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Formel 1: News

„Die Richtung stimmt nicht mehr“

Gerhard Berger kann die Entwicklung der Formel 1 in den vergangenen Jahren nicht gutheißen, wegen der verbesserten Sicherheit fordert er wieder mehr Leistung.

14 Jahre lang zählte Gerhard Berger zur absoluten Rennfahrerelite dieses Planeten, so startete der Österreicher zwischen 1984 und 1997 in der Formel 1. Seitdem hat sich einiges verändert in der Königsklasse - eine Entwicklung, die dem Vollblutrennfahrer nicht gefällt: "Mein Gefühl sagt mir: Die Richtung stimmt nicht mehr", bedauert er gegenüber auto motor und sport.

"Ein Formel 1-Auto mit 650 oder 700 PS hat viel zu wenig Leistung", findet der 54-Jährige. "Mit einer perfekten Aerodynamik, den riesigen Auslaufzonen neben der Strecke und den elektronischen Hilfen bleibt zu wenig für den Fahrer übrig; der gute soll sich vom weniger guten unterscheiden." Zu Bergers Zeiten habe die Formel 1 noch andere Ansprüche gehabt, erinnert er sich: "Wenn du in meiner Zeit eine Qualifikationsrunde perfekt hingebracht hast, warst du gleich einmal eine Sekunde schneller als der Teamkollege. Oder umgekehrt."

Das habe einfach daran gelegen, dass es so viele Möglichkeiten gab, einen Fehler zu machen. "Das war der Ritt auf der Kanonenkugel. Vormittags hast du mit 850 PS trainiert. Am Nachmittag haben sie dir über den Ladedruck 1.200 bis 1.300 PS gegeben. Eine andere Getriebeübersetzung. Eine andere Flügeleinstellung. Und Qualifikationsreifen, die ganz andere Bremspunkte ermöglicht haben", denkt Berger zurück.

"Du bist ohne Vorbereitung in diese Runde gegangen. Üben ging nicht, weil nach einer Runde der Motor kaputt war. Du hast in der einen Runde alle deine fahrerischen Qualitäten einsetzen müssen." Aus diesem Grunde sei Ayrton Senna im Lotus auch ständig auf der Pole-Position gelandet, obwohl Lotus nicht das beste Auto hatte. "Im Rennen war wieder alles anders: Leistung zurück, andere Übersetzung, andere Reifen. Also wieder eine neue Herausforderung", erklärt der zehnfache Grand-Prix-Sieger.

Heute steht die Sicherheit an erster Stelle - das findet Berger auch völlig in Ordnung. "Die Autos und die Strecken sind unglaublich sicher. Deshalb können wir verantworten, dass die Motoren wieder über 1.000 PS haben. Und weniger Aerodynamik. Und härtere Reifen. Der Fan muss zuschauen und zu sich sagen: Das könnte ich nicht." Zudem dürfe Überholen nicht durch Hilfen wie DRS zustande kommen, sondern weil der eine Fahrer gut, der andere schlecht aus der Kurve herauskommt. "Dann ist es Sport."

Dass Berger ein Pilot der alten Schule ist, zeigt auch seine Meinung über die neue - rein elektrische - Formel E, die im September starten wird: "Ich bin gefragt worden, ob ich bei der Formel E mitwirken wolle, habe aber abgelehnt. Ich kann das nicht. Das ist nicht meine Art Motorsport", erklärt er. "Ich komme aus einer Generation, wo das Auto einen ganz anderen Stellenwert hatte. Du warst stolz auf dein Auto." So habe man als Fahrer noch selbst breitere Reifen draufgemacht, den Motor getunt, ein härteres Fahrwerk eingebaut oder einen Flügel drauf getan. "Wenn das Auto dann schneller war, und du es immer noch beherrscht hast, war das cool. Heute interessiert das keine Sau mehr."

"Die modernen Autos sind so perfekt, dass sie eher schlechter als besser werden, wenn du sie anfasst. Jeder Drift wird verurteilt. Irgendwann werden Computer unsere Autos steuern", orakelt der Österreicher und sieht auch Parallelen im Alltag: "Und wenn du einen Sportwagen vor die Disco stellst, sagen die Frauen: Was ist das für ein Angeber. Die Zeit hat sich gegen den Rennsport entwickelt. Deshalb muss die Formel 1 das Straßenauto nicht kopieren, sondern etwas Eigenständiges sein."

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