
Vor wichtigem Gerichtstermin | 24.01.2025
Vor wichtigem Gerichtstermin für KTM: Stefan Pierer tritt als Chef zur Seite
Stefan Pierer gibt CEO-Posten bei KTM an Gottfried Neumeister ab - Investoren sollen gefunden worden sein - Wichtiger Tag vor Gericht im Insolvenzverfahren
Die Pierer Mobility AG, die Muttergesellschaft der KTM AG, hat bekannt gegeben, dass Stefan Pierer den Chefsessel räumt. Neuer CEO wird Gottfried Neumeister. Pierer bleibt als Co-CEO an Bord, wie das Unternehmen mitteilt. Zudem sollen neue Investoren gefunden worden sein.
Am Freitag den 24. Januar findet im Landesgericht Ried im Innkreis (Oberösterreich) die Allgemeine Prüfungstagsatzung für die insolvente KTM AG und zwei Tochterfirmen statt. Dabei werden die angemeldeten Forderungen der Gläubiger geprüft.
Es sollen sich bis zu 5.400 Gläubiger auf der Liste befinden. Unter anderem die Stadt Mattighofen für offene Zahlungen für Kanal- und Müllgebühren. Bei mehreren Banken gibt es Schulden von insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro. Sie sollen Druck auf Pierer gemacht haben.
Knapp vor diesem Gerichtstermin, am Abend des 23. Januar, hat die Pierer Mobility AG in zwei Ad-hoc-Mitteilungen einerseits vorläufige Kennzahlen für das Geschäftsjahr 2024 veröffentlicht und andererseits die Änderung in der Geschäftsführung.
Darin heißt es konkret: "Stefan Pierer wird den Vorsitz im Vorstand der Pierer Mobility AG und der KTM AG an Gottfried Neumeister übergeben und ihn als Co-CEO weiterhin durch den Sanierungsprozess begleiten."
Neumeister ist erst seit 1. September 2024 Mitglied des Vorstands der Pierer Mobility AG und der KTM AG. Neumeister hat im Jahr 2003 mit Formel-1-Legende Niki Lauda die Airline flyniki gegründet und war bis zum Verkauf an Air Berlin Ende 2011 Geschäftsführer.
Von 2012 bis 2023 war Neumeister Co-CEO von der DO & CO Aktiengesellschaft, die vor allem für Restaurants und Catering bekannt ist. Berühmt ist zum Beispiel das Restaurant im Herz von Österreichs Hauptstadt Wien am Stephansplatz.
Als neuer CEO der Pierer Mobility AG muss Neumeister, wie erwartet, tiefrote Zahlen veröffentlichen. Der Konzernumsatz brach 2024 gegenüber dem Vorjahr um 29 Prozent ein. Es wird ein negatives operatives Ergebnis von 300 Millionen Euro (vor Abschreibungen) erwartet.
Weiters heißt es in dieser Mitteilung: "Das Geschäftsjahr 2024 war von tiefgreifenden Restrukturierungsmaßnahmen geprägt. Bis heute wurden konzernweit in Summe mehr als 1.800 Mitarbeiter abgebaut."
"Darüber hinaus wurde bewusst die Produktionsleistung gesenkt, um den Bestand an Motorrädern bei den Händlern als auch bei den Importeuren zu reduzieren." Durch die Reduzierung des Produktionsvolumens konnten die weltweiten Lagerbestände um 18 Prozent entlastet werden.
"Damit ist ein erster wichtiger Schritt des Restrukturierungsplans gelungen", heißt es weiter und es wird betont: "Positiv hervorzuheben ist eine starke Endkundennachfrage. Vertriebspartner und Händler verkauften rund 268.000 Motorräder an Endkunden, was dem Vorjahresniveau entspricht."
Offen ist weiterhin, wie es mit dem Motorsport weitergeht. In der Mitteilung heißt es dazu: "Mit dem Sieg bei drei Enduro WM-Läufen in Folge, zwei Siegen beim Supercross-Auftakt und dem Gewinn der Rallye Dakar gelang ein erfolgreicher Start in die Motorsportsaison."
Wichtiger Gerichtstermin am Freitag
Entscheidend für den Fortbestand von KTM sind neue Investoren. Deshalb ist der Gerichtstermin am Freitag ein wichtiger Schritt im Insolvenzverfahren, denn es müssen klare Pläne vorgelegt werden, wie das Unternehmen in Zukunft finanziert werden kann.
Am 17. Dezember 2024 hat die Pierer Mobility AG bekannt gegeben, dass man die Citigroup Global Markets AG damit beauftragt hat, neue Investoren zu finden. Laut Aussendung vom 23. Januar 2025 ist man zuversichtlich.
Es werden zwar keine konkreten Namen von Investoren genannt, die man im Insolvenzverfahren bei Gericht vorlegen wird, aber es heißt, dass es "mehrere" Angebote von Investoren gibt. Mit diesen Angeboten sollen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden.
"Die finanziellen Mittel sollen dabei entweder der Pierer Mobility AG zur Weiterreichung an Tochtergesellschaften, insbesondere an die KTM AG, zur Verfügung gestellt werden oder direkt der KTM AG beziehungsweise ihrer Tochtergesellschaften zufließen."
Weiters heißt es: "Aufgrund der vorliegenden Angebote ist auch eine Finanzierung auf Ebene der Pierer Mobility AG ergänzt durch Fremdkapitalinstrumente auf Ebene der KTM AG oder ihrer Tochtergesellschaften denkbar."
"Mit den angebotenen finanziellen Mitteln kann die Quote aus den Sanierungsplänen der KTM AG und deren insolventer Tochterunternehmen zumindest im gesetzlichen Ausmaß von 30 Prozent finanziert werden."
Diesen Freitag, am 24. Januar, wird Insolvenzverwalter Peter Vogl am Landesgericht Ried im Innkreis über den Stand des Verfahrens berichten. Am 20. Dezember hat das Insolvenzgericht bei der ersten Anhörung entschieden, dass das Verfahren weitergehen kann.
Jetzt müssen konkrete Investitionspläne auf den Tisch gelegt werden. Endgültig wird in diesem Sanierungsverfahren am 25. Februar entschieden, wenn die Gläubiger über die Sanierungsquote abstimmen werden. KTM peilt eine Sanierungsquote von 30 Prozent an, die binnen zwei Jahren zu zahlen ist.