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Vom Leben in der Oberliga

Dominik Kraihamer arbeitet an der Karriere als Profi-Rennfahrer, und Norbert Lenzenweger ist der Histo-Cup-Aufsteiger par excellence.

Die Formula Le Mans fährt in dieser Saison bei den 1000km-Rennen der LMS mit; Dominik Kraihamer ist dabei. In der Aufbauserie für die Sportwagen-Szene macht sich der junge Salzburger einen Namen. Gemeinsam mit dem belgischen Team Boutsen Energy Racing (gegründet vom ehemaligen F1-Piloten Thierry Boutsen) konnte er erstmals die neue Sportwagen-Winterserie gewinnen, in der er sich ein Auto mit Norbert Lenzenweger teilte.

2010 wird die Formula Le Mans sozusagen befördert, erklärt Kraihamer: "Heuer fahren wir nicht wie im Vorjahr im Rahmenprogramm, sondern machen bei den 1000-Kilometer-Rennen mit. Die Formula Le Mans ist auf acht Autos beschränkt, wir haben eine eigene Wertung. Es wird interessant zu sehen, ob wir nicht teilweise sogar schneller sind als manche LMP2-Autos. Das wird recht spannend, weil ja viele Autos im Feld sind" – mit den nunmehr fünf Klassen bringt die LMS jeweils um die 50 Fahrzeuge an den Start.

Für die acht Startplätze gab es zwanzig Nennungen; die acht ausgewählten Teams sind jetzt das ganze Jahr dabei: "Wir fahren fünf Rennen, davon vier über 1000 Kilometer und einer über acht Stunden; dazu zwei oder drei offizielle Testwochenenden, wir wissen noch nicht genau, wieviele es sein werden. Fix ist, dass der erste Test am 6. und 7. März in Le Castellet sein wird."

Gesamtsieg im Visier

Eine Regelung ähnlich der Klasse LMP2, wonach pro Auto mindestens ein "Gentleman", also ein Amateurfahrer im Team sein muss, gibt es für die FLM nicht: "Es dürfen drei professionelle Fahrer gemeinsam fahren. Das ist eher selten der Fall, aber bei uns wird es schon so sein, denn unser Ziel ist natürlich der Gesamtsieg. Es gibt sicher auch schnelle Gentleman-Fahrer, aber wir setzen hier auf junge Talente, die sich weiterentwickeln. Der Plan ist auch, dass ich mit diesen anderen jungen Fahrern in Zukunft weiter gemeinsam arbeite und vielleicht in die LMP1 aufsteige."

Kraihamers Teamkollegen in der Saison 2010: "Fixiert ist Nicolas De Crem, ein Belgier, der vorher Tourenwagen gefahren ist. Eventuell unterschreibt noch Andrea Barlesi, ein Franzose mit italienischen Wurzeln. Es steht aber noch nicht fest, ob er bei Boutsen Energy Racing unterschreibt oder bei einem anderen Team."

Ein Wort zu den Autos: Die Fahrzeuge sind LMP-Autos nach aktuellem Stand der Technik von der französischen Firma Oreca. In den einheitlichen Kohlefaser-Chassis arbeiten 6,2 Liter große Chevrolet-V8-Motoren, sie leisten ca. 420 PS und ein Drehmoment von über 600 Nm. Damit ist man leistungsmäßig nicht weit von den Autos der Klasse LMP2 entfernt, fährt allerdings mit dem Fahrzeuggewicht eines großen LMP1, nämlich 900 Kilo.

Voller Terminkalender

Der aus dem Histo-Cup bekannte Norbert Lenzenweger wird vom Team heuer quasi einem Aufbauprogramm im Hinblick auf die Winterserie 2010/11 unterzogen, davon profitiert auch Kraihamer: "Ich werde mit ihm ein paar Rennen in der Belgian Touring Car Series BTCS fahren, mit einem Mazda RX-8. Das Auto wird auch von Boutsen Energy eingesetzt. Ich mache dort auch mit, um auf mehr Rennkilometer zu kommen, denn einige Rennen sind 12 oder 24 Stunden lang. Es wird zeitaufwändig, deshalb müssen wir schauen, welche Läufe ins Programm passen."

Wenn man sich jetzt fragt, was Rennfahren in einem Mazda RX-8 einem LMP-Piloten bringen soll, muss angemerkt werden, dass dieser Mazda ist ein Silhouettenfahrzeug und um die 450 PS leistet: "Auch das ist interessant, dort kommt man viel zum Fahren. Für den Norbert ist das auch gut, er kann einiges an Erfahrung gewinnen; und ich kann ihm dort einige Tips geben. Wenn er sich als Fahrer weiter entwickelt, kann er zwei, drei Jahren auch als Fahrer in einem LMP eingesetzt werden."

Für den Auftritt gemeinsam mit den "Großen" der Sportwagenszene bekommen die FLM-Autos dem Vernehmen nach einen Restriktor verpasst, damit sie nicht den LMP2-Teilnehmern womöglich die Show stehlen. Kraihamer ist dennoch zuversichtlich, dass er für Überraschungen sorgen kann: "Wir bekommen bessere Reifen als letztes Jahr, insofern werden wir vielleicht recht knapp an den LMP2 sein. Die haben sich natürlich auch weiterentwickelt. Letztes Jahr waren wir von den Zeiten her doch recht knapp dran, nur zwei oder drei Sekunden von den LMP2 weg."

In näherer Zukunft braucht sich Dominik Kraihamer also keine Sorgen über zuwenig Betätigung zu machen; der längerfristige Karriereplan steht bereits fest: "Le Mans ist im Plan für die nächsten zwei, drei Jahre. Dass ich dann in einem LMP1 sitze, ist ein realistisches Ziel."

Living the dream: Norbert Lenzenweger

Man kennt ihn hierzulande aus dem Histo-Cup, jetzt versucht sich Norbert Lenzenweger in der internationalen Szene. Die Formula Le Mans bedeutet einen großen Schritt nach vorne in Lenzenwegers rennfahrerischem Werdegang, denn: "Es gibt gar nicht soviel Werdegang! Mit 33 Jahren bin ich auf den Histo-Cup gestoßen, und dann auf einen BMW 3,5 CLS. Mit dem sind wir 2004 in den Histo-Cup eingestiegen."

Ermöglicht wurde dem Oberösterreicher der Einstieg in die internationale Liga durch den gemeinsamen Sponsor; der Schritt vom CSL in den Rennsportwagen ist groß: "Anfangs war es ein Traum, der ist dann auf einmal Realität geworden – und jetzt lernen wir halt was dazu! Die ärgsten Aha-Momente kommen daher, dass dieses Auto kein Limit kennt. Es gibt keinen Drift, der Grat ist relativ schmal: Entweder das Auto pickt, oder man fliegt ab."

Das Vertrauen in die zur Verfügung stehende Downforce kommt nicht von allein: "Das Flügel-Fahren muss man lernen. Das kennt ein Junger aus dem Formelauto; ich lerne es mit jedem Dreher. Das erste Kennenlernen hat dreißig Sekunden gedauert, dann habe ich das Auto im Schotter versenkt! Danach weiß man, dass das doch was anderes ist, und geht es etwas langsamer an."

Bislang obliegen die Einstellungen am Auto Dominik Kraihamer: "Ich fahre mit seinem Setup, und das muss gut sein, denn er fährt ja vorn am Spitz mit. Die Limits kann ich noch nicht ertasten; ich habe aber auch nicht den Anspruch, um Zehntelsekunden vorne mitzufighten."

Die nächsten Tests mit dem FLM-Auto stehen im März auf dme Programm: "Ende des Jahres werde ich wieder ein Rennen fahren. Die belgische Tourenwagenserie fahren wir, weil wir im Team Boutsen Energy gut verankert sind und Top-Material bekommen. Nachdem es in Österreich keine Meisterschaft mit modernen Autos gibt, fahren wir die belgische Meisterschaft, um den richtig harten Motorsport kennenzulernen."

In der Winterserie 2010 möchte Norbert Lenzenweger wieder im FLM-Cockpit sitzen, und dort sicherlich keine untergeordnete Rolle spielen: "Mittlerweile habe ich den Anspruch, dass ich an fünfter Position ins Ziel komme; denn jetzt fährt nicht mehr das Auto mit mir, sondern ich mit dem Auto."

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