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Peugeot-Bosse Quesnel & Famin im Gespräch

Abschiedsgala des 908

Was der 908 HDi noch alles erreichen soll, wie die Pläne für 2011 aussehen, und weshalb Klien & Loeb heuer nicht bei Peugeot dabei sind.

Bei den Trainings für das 12-Stunden-Rennen in Sebring liegt Peugeot Sport mit dem Diesel-Coupé 908 HDi FAP unbezwingbar in Front – was das Rennen bringt, wird sich weisen; alles andere als ein Erfolg für das französische Team wäre eine Sensation.

Voriges Jahr mussten sich die Löwen nach einer heftigen Schlacht knapp der Konkurrenz von Audi geschlagen geben, aber Audi ist heuer (nicht zuletzt wegen eines Vetos von Peugeot) nicht am Start: "Wir wollen in Sebring gewinnen, in Le Mans den Titel verteidigen und dann am besten auch noch in China gewinnen", wird Peugeot-Rennchef Olivier Quesnel auf 'endurance-info.com' zitiert, "wenn wir das schaffen, dann haben wir dem 908 die würdige Krone aufgesetzt, die der Wagen vor der Fahrt ins Museum verdient hat."

Das Werksteam aus Velizy nimmt an der neuen Interkontinentalserie des ACO teil, die sich aus verschiedenen Runden der ALMS, LMS und asiatischen LMS zusammensetzt und somit im Herbst auch Rennen in Japan und China beinhaltet. Für die letzte Saison wurde am Auto weiter gefeilt, während die Entwicklung des Nachfolgers – derzeit noch "90X" genannt - weitergeht.

Weitere Auftritte in den USA schließt Quesnel derzeit aus; auch eine erneute Teilnahme am beliebten 1000-Meilen-Rennen Petit Le Mans in Road Atlanta kommt somit offenbar nicht in Frage, denn: "Allein für diesen Auftritt in Sebring belaufen sich die Logistikkosten auf 500.000 Euro" – und Peugeot verkauft ja in Amerika derzeit keine Fahrzeuge.

"Objectif: Le Mans"

Nicht nur die Kosten sind entscheidend, sondern auch das Hauptziel. Das ist auch heeur der Sieg in Le Mans. Ein Start auf der Road Atlanta würde bezüglich des Klassikers im Juni nichts mehr bringen, denn das Petit Le Mans findet erst Anfang Oktober statt.

"Ich hätte Audi gern hier in Sebring gesehen", sagt Quesnel in Richtung der Konkurrenz aus Deutschland, "offenbar sind sie noch nicht ganz fertig." - Allerdings hat Audi um eine Ausnahmegenehmigung angesucht, damit man eine Interimsversion des R15 TDI in Sebring einsetzen kann; dagegen hat Peugeot ein Veto eingelegt.

Die verbleibende Konkurrenz, unter anderem das Werksteam von Aston Martin, ist kaum der Rede wert. Peugeot bestimmt das Tempo in Sebring nach Belieben. Die Fans müssen also weiter auf das erste Aufeinandertreffen des Jahres zwischen Peugeot und Audi mit dem stark modifizierten R15 TDI plus warten. Es gibt bereits Befürchtungen, dass sich auch heuer wieder ein kleines Gerangel um Regelauslegung entwickeln könnte.

"Ich glaube, es wird kein Problem geben", bechwichtigt Quesnel, dessen Mannschaft nach der Le-Mans-Abnahme 2009 gegen die R15-Aerodynamik protestiert hat (und den Protest nach dem eigenen Sieg im Rennen zurückgezogen hat), "wir haben damals eigentlich nur unseren Unmut über die unterschiedlichen Auslegungen des Regelwerks zum Ausdruck bringen wollen. Wir wollten Klarheit haben. Ich habe Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich immer wieder versichert, dass das nicht gegen Audi gerichtet war."

Peugeot hat sich sowieso um anderes zu kümmern, beispielsweise um den Fahrerkader. Vorjahressieger Alex Wurz ist weiterhin mit dabei, aber aas 2009 erfolgreiche Le-Mans-Trio wurde aufgelöst, weil sich David Brabham für ein Engagement bei Highcroft-Acura in der ALMS entschieden hat.

Man hat stattdessen den ehemaligen Formel-1-Piloten Anthony Davidson an die Seite von Alexander Wurz und Marc Gené geholt. Der Brite schnappte den Platz weg, den sich Christian Klien eigentlich erhofft hat: "Christian sagte, dass die Formel 1 sein Ziel sei, deswegen ist er nur Ersatzmann", erklärt Quesnel.

Entweder-oder

"Man kann sich nicht auf die Formel 1 und auf unser Programm gleichzeitig konzentrieren. Ich möchte nicht, dass unsere Fahrer gleichzeitig in der Formel 1 sind", sagt der Franzose. An Ähnlichem ist das erhoffte Engagement von Sébastien Loeb gescheitert, der sich nicht allein auf die Langstrecke konzentrieren wollte. Als positives Beispiel nennt Quesnel Sébastien Bourdais: "Er lebt Peugeot, er isst Peugeot, er schläft mit Peugeot ein. So soll es sein."

Den Sprung auf einen sicheren Werksfahrerposten hat Simon Pagenaud bereits geschafft. Der junge Franzose hat nicht nur im Kader der "Löwen" überzeugt, sondern auch bei Einsätzen im Acura in den USA oder als Leihgabe bei Pescarolo 2009. Daneben bleiben die Routiniers Pedro Lamy, Nicolas Minassian, Franck Montagny und Stephane Sarrazin an Bord.

Für die Neuzugänge wird es viele Testkilometer geben, und zwar nicht nur mit dem 908, sondern sicher auch im Zuge der Entwicklung des Nachfolgers. Das neue Projekt heißt intern 90X. Bislang sind kaum Details des neuen Boliden ab 2011 bekannt.

"Wir sagen weder, welcher Motor drinnen sein wird, noch welche Bauart wir wählen", blockt Quesnel ab, "wir wollen die Details so lange wie möglich geheim halten. Erste Studien haben vor zwei Jahren begonnen, das Design läuft seit vier Monaten in den Computern. Wir beginnen jetzt mit der Konstruktion eines Modells."

Es ist also nicht klar, ob bald ein Coupé oder ein Spider im Windkanal stehen wird. Bislang stehen ja nicht einmal die genauen Regeln des ACO für 2011 fest. Gerüchten zufolge könnten allerdings große Heckfinnen, à la Jaguar D-Type oder heutzutage am Red Bull in der Formel 1, zur Pflicht werden.

Kommt ab 2011 ein Benzin-Rennwagen?

Laut Peugeot spricht einiges für den Wechsel zum Benziner. Mit dem Diesel hat man die Leistungsfähigkeit bereits bewiesen. "Man muss auf die Benziner mittlerweile aufpassen", sagt Peugeot-Technikchef Bruno Famin, "sie haben mit den richtigen Leuten am Lenkrad keinen großen Rückstand mehr."

Kritik an der Benzin-Konkurrenz: "Ich finde es allerdings komisch, dass Aston Martin so halbherzig in Sebring auftritt. Das ist doch echter Werkseinsatz. Sie fahren hier in der Le-Mans-Abstimmung. Das ergibt aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn. Ich halte es für etwas verrückt." - Diese Aussage des Fachmannes erklärt dann auch die hohen Endgeschwindigkeiten des Lola-Aston-Martin, und eventuell auch den schweren Unfall eines Aston Martin LMP bei den Wintertests.

Famin geht derzeit davon aus, dass die "Haifischflossen" an den Prototypen verpflichtend eingeführt werden: "Wir kennen die Regeln für 2011 noch nicht genau. Aber die FIA macht sich Sorgen um die Sicherheit. Man will, dass die Fahrzeuge mehr Geschwindigkeit verlieren, wenn sie quer driften. Man will außerdem verhindern, dass sie abheben. Der Vorschlag mit der Flosse wird diskutiert; alle haben bezüglich der Technik unterschiedliche Sichtweisen. Aber wir sind einem Konsens sehr nahe."

Die Haifischflosse soll ausschließlich der Sicherheit dienen, betont der Peugeot-Technikchef: "Die Performance wird dadurch nicht besser. Ein solches Element wirkt in der Formel 1 ganz anders als bei uns; wir haben nicht solche Verwirbelungen, die geglättet werden müssen. Der Flügel wird vielleicht ähnlich ausschauen, aber bei uns eine ganz andere Rolle spielen."

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