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Audis Kundensport-Aus: Die wichtigsten Antworten Rolf Michl und Chris Reinke kämpften bei Audi für die Kundensport-Fortsetzung
Audi AG

Die wichtigsten Antworten: Das sagt Audi zum Abbau des Kundensport-Programms

Wie kam es zum Audi-Beschluss? Wie geht es weiter? Wie sieht es mit einem neuen GT3-Auto aus? Sportchef Michl und Kundensport-Chef Reinke stellen sich den Fragen

Der am Montag getroffene Beschluss des Audi-Vorstands, die Werksunterstützung für Kundensport-Programme - betroffen sind die DTM oder die 24h-Klassiker auf dem Nürburgring und in Spa - ab 2024 zu streichen, wirbelt in der Szene bei Fans und Aktiven viel Staub auf .

Zumal auch der 14 Piloten umfassende Fahrerkader mit Jahresende aufgelöst wird und der erfolgreiche Audi R8 LMS GT3 neben allen anderen Kundensport-Boliden ab April 2024 nicht mehr gebaut wird. Dennoch gibt es viele Unklarheiten um die weitreichende Entscheidung der Ingolstädter.

'Motorsport-Total.com' hat mit Audi-Sportchef Rolf Michl, der auch Geschäftsführer der Audi Sport GmbH ist, und Chris Reinke - Chef von Audi Sport Customer Racing - gesprochen, damit diese ihre Sicht der Ereignisse bei Audi darlegen. Sie erklären, wie es in Zukunft weitergeht.

Wie kam es zum Beschluss und was genau wurde entschieden?

Rolf Michl: "Wie immer zu dieser Zeit gibt es die Budgetplanungsrunde mit den Planungen für die Customer-Racing-Aktivitäten 2024. In dieser Vorstandssitzung wurde entschieden, dass der Kundensport nicht zugesperrt wird, sondern dass es weitergeht."

"Wir haben die Genehmigung für sämtliche Kunden-Supportmaßnahmen bekommen, was technische und Engineering-Unterstützung sowie Ersatzteil-Service vor Ort betrifft. Also alles, was du benötigst, um die Fahrzeuge im Feld zu betreuen, damit Customer Racing in seiner Funktion als klassischer Kundensport - und auch nachhaltig - weiter besteht."

"Das war für uns wichtig, mit unseren zahlreichen Fahrzeugen im Feld. Wir haben trotz intensiver Diskussion keine Bestätigung für den strategischen Einsatz - also die Kooperationsvereinbarungen mit Teams und Fahrern - bekommen. Das können wir ab 2024 leider nicht mehr in der Form bieten. Das waren die beiden wesentlichen Entscheidungen."

Chris Reinke: "Das ist für uns eine Umstellung des Fokus, aber zunächst mal eine Weiterexistenz und Weiterentwicklung."

Warum werden Fahrerkader und finanzieller Support gestrichen?

Michl: "Da geht es um strategische Kooperationen bei den 24 Stunden am Nürburgring oder in Spa. Der R8 befindet sich im Spätherbst und wird nächstes Jahr das Ende seines Lebenszyklus finden. Außerdem geht die strategische Fokussierung in Richtung Formel 1. Das waren die beiden Hauptbeweggründe, die ich nachvollziehen kann. Dennoch stimmt es mich als Racer etwas schmerzlich."

Betrifft das auch die DTM?

Michl: "Korrekt. Es gibt Kunden, die das aus eigener Kraft stemmen, aber wir werden keinerlei finanzielle Unterstützung mehr geben können."

Reinke: "Kooperationen finden in dem Moment statt, wo Audi-Sport-Fahrer auf den Fahrzeugen sitzen. Damit sind sie am besten zu identifizieren. Diese Aktivitäten werden in Zukunft nicht mehr budgetiert und unsererseits initiiert werden. Aber wie Rolf richtig ausgeführt hat, wird das klassische Kundensport-Geschäft, nämlich die Fahrzeuge im Wettbewerb einzusetzen, in vollem Umfang auch in Zukunft Unterstützung finden."

Wie sieht es mit technischem Support aus?

Reinke: "Der wird auf dem gleichen Niveau aufrechterhalten. Es wird weiter Kundenbetreuung, Trackingenieure und Ersatzteile geben. Und wir werden eine Entwicklungseinheit in Neuburg beibehalten, die gegebenenfalls neue Modifikationen umsetzt und Nachentwicklung betreibt, wenn es Trouble-Shooting geben muss. Wir werden auch weiter den Bestand pflegen."

"Wenn zum Beispiel neue Fensternetze kommen, müssen die Fahrzeuge umgebaut werden, um sie betriebssicher zu halten. Auch diese Themen werden weiter bei uns Unterstützung finden."

Wie langfristig ist diese Betreuung gesichert?

Reinke: "Wenn wir nächstes Jahr aus dem Markt gehen, wäre das bis 2032 - abhängig von den dann noch generierten Turnarounds. Das ist also für einen Motorsportzyklus sehr langfristig geplant. Ob das auch dem realen Bedarf am Markt entspricht, werden wir sehen."

Bis April 2024 werden Kundensport-Autos verkauft und Aufträge erfüllt. Was passiert dann?

Reinke: "Dann gibt es das bis auf weiteres erst mal nicht mehr. Das ist jetzt erst mal das Ende und wird getriggert vom Auslaufen des R8-Serienmodells. Wir hängen uns dran an den finalen Termin und das betrifft auch den RS 3 als Derivat. Bis Ende Q1 2024 kann man bei uns noch das Gesamtportfolio erwerben. Danach wird nur noch montiert übergeben."

Michl: "Eine Customer-Racing-Organisation wird aber definitiv erhalten bleiben. Deswegen haben wir klar gesagt: Es wird nicht zugesperrt. Und es ist auch keine Einjahreslösung. Sondern eine Transformation, ob für motorsportnahe Projekte oder ähnliches. Ein Teil der Mannschaft ist mit den zahlreichen Bestandskunden und deren Versorgung definitiv mehr als ausgelastet. Daher ist das eine nachhaltige Lösung und keine Eintagsfliege."

Lamborghini entwickelt auf der gemeinsamen Huracan-R8-Plattform ein neues GT3-Auto. Besteht die Möglichkeit einer Zusammenarbeit?

Michl: "Das ist derzeit definitiv kein Thema. Momentan geht der totale Fokus in Richtung Formel 1. Das ist im Moment der Stand, den wir geben können. Es gibt derzeit definitiv keine GT3-Nachfolgeplanung."

Wie lange ist der aktuelle Audi R8 LMS GT3 homologiert?

Reinke: "Wir sind immer in dreijährigen Zyklen und jetzt im zweiten Jahr. Aber wir haben unseren Kunden zugesichert, dass wir die Fahrzeuge weiter homologieren. Wenn es dort neue Anforderungen gibt, werden wir eine Pflege vornehmen, damit wir den Bestand am Markt weiterhin aktiv halten können."

Wird bei Audi Sport Customer Racing jetzt Personal gekürzt?

Michl: "Es ist ganz normal, dass wir uns anschauen, welche Möglichkeiten es in der Transformation in den einzelnen Motorsportfeldern gibt. Es ist zu früh, um darüber zu sprechen, wie viele Menschen wir dafür brauchen. Die Audi-Sport-Familie hat sich über Jahre konsolidiert. Wir haben Kolleginnen und Kollegen mit sehr hoher Schlüsselkompetenz. Und wir werden den größten Teil behalten."

Motorsport-Total.com

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