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Nicht von gestern

Herr über sieben Suzuki Swift: Thomas Heuer hält eine ganze Rennwagen-Flotte am Laufen - Motorline.cc wollte wissen, wie das geht!

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Bei der Rundstreckentrophy am Salzburgring im September war die Präsenz des Suzuki Motorsport Cup mit seinen über 20 Startern und überaus spannenden Rennen eines der großen Highlights. Nach fünf Jahren Entwicklung gehören die japanischen Raketen heute zu den Fixgrößen im heimischen Rennsport.

Mit der Serie ist vor allem auch ein Team gewachsen: sehr prominent im Suzuki-Paddock ist die "Wagenburg“ von Heuer Racing. Nicht weniger als sieben Autos hatte das Team aus Niederösterreich in Salzburg in seiner Obhut. Teamchef Thomas Heuer mustert seine Flotte:

"Wir haben noch zwei Ignis im Einsatz, der Rest sind Swift Sport. So wie’s ausschaut, werden wir nächstes Jahr acht Fahrzeuge im Cup an den Start bringen. Der Ignis ist nächstes Jahr noch erlaubt, aber es tendiert alles bereits in Richtung des Swift. Uns gehören zwei Autos, der Rest sind Kundenfahrzeuge."

Dennoch sind die Ignis noch nicht beim alten Eisen, Gerade in Salzburg hatte man den Eindruck einer Renaissance; es gab eine eigene Wertung, die einige langsamere Autos und ihre Fahrer wieder zurück in's Gefecht lockte.

ÖTC-Revival

Auf der Starterliste finden sich Namen wie Karrer, Scheck, Pankl, Senn – etliche Leute, die man aus der Tourenwagen-Vergangenheit Österreichs kennt. Die, Zitat Heuer: "alten ÖTC-Hasen" waren mit Freude bei den Windschattenschlachten der flinken 1600ccm-Kleinkaliber dabei.

Ein ÖTC-Revival, denkt Thomas Heuer, denn: "Die Autos machen Spaß, es ist fair, wir fahren alle mit gleichen Fahrzeugen - man kann sich reinsetzen und bei den ersten Fünf dabei sein."

Angebot und Nachfrage

Auch die Zusammenarbeit mit dem Histo-Cup bei den gemeinsamen Wochenenden beurteilt Thomas Heuer durchwegs positiv: "Ich darf sagen, wir sind im Histo-Cup sehr gut aufgenommen worden. Michael Steffny ist offenbar auch froh, dass wir dabei sind; wir passen dort sehr gut dazu. Es läuft immer alles toll ab; und die Serien passen gut zusammen und ergänzen einander.“

Gibt es keine "Konkurrenz" mit der BMW 325 Challenge?: "Nein, überhaupt nicht; das ist doch eine komplett unterschiedliche Sache.“ – Und wer weiß, vielleicht ist Heuer Racing ja selbst einmal dort aktiv.

Heuer offeriert seiner Kundschaft diverse Einsatzmöglichkeiten bis hin zum Komplett-Service Marke Arrive & Drive: "Das Auto bleibt bei uns, wir übernehmen auch den Transport und die gesamte Logistik; der Fahrer braucht nur anzureisen, sich umzuziehen und einzusteigen."

Hörbar zufriedener Nachsatz: "Die Nachfrage ist wirklich sehr groß." - Einige Teilnehmer in Salzburg könnten auch durchaus im Umfeld der Porsche-Cups oder der Mini Challenge zu finden sein – also Leute, die sich stärkere Autos leisten könnten, sich aber bei den Suzuki wohl fühlen. Das spricht für das Klima innerhalb der Serie und des Teams.

Vielleicht auch wegen des im Vergleich zu anderen Racing-Ligen noch überschaubaren finanziellen Aufwandes: "Die Kosten im Suzuki-Cup liegen in einem Bereich, der mit Sponsoren noch leistbar ist", meint auch Thomas Heuer, "wir schauen drauf, am Boden zu bleiben."

Zum Vergleich: ein Renn-Wochenende bei der Mini Challenge kostet von den Einsatzkosten her soviel wie eine ganze Saison bei den Suzuki, immer vorbehaltlich grober Unfallschäden natürlich: "Mit dem Suzuki hat man um einen Bruchteil der Kosten denselben Spaßfaktor."

Das Auto selbst kommt dank Stützung des Herstellers auf knapp 30.000,- Euro. Thomas Heuer konstatiert ungebrochenes Interesse: "Wir werden immer größer, jetzt sind wir schon 23 Fahrzeuge.

Wir forcieren gemeinsam mit Suzuki Austria den Rundstreckensport auch sehr, nächstes Jahr werden wir noch ein oder zwei Rundstreckenrennen dazunehmen. Da werden dann sicher 26 bis 28 Autos dabei sein, fast alles Swift. Es gibt schon einige Anmeldungen und Anfragen."

Immerhin gibt es trotz A1-Ring-Fiasko und allen anderen Schwierigkeiten ja eine eigene Rundstreckenwertung im Suzuki Motorsport Cup; ist neben dem Rallye-Programm die Aktivität auf Asphalt ein Nebenzweig, oder gleichwertig?

"Ich persönlich fühle mich auf der Rundstrecke wohler, denn es ist eine familiärere Atmosphäre, man bleibt ja das ganze Meeting über auf einem Platz. Es lässt sich auch besser vermarkten."

Sportlicher Werdegang

"Ich habe mit 14 Jahren angefangen, bin bis zum Alter von 20 Jahren Motocross-Rennen in der 125er-Staatsmeisterschaft gefahren. Dann habe ich zwei schwere Crashes gehabt.

Nach je zwei Monaten im Krankenstand hat meine Firma gemeint, ich könnte mir vielleicht ein anderes Hobby suchen..." – ein Signal für den Umstieg auf vier Räder.

"So habe ich mit Autoslaloms begonnen, dann mit Bergrennen. In der EM bin ich mit einem Honda VTI gefahren - 1.600 Kubik, 210 PS, bei 800 Kilo, mit sequentiellem Getriebe… - das war schon ziemlich was! In die EM muss man aber sehr viel Geld stecken, um dort voranzukommen."

"Auch in der Bergrallye war ich vier Jahre lang aktiv, war sogar 1995 Vizemeister in der 1.400ccm-Klasse. Es war eine ganz tolle Szene dort, immer Tausende von Zuschauern – wirklich ein Wahnsinn. Bin dort sehr gut aufgenommen worden.“ – Damals kam der Bergrallye-Cup gerade aus der "Illegalität" in die Arme der OSK.

Geschichte und Zukunft

Die Teambasis mit eigenen Räumlichkeiten ("wir bekommen nächstes Jahr noch eine Halle dazu") befindet sich in Hollabrunn im nördlichen Niederösterreich. Dort werden die Autos gewartet und garagiert, dort residieren auch die beiden Team-Trucks.

In Österreich ist die Chance dafür, auch wirtschaftlich mit Motorsport überlebensfähig zu sein, ja eher gering, oder? Zustimmender Seufzer: "Es ist, muss ich sagen, sehr schwer. Die Strecken in Österreich kosten sehr viel Geld. Deshalb fährt der Suzuki Motorsport Cup auch immer gemeinsam mit Rennserien wie dem Histo-Cup und der Mini Challenge; alleine könnten wir nicht fahren."

Blick ins Fahrerlager des Salzburgringes: "Dieser Ring kostet fast 120.000 Euro, und das ist schon ein ganz großes Budget. Aber 2010 werden wir sicher wieder am Österreichring zwei Rennen absolvieren!“ – Heuers Wort in Gottes Ohr, kann man nur hinzufügen.

"Es hat mehrere Jahre gedauert", skizziert der Prinzipal die Entwicklung seines Teams, "das ist unsere fünfte Saison, ich war von Anfang an mit dem Suzuki Ignis im Cup dabei, habe das ganze systematisch aufgebaut" - und nebenbei 2006 die Gesamtwertung gewonnen.

"Mit dem Swift Sport ist uns der Druchbruch gelungen – mehr Leistung, besseres Fahrwerk und so weiter – das hat viele Kunden angezogen." - Das Geheimnis: "Reden und reden und reden!"

Reden ist Gold

"Wir machen sehr viel Publicity. Man sieht an uns ja auch, dass wir in dieser Serie bleiben, anstatt woanders hin zu wachsen.

Wir machen neben dem Cup auch viele Events, meist am Pannoniaring oder in Melk, wo Interessenten testen können. So haben wir das Fahrzeug vorgestellt, und so sind unsere Kunden zu uns gekommen.

Die Verlässlichkeit und Qualität müssen natürlich auch immer passen", sagt der unermüdliche Teamchef und Organisator, der ja nebenbei auch noch selbst hinter dem Steuer sitzt.

Heuer Racing soll aber weiter wachsen: "Es gibt da schon Ambitionen! Wir wollen uns sicher weiterentwickeln. Nächstes Jahr fahren wir vielleicht noch zusätzlich zu den Suzuki in einer zweiten Rennserie. Am Pannoniaring haben wir mit anderen Teams gesprochen, und uns auch in der Porsche-Szene umgesehen."

Die Entwicklung zu neuen Horizonten bedeutet aber nicht automatisch den Abschied vom Suzuki-Cup: "Wir fahren nächstes Jahr natürlich noch den Cup weiter! Aber wir bleiben nicht stehen, entwickeln uns weiter, und wollen noch höher hinaus."

Zielrichtung für die Zukunft ist, für ein Kundenteam nicht völlig überraschend, die Langstrecken-Szene, also die europäischen 24-Stunden-Rennen; als große Ambition fällt der Name einer gewissen westfranzösischen Stadt, die Motorsportfans seit 1923 ein Begriff ist. Ein großes, aber lohnenswertes Ziel!

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