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„Die Autos sahen aus wie Missgeburten!“

Karl Wendlinger empfindet die vielen Strafen in der Formel 1 „als Witz“, die Autos haben für ihn zuletzt „wie Missgeburten“ ausgesehen, die neuen Regeln begrüßt er.

Michael Noir Trawniczek

Karl, was sagst du eigentlich zu diesen vielen Strafen, die heuer in der Formel 1 verhängt wurden – so etwas gab es in deiner Zeit nicht, oder?

Meine Zeit ist zwar schon recht lange her, aber so etwas hat es damals nicht gegeben. Für mich ist das zum Teil ein echter Witz! Diese vielen Strafen sind einfach nur ein Witz!

Man will ja, dass die Piloten gegeneinander kämpfen, nicht wahr?

Ja, was auch immer. Der erste Witz war in Spa die Bestrafung von Lewis Hamilton – der war deutlich schneller. Oder Sébastien Bourdais – der kann sich doch nicht in Luft auflösen. In dem Fall hätte meiner Meinung nach der Felipe Massa aufpassen müssen – für diese Kollision hätte der Massa eine Strafe erhalten müssen und nicht der Bourdais. Und dann gab es in diesem Jahr noch ein paar andere Dinge – sehr eigenartig, ja.

Wäre es da nicht besser, einen fixen Rennkommissar dabei zu haben – womöglich einen, der schon einmal Formel 1-Rennen gefahren ist?

Das wäre die beste Lösung. Nur muss der dann komplett unabhängige Entscheidungen treffen dürfen – und ob das in der großen Organisation Formel 1 möglich ist? Ich weiß es nicht.

Naja, wenn es zum Beispiel du machen würdest – du wärst doch dann unparteiisch, nehme ich an…

Ich wäre unparteiisch – aber wer weiß? Ich könnte vielleicht auch parteiisch sein. Vielleicht würde ich mit der Zeit parteiisch werden…

Du meinst, wenn du den Job machen würdest, würde man irgendwann zu dir kommen und sagen: ‚Hey Karl, wir müssen in die WM eingreifen…’?

Nein, das nicht. Das würde ich so nicht sagen. Aber es ist sicher so, dass ein ehemaliger aktiver Formel 1-Pilot die Lage besser einschätzen kann als ein Kommissar.

Es könnten ja auch drei Ex-Piloten sein – es gibt ja genug…

Das ist richtig. Manche Entscheidungen waren heuer einfach nicht in Ordnung.

Lewis Hamilton ist Weltmeister – was sagst du dazu?

Mit der Leistung, die er heuer brachte, hat er den Titel ganz sicher verdient.

Kurzer Blick in die Zukunft: Die Boliden werden aerodynamisch stark abgerüstet – das gab es bereits erste Skizzen – diese Boliden erinnern ein bisschen an die Autos, die du gefahren bist, zum Beispiel an deinen grünen March…

Was ich auf jeden Fall gut finde, ist, dass die ganzen Geweihe, Winglets und Flaps und der ganze restliche Käse verschwinden müssen. Weil die Autos haben zum Schluss ja schon ausgesehen wie – ich weiß auch nicht – wie Missgeburten eigentlich. Obwohl es sicher gute und schnelle Autos sind, schneller denn je. Aber ich finde es sehr gut, dass diese ganzen Schnörksel verschwinden und die Autos wieder eine klare Linie erhalten.

Die Slicks werden wieder eingeführt…

Ja, auch. Ich weiß nicht – sie nehmen sehr viel Downforce weg, die Autos werden so noch schneller. Und ob das der Stein des Weisen ist, das weiß ich nicht. Wenn die Autos dann noch viel schneller werden - denn auf den Geraden müssten sie mit weniger Downforce ja viel schneller sein.

Der Edi Nikolic hat in einem motorline.cc-Interview gemeint, die Autos sind gemessen an dem Maß an Downforce, das sie haben, eigentlich untermotorisiert. Seiner Meinung nach könnte man ruhig wieder 1000 PS-Motoren haben…

Ja, nur geht es darum nicht. Was die FIA schon seit Jahren versucht, ist die Autos langsamer zu machen. Dass sie beim Langsamermachen mit dem Tempo der Ingenieure nicht mithalten können, ist wiederum etwas anderes. Nur wenn du jetzt dieses Maß an Downforce hast und dazu die Slicks und 1000 PS – das wird irgendwann einmal extrem gefährlich und unfahrbar und letztlich schlecht für den Motorsport.

Dass man die Frontflügel vom Cockpit aus verstellen kann, ist ja irgendwie noch nicht fix – was hältst du von der Idee?

Früher hat es immer geheißen, dass diese Lösung verboten und einfach zu gefährlich ist – da hat es in den 60er-Jahren die schwersten Unfälle damit gegeben. Ich weiß nicht, ob sie es mittlerweile ausschließen können, dass da nichts passiert.

Angeblich.

Stell dir vor: Du möchtest anbremsen, du denkst, der Flügel ist angestellt – aber dann ist der Flügel versehentlich nicht rauf gegangen, und du schaust blöd aus der Wäsche. Also da ist sicher wieder ein Gefahrenherd dabei – aber sie werden sich das schon gut überlegt haben. Denkt man zumindest.

Eine kurze Bilanz seiner FIA GT-Saison sowie ein paar Gedanken zu Karl Wendlingers Zukunft finden Sie im nächsten Teil des Interviews in der Navigation rechts.

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