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"Nach dem ersten Sieg ist alles leichter"

Werfen Sie einen Blick auf den Werdegang des jungen Finnen, von seinen motorsportlichen Wurzeln bis hin zu seinem ersten Formel-1-Sieg.

Es hört sich beinahe wie ein Märchen oder die Geschichte eines romantischen Drehbuchschreibers aus Hollywood an, doch die Story vom jungen, unerfahrenen und vor allem stillen Finnen, dessen Eltern dereinst lieber Geld in die Motorsportkarriere ihres Sohnes als in „modernere Sanitäreinrichtungen“ zum Ersatz des mittlerweile viel zitierten „Plumpsklos“ im Hof steckten, der sich nach nur 23 Autorennen trotz Widerstands von vielen Seiten einen Platz in der Königsklasse des Motorsports sicherte und bereits nach einem Jahr zu einem der Top-Teams wechselte, entstammt nicht dem überschwänglichen Geiste eines beschäftigungslosen Schreiberlings, sondern bildet tatsächlich den bisherigen Karriereverlauf des Finnen Kimi Räikkönen ab.

Und so kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass der Sieger des Großen Preises von Malaysia 2003 nur zwei Jahre zuvor als unbekannter F1-Rookie zweifelsohne die Entdeckung der 2001er Formel 1-Saison darstellte. Denn entgegen dem Willen seines Flügel verleihenden Sponsors, der lieber seinen Schützling Enrique Bernoldi in einem der Sauber Boliden gesehen hätte, holte der Schweizer Teamchef Peter Sauber den jungen Finnen nach überzeugenden Testfahrten Anfang jenes Jahres in sein Team, obwohl dieser zu diesem Zeitpunkt gerade erst die besagten 23 Autorennen bestritten hatte.

Durch seine sensationellen Leistungen im Sauber C20 auf nahezu allen Grand Prix Strecken wurde dabei aber nicht nur die versammelte F1Welt auf den Finnen aufmerksam, sondern auch McLaren-Boss Ron Dennis, welcher sich sofort die Dienste Räikkönens – durch das Überweisen einer unbekannt bleibenden Summe auf ein Schweizer Bankkonto des Sauber Teams – sicherte und diesen im Folgejahr zum Nachfolger seines finnischen Doppelweltmeisters Mika Häkkinen machte.

Vorangegangen war dem F1-Debüt des heute dank Ron Dennis nur noch als „Ice Man“ bekannten Finnen jedoch einiges an Diskussionen, ob ein so junger und unerfahrener Pilot überhaupt das Zeug zum F1-Piloten habe. So bekam der am 17. Oktober 1979 im finnischen Espoo geborene Kimi Räikkönen, der im Jahre 1987 zum ersten Mal in einem Kart die finnischen Pisten unsicher machte, zu Saisonbeginn 2001 die Superlizenz vom Motorsportweltverband FIA aufgrund seiner mangelnden Erfahrung sowie etlicher Gegenstimmen aus dem F1-Umfeld, darunter auch FIA-Präsident Max Mosley, nach überzeugenden Testfahrten für das Schweizer Sauber Team vorerst nur auf Bewährung erteilt.

Zuvor hatte Kimi im September 2000 erstmals einen Formel 1-Boliden bei Tests im italienischen Mugello bewegt und fuhr dabei auf Anhieb 100 Kilometer ohne den geringsten Zwischenfall. Anschließend nahm der Finne an den Testfahrten in Jerez und Barcelona teil, wo er die Konkurrenz ebenfalls mit glänzenden Zeiten überraschen konnte. Beim Saisonauftaktrennen im Albert Park zu Melbourne konnte der heutige Silberpfeilpilot dann aufgrund der Disqualifikation von B·A·R-Pilot Olivier Panis gleich in seinem ersten Formel 1-Rennen in die WM-Punkteränge fahren.

Ein Jahr zuvor startete Kimi noch für das Manor Motor Sport Team in der Formel-Renault, in welcher er alles abräumte, was es zu gewinnen gab. Mit sieben Siegen in zehn Rennen, in denen er bei allen zehn auf dem Podium zugegen war sowie sieben Pole Positions und sechs schnellsten Runden gewann er den Titel absolut überlegen.

Nebenbei nahm er an drei europäischen Formel-Renault 2000 Rennen teil und gewann davon zwei. Im dritten Rennen führte er das Feld souverän an, bis ihn ein technischer Defekt vor dem vollkommenen Triumph stoppte. Von den 23 Autorennen, die das junge finnische Talent vor seinem Einstieg in die Königsklasse des Motorsports gefahren war, konnte Räikkönen 13 an der Zahl für sich entscheiden!

Seinen Einstieg in die Formel-Renault Meisterschaft feierte der junge Finne im Jahre 1999 in der 'Winter-Serie' direkt mit vier Siegen in ebenso vielen Rennen und dem damit verbundenen Titel. Zuvor hatte der Jungstar in der Formel-Renault für das Haywood-Team die ersten vier Rennen bestritten und landete dabei bereits im ersten Rennen direkt auf dem dritten Rang. In den anderen drei Rennen musste er aber immer aufgrund technischer Defekte das Rennen frühzeitig beenden.

Mit einem ebensolchem technischen Defekt nahm Kimi dann auch beim Saisonabschlussrennen 2001 mit einem Radaufhängungsbruch an seinem Sauber und einem gehörigen Schock Abschied von der Truppe aus Hinwil, um in die Fußstapfen seines finnischen Landsmanns Mika Häkkinen bei McLaren Mercedes zu treten...

Und dies gelang dem von Teamboss Ron Dennis nur liebevoll "Ice Man" getauften Finnen in seinem ersten McLaren-Jahr auch vortrefflich! So rangierte er sich mit seinen 24 WM-Zählern in der Endabrechnung hinter seinem schottischen Teamkollegen David Coulhard zwar nur auf dem sechsten WM-Rang ein, doch bewies Kimi mehr als nur einmal, welches Potenzial in ihm steckt und zeigte dem Schotten im internen Qualifikationsduell auch klar seine Grenzen auf.

Der Große Preis von Frankreich in Magny Cours sollte dabei zum positiven wie negativen Saisonhöhepunkt für den ruhigen Finnen werden, da er nach einem bravourösen Rennen in Führung liegend auf dem Öl eines gestrandeten Toyota ausrutschte, von der Ideallinie abkam und somit kurz vor dem Ende des Rennens Michael Schumacher zum Sieg sowie dessen fünften WM-Titelgewinn verhalf...

Und auch zu Beginn dieser Saison sollte dem „coolen Schweiger“ aus dem Norden Europas sein erster Grand Prix Sieg zunächst verwährt bleiben, da er einen möglichen Auftaktsieg im australischen Melbourne aufgrund einer vom Team verschuldeten Drive-Through-Strafe verpasste.

Doch nur zwei Wochen später sollte es dann am 23. März des Jahres 2003 soweit sein und Kimi Räikkönen gewann in seinem 36. Formel 1 Rennen (zum Vergleich: sein großes Vorbild und Vorgänger Mika Häkkinen siegte beispielsweise erst im 96. Anlauf) souverän und ohne jeglichen Fehler sein erstes F1-Rennen, was ihm auch für die anstehenden Aufgaben in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren seiner viel versprechenden Motorsport-Karriere in Diensten des McLaren Mercedes Teams jede Menge Selbstvertrauen für weitere Erfolge gab:

„Ich bin mir sicher, dass es ab jetzt leichter werden wird, weil mich nicht jeder dauernd danach fragt, wann ich mein erstes Rennen gewinnen werde. Jetzt ist es viel leichter...“

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