 2008: Resümee

2009er-Aerodynamik, KERS; Slicks, Langlebigkeit – es gab viel zu tun!

Die Formel 1-Teams haben bei den Wintertests 2008 völlig unterschiedliche Herangehensweisen an den Tag gelegt. Das Test-Resümee von motorline.cc.

Michael Noir Trawniczek

In Jerez de la Frontera sowie auf dem brandneuen Kurs in Portimao wurden in dieser Woche die letzten Formel 1-Tests dieser Saison abgehalten – die verbliebenen acht F1-Teams (Force India testete nicht) haben dabei völlig unterschiedliche Herangehensweisen an den Tag gelegt. Das neue Reglement für die Saison 2009 sorgt dafür, dass man bei diesen Wintertests zwar die Rundenzeiten nicht miteinander vergleichen kann, dennoch herrscht so etwas wie ein „Pioniergeist“ – es gab schon erste Flügel nach dem neuen Regelwerk zu sehen, es gab KERS-Tests und natürlich mussten auch die profillosen Slickreifen weiter ausprobiert werden. Nicht zu unterschätzen ist auch die verlängerte Lebenszeit der V8-Aggregate.

Woran haben die Teams in der Wintertestsaison 2008 gearbeitet? Wie weit sind die Formel 1-Rennställe in ihrer Testarbeit gekommen? Auf welche Bereiche haben sie sich konzentriert – hier das Test-Resümee von motorline.cc, Team für Team:

McLaren-Mercedes

Nachdem BMW Sauber so manchen Fan mit einem sehr bulligen 2009er-Aerodynamikpaket verschreckt hatte, präsentierte McLaren-Mercedes schon in der Vorwoche eine weitaus elegantere Version des neuen, breiteren und zudem um sechs Grad verstellbaren Frontflügels. Bei den ersten Tests auf der neuen Strecke von Portimao, in der portugiesischen Algarve, wurden die Evaluierungsarbeiten mit dem neuen Frontflügel fortgesetzt – im Gegensatz zu BMW verzichtete man jedoch erneut auf einen 2009er-Heckspoiler. Außerdem wurde das Energierückgewinnungssystem KERS auf Herz und Nieren überprüft. Pedro de la Rosa markierte am Mittwoch mit dem Übergangsmodell MP4-23K die schnellste Zeit der drei Testtage: 1:28.993 Minuten. Womit man Erzkonkurrent Ferrari um mehr als eine Sekunde distanzieren konnte.

Ferrari

Doch die Scuderia Ferrari konzentrierte sich bei ihrem Test auf ganz andere Elemente. Dazu gehört die verlängerte Haltbarkeit des V8-Motors – es wurden also viele Longruns absolviert. Mit flach eingestellten Flügeln simulierte man zudem die reduzierte Aerodynamik der kommenden Saison – ein wichtiger Aspekt waren auch Reifentests mit den Slicks. Der Zeitrückstand auf McLaren ist unerheblich – besorgt sind jedoch einige Experten, was die Arbeit an KERS und die 2009er-Aerodynamik anbelangt. Diesbezüglich hat Ferrari bei den Wintertests wenig bis gar nichts weitergebracht.

BMW Sauber

Rein optisch scheint das bayrisch-schweizerische Team am weitesten in der Entwicklungsarbeit vorangekommen zu sein. Schon früh wurde das Interimsmodell mit den bulligen 2009er-Flügeln getestet – in den Internetforen wurde der Wagen prompt als „hässlichstes Formel 1-Auto“ verunglimpft. In Jerez wurden diese Woche das Modell F1.08B sowie das Modell F1.08B/KERS zum Einsatz gebracht. Christian Klien saß am Montag und am Mittwoch im KERS-Modell - und zeigte sich zufrieden: „Es gibt immer noch viel zu tun bei unserem KER-System, doch die Testergebnisse zeigen, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen.“ Weniger begeistert zeigte sich Robert Kubica – für ihn könnte das KERS aufgrund des Mehrgewichts ein Nachteil sein, befürchtet der Pole. Dabei geht es auch um die optimale Gewichtsverteilung. Es stellt sich die Frage, ob die Mehrleistung von KERS die nachteilige Gewichtsverteilung überwiegt. Zudem soll der Interimswagen beim Bremsen, während der Aufladung von KERS, ein seltsames Fahrverhalten an den Tag legen. Da gibt es also noch einiges zu tun. Wie auch immer: BMW Sauber konnte sowohl in punkto Aerodynamik als auch in punkto KERS und Reifentests sehr viele Kilometer abspulen und scheint einen gewissen Testvorsprung inne zu haben.

Renault

Renault hat diese Woche auf Tests verzichtet, das Wintertestprogramm 2008 wurde bereits in der Vorwoche in Jerez de la Frontera zum Abschluss gebracht. Ähnlich wie Ferrari verzichtete man auf den Einsatz neuer 2009er-Flügel und simulierte die reduzierte Aerodynamik mittels flachen Flügeleinstellungen und reduzierten Winglets. Wie die Italiener haben auch die Franzosen viele Longruns absolviert, um in punkto Langlebigkeit des Motors voranzukommen. KERS wurde nicht getestet – dafür wurden intensive Reifentests mit den profillosen Slicks abgehalten.

Toyota

Toyota absolvierte private Tests in Bahrain – dort wurde Nachwuchspilot Henki Waldschmidt in der Vorwoche mit einem 2008er-Boliden auf die Strecke geschickt, während Jarno Trulli mit einem auf die 2009er-Regeln ausgelegten RVX-08 Motor inklusive einem neuen Getriebe auf Erkundungsfahrt gesandt wurde. In dieser Woche wurde, wieder in Bahrain, der Italiener Andrea Caldarelli mit dem TF108 auf die Strecke gesandt. Timo Glock absolvierte die Tests für 2009 – die Slicks wurden im Zusammenhang mit einer Low Aerodynamic-Konfiguration ausprobiert, zudem wurden der langlebige Motor und das neue Getriebe weiter getestet. Mit KERS wird Toyota erstmals im Jänner ausrücken.

Scuderia Toro Rosso/Red Bull Racing

In der Vorwoche war ausschließlich die Scuderia Toro Rosso am Werk – in Jerez wurde mit einem 2008er-Boliden (flacher Heckflügel) mit Slicks getestet, der Schweizer Sébastien Buemi, der als Red Bull Junior die besten Chancen auf das Toro Rosso-Stammcockpit hat, konnte mit der besseren 2008er-Konfiguration wertlose Serienbestzeiten in den Asphalt brennen. Vor allem aber ging es auch um den Vergleich zwischen Takuma Sato und dem bisherigen Stammpiloten Sébastien Bourdais. Wer dort den Zuschlag erhalten wird, hängt wohl eher von seinem mitgebrachten Geldkoffer ab. In dieser Woche war dafür ausschließlich Red Bull Racing am Werk – wieder durfte Buemi ins Auto klettern, wieder fuhr er Bestzeiten, nur am letzten Testtag war der neue Stammpilot Sebastian Vettel am schnellsten unterwegs. Außerdem durfte sich der Australier Brendon Hartley im RB4 versuchen. RBR unternahm vor allem Reifentests mit den neuen Slicks.

Williams

Williams hat als eines der ersten Teams einen 2009er-Frontwing und auch einen schmalen 2009er-Heckflügel ausprobiert. In der Vorwoche hatte das britische Team Probleme, die Slicks auf Temperatur zu halten, schon nach nur einer Runde sanken die Reifentemperaturen in unangenehme Lagen – weshalb diese Woche neue Radaufhängungen zum Einsatz kamen. Nico Hülkenberg und Kazuki Nakajima belegten mit dem Interimsmodell jedoch an sämtlichen drei Testtagen den letzten Platz – Rundenzeiten standen jedoch nicht im Vordergrund, zumal diese nicht vergleichbar sind. Technikdirektor Sam Michael erklärte: „Wir haben uns auf Arbeiten mit den Bridgestone-Slicks konzentriert, ebenso wie auf das Sammeln von Daten mit der neuen Aerodynamik und mit KERS. Kazuki hat viele Runden zurückgelegt, was uns hinsichtlich der auf drei Rennen verlängerten Lebensdauer der Motoren helfen wird. Wir machen gute Fortschritte und freuen uns schon darauf, nach Weihnachten mit dem neuen FW31 zu testen.“

Force India

Das kleine Force India-Team hat im Dezember auf Testfahrten verzichtet. Dort wird ohnehin auf Mercedes-Motoren umgerüstet – zudem wird das Team auch auf anderen Gebieten von McLaren-Mercedes unterstützt werden.

Fazit

Eines ist sicher: Für Jänner, Februar und März kündigt sich eine spannende Wintertestsaison an – wie werden die Formel 1-„Superhirne“ das neue Reglement auslegen? Und: Wird es bei den Autos unterschiedliche Lösungen geben? Am 15. Jänner wird der erste 2009er-Bolide offiziell vorgestellt – der Toyota TF109. Danach folgen McLaren-Mercedes (16.1.), Renault (19.1.) und BMW Sauber (20.1.).

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