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Bortolotti vor Preining

Nach mehr als zwanzig Jahren gastierte die DTM wieder auf der Rennstrecke nahe dem sächsischen Chemnitz. Der Italo-Wiener Mirko Bortolotti und Thomas Preining (Linz) rangieren in der Fahrerwertung vor dem Halbfinale auf dem Red Bull Ring auf Rang
eins und zwei vor dem Schweizer Ricardo Feller.

Bernhard Schoke

Die beiden Österreicher sind dabei nach wie vor in Schlag-Distanz. Lediglich neun Punkte trennen die beiden Führenden in der Fahrerwertung. Der Italo-Wiener büßte dabei im ersten Rennen des Wochenendes auf Preining einige Punkte ein. Der Lambo-Pilot kam nur auf Rang neun ins Ziel, während Preining als Zweiter erneut auf dem Podium stand. Oder in Punkten ausgedrückt: 20 Zähler für Preining und deren 7 für Bortolotti. Noch weniger Rennglück hatte Lucas Auer. Er musste seinen Mercedes bereits 10 Runden vor Rennende abstellen. Demzufolge büßte er richtig Punkte in der Meisterschaftswertung ein, während seine direkten Verfolger – Dennis Olsen neun Points näher herankam und Luca Stolz als Gewinner des Laufes sogar 25 Punkte mehr auf seinem Konto verbuchen konnte. Und da auch der in der Meisterschaft Drittplatzierte Schweizer Ricardo Feller sowie Sheldon van der Linde zweistellig punkteten, verlor der Kufsteiner als Fünfter den direkten Anschluss auf die
beiden vor ihm rangierenden Piloten.

Erneute BoP-Änderung

Vorausgegangen war eine erneute Änderung der Balance of Performance (BoP).
Vor dem Rennen bekam der BMW M4 GT3 eine neue Einstufung. Während das Fahrzeuggewicht nicht verändert wurde, gab es mehr Ladedruck für die Münchener Boliden. Und dies fast über das komplette Drehzahlband. Insgesamt stieg der zulässige Höchstwert um 50 mbar – der neue maximale Druck liegt jetzt bei 2.700 mbar. Weitere Änderungen für die weiteren beteiligten Marken gab es nicht. Hintergrund für die Änderung war, dass der BMW M4 GT3 in den Freitags-Trainings-Sessions sehr deutlich DTM zurücklag. Denn der amtierende Champion Sheldon van der Linde war in der kombinierten Tageswertung auf Rang 18 der beste BMW M4 GT3.
Deutliche Auswirkungen hatte diese Änderung allerdings nicht, wie ein Blick auf das Qualifying-Ergebnis zeigt. Luca Stolz holte mit einer Zeit von 1:17.633 min. in dem vom Haupt Racing Team vorbereiteten Mercedes-AMG GT3 die Pole. Platz ging an Ayhancan Güven im Porsche – 6/100 Sekunden zurück. Kelvin van der Linde im Audi von ABT Sportsline wurde Dritter.

Ergebnis Samstags-Qualifying:
01. Luca Stolz – Mercedes-AMG Team HRT – Mercedes-AMG GT3
02. Ayhancan Güven – KÜS Team Bernhard – Porsche 911 GT3 R
03. Kelvin van der Linde – ABT Sportsline – Audi R8 LMS GT3
04. Thomas Preining – Manthey EMA – Porsche 911 GT3 R
05. Mirko Bortolotti – SSR Performance – Lamborghini Hurácan GT3
06. Thierry Vermeulen – Emil Frey Racing – Ferrari 296 GT3
07. Ricardo Feller – ABT Sportsline – Audi R8 LMS GT3
08. Franck Perera – SSR Performance – Lamborghini Hurácan GT3
09. Jack Aitken – Emil Frey Racing – Ferrari 296 GT3
10. Laurin Heinrich - KÜS Team Bernhard – Porsche 911 GT3 R
Ricardo Feller – ebenfalls im Abt team startend – ging dagegen mit einem Handycap ins Rennen. Eigentlich war er Zweiter, musste aber Strafversetzung um fünf Plätze auf Position sieben hinnehmen. Hintergrund:
Der Schweizer „kassierte“ im Qualifying seine dritte Verwarnung der laufenden Saison, weil er nach Ansicht der Sport-Kommissare zu langsam auf der Ideallinie unterwegs war.
Im Rennen konnte dann Stolz die beste Start-Position in einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg ummützen. Er setzte sich bei der Hitzeschlacht durch und feierte so seinen ersten Saisonsieg. Es war zudem der erste Sieg des Jahres für das Haupt-Racing
Team.

Fundierte Analyse

Für den technischen Leiter des HRT-Teams, Laurent Fedacu, war es die Bestätigung für die harte Arbeit in den letzten Wochen. „Wir haben uns jedes nach jedem Rennen auch das kleinste Detail angesehen, analysiert und für das jeweils nächste Rennen aufbereitet. Jetzt haben wir alle Mosaiksteinchen perfekt zusammenbekommen. Es war aufgrund der ausgesprochen engen Competition in der DTM – insbesondere in den Qualifyings, wenn teilweise 15 oder mehr Piloten in einer Sekunde rangieren – ein hartes Stück Arbeit. Aber sie hat sich jetzt für uns als Team im Ganzen erstmals komplett ausgezahlt.“
Im Fokus dabei auch die Reifen. Sie gilt es insbesondere im Qualifying „zum Arbeiten, sprich ins richtige Temperatur-Fenster zu bringen. Die Parameter sind dabei ausgesprochen komplex. Zusätzlich zur Fahrwerks-Geometrie sind die Teams gefordert beispielsweise Spur und Sturz so anzupassen, dass die Reifen möglichst mit 100 Prozent der zur Verfügung stehenden Reifenbreite die Performance auf der Strecke bringen kann. Was so einfach klingt, ist höchst diffizil, weil noch weitere Eckpunkte wie die Strecken-Layout und die -beschaffenheit an sich, die Außen- und Asphalt-Temperatur sowie der Luftdruck des „kalten“ Reifens (vor dem Start) in die
Berechnungen eingehen.

Renn-Action

Thomas Preining holte am Samstag Rang zwei und damit die Tabellenführung in der Fahrermeisterschaft zurück. Ayhancan Güven vervollständigte das Podium – gleichzeitig das erste Stockerl-Ergebnis für das Team Bernhard in der DTM. Vorausgegangen war das quasi obligatorische Startgetümmel. Dabei verlor Maro Engel nach einem Treffer von Ricardo Feller die Kontrolle seines Mercedes-AMG GT3 und nahm am Ende der ersten Kurve „Kontakt „ mit den Reifenstapeln auf. Dennoch konnte der GT3-Routinier das Rennen fortsetzen. Allerdings beendete er nach technischen Problemen beim Pflichtboxenstopp das Rennen. Zuvor war das Safety Car auf der Strecke. Auslöser war, dass Maro Engel nach einem „Touchee“ mit der Streckenbegrenzung Teile verlor, die beseitigt werden mussten.
Nach einem Aufmerksamkeits-starken Rennbeginn musste auch Jack Aitken vorzeitig das Rennen beenden. Nach rund 15 Minuten war bereits für den Gewinner des Lausitzring-Rennens Schluss – er stellte den Ferrari in der Box ab. Auslöser für
den Ausfall war ein Kühlerproblem an seinem italienischen Renner.

Technik-Problem bei Bortolotti

Pech auch für den bis dahin in der Meisterschaft führenden Mirko Bortolotti. "Ich musste nach meinem Boxenstopp einen Power-Cycle machen, mitten auf der Geraden, dadurch verlierst du nochmal Plätze", ärgerte sich der Wiener nach dem Rennen zu dem Vorfall befragt. Doch es sollte noch schlimmer kommen:
Weil sich seine Hinterräder drehten, als er beim Boxenstopp aufgebockt war, wurde ihm noch eine Penalty-Lap-Strafe aufgebrummt, durch die er eine weitere Position an Rene Rast verlor.
"Wenn das Auto in der Luft ist und die Räder drehen durch, ist das für den Mechaniker am Rad blöd und deswegen steht es auch im Reglement. Und es ist mit Sicherheit keine Absicht, natürlich es kann passieren, aber es soll nicht passieren. Es ist natürlich nicht toll mit dem neunten Platz, aber es hätte viel schlimmer sein können", berichtete der Wiener auf weitere Nachfrage, der damit in der Meisterschaft sechs Punkte hinter Preining rangierte.
Eine Enttäuschung war das Rennen auch für Lucas Auer. Nach einem Ausrutscher ins Kiesbett stellte er seinen Mercedes-AMG GT3 in der Boxengasse ab.

Renn-Ergebnis Samstag – Top 10:

01. Luca Stolz HRT Mercedes-AMG 1:01.31,284 Std.
02. Thomas Preining Manthey EMA Porsche + 02,688 Sek.
03. Ayhancan Güven Team 75 Motorsport + 03,630 Sek.
04. Ricardo Feller Abt Sportline Audi + 10.598 Sek.
05. K.v.d.Linde Abt Sportline Audi + 10,867 Sek.
06. S.v.d.Linde Schubert BMW + 16,324 Sek.
07. Dennis Olsen Manthey EMA Porsche + 16,679 Sek.
08. Rene Rast Schubert BMW + 17,467 Sek.
09. Mirko Bortolotti SSR Lamborghini + 25,202 Sek.
10. Thierry Vermeulen Emil Frey Ferrari + 27,624 Sek.

Am frühen Renn-Sonntag-Morgen meldete sich dann Mirko Bortolotti eindrucksvoll zurück. Nach dem aus seiner Sicht weniger erfolgreichen Samstag fuhr im Qualifying eine ungefährdete Bestzeit. Er benötigte lediglich 1:17.366 Minuten für die 3645 Meter lange Strecke. Mit der Pole – für die er drei zusätzliche Punkte erhielt – verkürzt er den Punkterückstand auf Thomas Preining auf drei Zähler. Rang zwei ging an Jack Aitken im Emil Frey Racing Ferrari – 0,148 Sekunden hinter auf Bortolotti. Der Sieger des Vortages, Luca Stolz, vervollständigte die Top 3. Der bis dahin aktuelle Tabellenführer Preining nahm nur vom elften Startplatz das Rennen auf. Auf Bortolotti fehlten dem Manthey EMA-Piloten rund 0,8 Sekunden.

Ergebnis Qualifying Sonntag - Top 10:

01. Mirko Bortolotti SSR Performance Lamborghini Hurácan GT3
02. Jack Aitken Emil Frey Racing Ferrari 296 GT3
03. Luca Stolz Team HRT Mercedes-AMG GT3
04. Thierry Vermeulen Emil Frey Racing Ferrari 296 GT3
05. Franck Perera SSR Performance Lamborghini Hurácan GT3
06. Ricardo Feller ABT Sportsline Audi R8 LMS GT3
07. Maro Engel Team MANN-FILTER Mercedes-AMG GT3
08. K. van der Linde ABT Sportsline Audi R8 LMS GT3
09. Ayhancan Güven Team Bernhard Porsche 911 GT3 R
10. Arjun Maini Team HRT Mercedes-AMG GT3
Das Rennen am Sonntag fand, wie am Vortag, bei besten äußeren Bedingungen, und wieder mit „Getümmel in der Startrunde“ statt. Diesmal kam aber das Feld bis ins Omega, bevor erst das Safety Car auf die Strecke kam bevor eine Runde später das Feld mit der roten Flagge das Feld komplett eingebremst wurde. Gleich fünf Fahrzeuge standen „auf und neben sowie entgegen der Fahrtrichtung des
Kurses.“

Re-Start nach roter Flagge

Unmittelbar vor dem zweiten Lauf wurde die BoP nochmals geändert worden. Der maximale Ladedruck – und damit die Leistung – der BMW stieg um 10mbar auf aktuell auf 2.760 mbar. Außerdem bekamen die Lambo jeweils 10 Kilogramm ins Auto gepackt. Sein „Leergewicht“ beträgt nun mindestens 1330 Kilogramm.
Nach rund 20 Minuten hatten die Service-Crews alle Fahrzeuge geborgen. In dem dann folgenden Re-Start des Rennens hinter dem Safety Car konnte Bortolotti seine Führung souverän verteidigen. Auch nach dem obligatorischen Boxenstopps mit Reifenwechsel blieb er vorn. Dennoch gab es für ihn und sein Team eine Schrecksekunde – fallenden Öldruck meldete kurzzeitig der Bord-Computer – ohne gravierende Folgen, sodass der Wiener als Erster vor Luca Stolz die schwarz-weiß-
karierte Zielflagge sah.

Nachträgliche Renn-Korrektur

Dritter wurde durch die nachträgliche Entscheidung der Rennleitung Bortolottis Team-Kollege Franck Perera vor Thomas Preining (Porsche) und Thierry Vermeulen im Ferrari. Hintergrund:
Ricardo Feller bekam nach Renn-Ende von der Rennleitung eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe aufgebrummt, weil es zwischen ihm und Aitken nach dem Boxenstopp zu einer Berührung mit Reifenschaden beim Briten gekommen war. Für Feller war dies – ebenso wie für sein Abt-Team überhaupt nicht nachvollziehbar. Tenor:
Typischer Rennunfall, weil unmittelbar zuvor Aitken mit seinen kalten Reifen bereits „Kontakt“ mit Luca Stolz hatte.
Rene Rast – am Bodensee lebend – war hinter dem Inder Arjun Maini (HRT Racing
Team) als Achter bester BMW-Pilot. Er hatte sich von Rang 15 vorgekämpft.

Emotionen nach dem Rennen

Bortolotti rapportierte dann nach dem Rennen:
„Das war einer der emotionalsten Siege meiner Karriere. Jack Aitken hat beim Start direkt probiert, an mir vorbeizukommen. Dass ich in der Situation die Führung verteidigen konnte, war extrem wichtig. Leider gibt es nur noch vier Rennen in dieser Saison. In meiner aktuellen Form würde ich gern noch 20 weitere fahren“, meinte der Wiener final.
Auch Luca Stolz (Team HRT) war emotional:
„Ich habe noch nicht die richtigen Worte, um dieses Wochenende zu beschreiben. Es ist einfach mega, dass wir nach dem dritten Platz am Lausitzring unsere Form bestätigen konnten. Durch den Erfolgsballast war mir klar, dass es schwierig wird, in der Spitzengruppe zu bleiben. Bei der Boxenausfahrt gegen Jack Aitken und auch
einige Male gegen Ricardo Feller musste ich alles geben, um mich zu verteidigen.“

Renn-Ergebnis Sonntag – Top 10:

01. Mirko Bortolotti SSR Lamborghini 1:23.57,629 Std.
02. Luca Stolz HRT Mercedes-AMG + 01,541 Sek.
03. Franck Perera SSR Lamborghini + 02,637 Sek.
04. Thomas Preining Manthey EMA Porsche + 04,744 Sek.
05. Thierry Vermeulen Emil Frey Ferrari + 05,285 Sek.
06. Ricardo Feller Abt Sportline Audi + 07,168 Sek.
07. Arjun Maini HRT Mercedes AMG + 07,703 Sek.
08. Rene Rast Schubert BMW + 10,808 Sek.
09. Patric Niederhauser Tresor 1 Orange Audi + 13,264 Sek.
10. Jusuf Owega BWT Mercedes-AMG + 17,260 Sek.

Meisterschaftsstand – Fahrerwertung – Top 10:

01. Mirko Bortolotti 173 Punkte
02. Thomas Preining 164 Punkte
03. Ricardo Feller 142 Punkte
04. Sheldon v. d. Linde 113 Punkte
05. Luca Stolz 106 Punkte
06. Lucas Auer 95 Punkte
07. Franck Perera 87 Punkte
08. Dennis Olsen 87 Punkte
09. Rene Rast 83 Punkte
10. Kelvin v. d. Linde 82 Punkte

Das nächste Rennen – das Halbfinale – findet in rund zwei Wochen – vom 22. - 24. September auf dem Red Bull Ring in Spielberg statt.

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