
Dakar-News | 28.01.2010
Europäische Städte buhlen um den Start
Noch ist nichts entschieden - wird die Dakar 2011 in Südamerika oder wieder in Afrika stattfinden? Die Entscheidung wird jedenfalls schwer.
marathonrally.com; Bilder: VW, GINAF, PHOTO4
Denn es gilt abzuwägen, ob man aus der Rallye endgültig einen Massen-PR-Event macht (wie heuer in Argentinien und Chile gesehen), oder zurück zu den Wurzeln geht. Eines ist klar: Die alte Strecke nach Dakar kann vorerst nicht mehr gefahren werden.
Denn die Terror-Angst geht weiter um, auch die "Budapest-Bamako" hat derzeit Probleme mit der Sicherheit - die Rallye muss in Agadir/Marokko abgebroche nwerden.
Hinter vorgehaltener Hand wird ein Wechsel nach Afrika favorisiert, sowohl bei der ASO als auch bei den meisten Teilnehmern. Aber nicht allen: Unglücklich darüber wäre vor allem Volkswagen, und das aus gutem Grund.
VW will Südamerika
Südamerika ist für den Konzern ein Hersteller-Kontinent und wichtiger Absatzmarkt, Afrika hingegen weniger interessant. Und der VW-Motorsport Pressesprecher Stefan Moser hat noch einen weiteren Aspekt - die Zuschauer.
"Sie könnten durch Deutschland fahren und 100 Euroscheine aus dem Fenster werfen und sie würden nicht so begeisterte Zuschauer sehen wie hier", sagte Moser vor Kurzem der Süddeutschen Zeitung. Landschaftlich seien Argentinien und Chile genauso interessant wie Afrika; aber: "Es ist einfach besser, an Menschen vorbeizufahren, die sich freuen."
In Afrika sei das Umfeld schwieriger: "Bei der letzten Dakar in Afrika mussten wir fünf Windschutzscheiben auswechseln, weil die Autos mit Steinen beworfen worden waren," so Moser.
Qual der Routen-Wahl
Vorab ist soweit (fast) klar: Wenn es zurück nach Afrika geht, dann reise- und touristenfreundlich von Tunesien über Libyen nach Ägypten, oder in einer Schleife nach Tunesien zurück. Das würde geringe Logistikkosten für die Teilnehmer, kürzere Zeitaufwand sowie geringe Reisekosten für "echte" Offroader-Fans bedeuten, und das dürfte gefallen.
Zudem gelten die nordafrikanischen Länder als relativ sicher, die jeweiligen Regierungen würde das Projekt unterstützen. Doch wo soll die Rallye starten? Wenn, dann wieder in Europa, soviel steht fest.
Lissabon wäre gerne Gastgeber, ist aber wohl eher uninteressant, da logistisch zu unpraktisch. Neu im Gespräch ist nun die kroatische Hautstadt Zagreb; zumindest hat man dort Interesse. In Betracht kämen quasi alle großen Städte am Mittelmeer, zeitlich günstige Fährverbindungen nach Tunesien gibt es von Frankreich, Spanien, Italien - mit einer längeren Überführung kommen auch weitere Städte in Frage.
Dakar-Veranstalter Etienne Lavigne steht vor einer grossen Aufgabe: "Es wird eine schwere Entscheidung. Wir müssen genau die Interessen der Teilnehmer, Länder und Sponsoren abwägen, aber auch die Meinung der Fans. Beide Austragungsorte sind für eine Dakar-Rallye ideal."
Ein spezielles Lob für Südamerika hat er aber dennoch: "Zumindest in Sachen Organisation kann eine Austragung in Afrika nicht mit der in Südamerika konkurrieren."