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Smudo-Teamchef warnt Politik Thomas von Löwis of Menar und Smudo kämpfen weiter für nachhaltigen Motorsport mit Verbrennungsmotoren
Four Motors/ElfImages

Smudo-Teamchef warnt Politik: Nur Elektro kann in Sackgasse enden

Thomas von Löwis vom Nürburgring-Langstreckenteam Four Motors warnt die Politik, sich zu 100 Prozent auf Elektroautos zu konzentrieren und bietet Alternativen

"Wer sich nur auf eine scheinbar perfekte Lösung konzentriert, läuft Gefahr, in einer Sackgasse zu landen!" - Thomas "Tom" von Löwis of Menar, Teamchef des Four-Motors-Teams vom Nürburgring, richtet klare Worte an die Politik. Das Team, das unter anderem durch den Rapper Smudo als Fahrer bekannt ist, warnt vor einer hundertprozentigen Fokussierung auf eine Technologie - in diesem Fall die Elektromobilität im Pkw-Verkehr.

Das Team Four Motors ist seit 2003 mit Nachhaltigkeitsprojekten auf der Nürburgring-Nordschleife vertreten. Anfangs noch als Paradiesvögel belächelt, hat sich mittlerweile ein beachtliches Netzwerk um das Team gebildet, das das Thema Nachhaltigkeit längst nicht mehr nur auf den Treibstoff bezieht.

"Anlässlich der aktuellen Debatten um E-Mobilität, E-Fuels und so weiter wollen wir einmal mehr Anstöße geben, über den Tellerrand hinauszuschauen", sagt er. "Wer sich nur auf eine scheinbar perfekte Lösung konzentriert, läuft Gefahr, in einer Sackgasse zu landen."

Klimaschutz sei ein Weg mit vielen Möglichkeiten, "der nicht sofort komplett klimaneutral sein muss und kann. Es gibt viele nachhaltige Technologien, mit denen man schon heute bei voller Leistung viel CO2 und Feinstaub einsparen kann."

Damit meint er das, was das Team macht: Beimischungen, Recyclinglösungen und Bioalternativen. Beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und in der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) fährt Four Motors seit Jahren mit einem zu 60 Prozent regenerativen Kraftstoff auf E20-Basis, der nach Angaben des Teams bereits heute von allen Benzinmotoren vertragen wird.

Das Motoröl wird nicht entsorgt, sondern recycelt. Das Team spricht hier von einer CO2-Reduktion von 80 Prozent gegenüber Entsorgung und Neuöl. Außerdem kommen die Porsche-Boliden mit weniger Carbon und mehr Flachsfasern an der Karosserie aus - ein Schritt, den der Automobil-Weltverband FIA bei der Neuhomologation von GT3- und GT4-Fahrzeugen inzwischen vorschreibt.

"Wir sagen: Von 0 auf 100 ist kurzfristig unrealistisch. Aber Schritt für Schritt mit kreativen Innovationen umweltbewusster zu handeln, offen zu sein für die Vielfalt der Technologien, genau hinzuschauen und mit Brückentechnologien die Zeit sinnvoll zu nutzen, das ist nicht nur realistisch, sondern notwendig", sagt von Löwis.

Rallycross-WM lässt Verbrenner wieder zu

Ein Beispiel dafür, wie die Fokussierung auf Elektroautos fast zum Ende einer Rennserie geführt hat, ist die Rallycross-Weltmeisterschaft. In der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre war die Serie mit ihren kurzen, spektakulären Rennen, die perfekt auf die Generation Tiktok zugeschnitten waren, und wilden Typen wie Matthias Ekström oder Petter Solberg bereits auf dem Weg zum "Next Big Thing".

Doch mit der Einführung von Elektroautos, um mehr Hersteller anzulocken, stellte sich die Meisterschaft selbst ein Bein. Nach einem Brand 2023, der zur vorübergehenden Einstellung der Königsklasse führte, sind ab 2024 wieder Verbrennungsmotoren mit E-Fuels erlaubt.

Bereits beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring hatte das Team Four Motors für Aufsehen gesorgt, als Smudo seinem Frust freien Lauf ließ und den ADAC Nordrhein offen für seine "Vereinsmeierei" kritisierte, weil auch 20 Jahre nach dem Start des Projekts immer noch mit fossilem Kraftstoff gefahren wird.

Smudo bekräftigt seine Position: "Motorsport, wie er heute noch betrieben wird, kann so nicht weitergehen. Es muss unbedingt gelingen, den CO2-Fußabdruck so weit wie möglich zu reduzieren."

"Bei Four Motors zeigen wir seit 20 Jahren, dass ein Auto mit CO2-reduzierenden Technologien genauso gut funktioniert wie eines mit herkömmlichen. Dennoch sind wir in der Nürburgring-Langstrecken-Serie und beim 24h-Rennen fast die Einzigen in der AT-Klasse. Das ist absolut unverständlich und muss sich ändern."

"Denn die Technologien, die wir in unseren Fahrzeugen erproben, könnten schon morgen für Straßenfahrzeuge und damit für den Endverbraucher verfügbar sein, ohne dass die Autos dadurch wesentlich teurer werden."

Eine Studie im Auftrag des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB) hat ergeben, dass die Rennwagen im Jahr 2023 nur für fünf bis acht Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Zwölf bis 17 Prozent entfallen auf die Team-LKWs und rund 80 Prozent auf die Mobilität der Zuschauer, die jede Sportart mit sich bringt.

Motorsport-Total.com

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