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Nach dem Debütjahr kam der Abwurf

Der Newcomer-Jahrgang 2003 war ein schwacher. Nur Toyota-Pilot Cristiano da Matta und Firman-Vertreter Zsolt Baumgartner konnten bestehen.

Viele Jahre über gibt es für die Jungpiloten nur ein Ziel, auf welches oft schon von Kindheitstagen an hingearbeitet wird: Die Formel 1, die oberste Automobilsportserie, die Königsklasse. Ein harter und meist steiniger Weg. Nur 20 Cockpits sind in der Mutter aller Rennserien zu erobern, und auch das nur von der Theorie her - manche dieser heißgeliebten Kohlefaserröhren bleiben jahrelang, ja fast schon jahrzehntelang besetzt und dadurch unerreichbar für die aufstrebenden Talente. Neben den sportlichen Erfolgen gilt es immer auch, möglichst viele und möglichst gute Kontakte in die Motorsportwelt zu erhalten und zu pflegen.

Dazu kommt die ewige Jagd nach Sponsoren, bei dem es nicht selten auch zu einem regelrechten Kampf um die Gunst der länder-regionalen Geldgeber kommt. Selbst wenn man ein Management gefunden hat, an dessen Kompetenz man vertrauensvoll glauben kann, wird man in den teils recht erbitterten Geldkofferwahn emotional verstrickt. Die Karriere, für die man alle Energie investiert, steht ständig auf dem Spiel. Man weiß auch: Ein Titelgewinn in einer der Nachwuchsklassen ist heute keine Garantie für den Aufstieg, sondern lediglich eine hilfreiche Steckbriefpolitur beim Poker um Sponsoren...

Nur ganz wenige der vielen Nachwuchspiloten schaffen es dann auch wirklich in die Startaufstellung der Königsklasse. Erleichterung macht sich dann breit, doch zugleich lastet der Erfolgsdruck auf den Schultern. Denn während die sportlichen Leistungen oftmals wenig ausschlaggebend für einen Platz in der Königsklasse sind, können mangelhafte sportliche Erfolge den Jungspund schneller wieder aus dem Cockpit befördern, als er das Wort „Geldkoffer“ sagen kann.

Im Jahr 2003 waren es vier Piloten, die in Melbourne ihr Formel 1-Debüt feiern durften: Antonio Pizzonia (Jaguar), Justin Wilson (Minardi, Jaguar), Ralph Firman (Jordan) und Cristiano da Matta (Toyota). Da Matta kam als CART-Champion in die Königsklasse, Pizzonia eilte der Ruf des schnellen „Jungle-Boys“ voraus. Justin Wilson fürchtete lange Zeit, er würde als Formel 3000-Champion ob seiner Körpergröße keine Chance in der Formel 1 haben, die Verpflichtung bei Minardi war für den Briten das größte Weihnachtsgeschenk seines Lebens. Für Ralph Firman war nach seinem Gewinn der britischen Formel 3-Meisterschaft im Jahre 1996 kein Platz in der Königsklasse, der „007“ wechselte in die japanische Formel Nippon-Meisterschaft, die er 2002 für sich entscheiden konnte. Dass er dann doch noch in der Formel 1 gelandet ist, verdankt er Eddie Jordan.

Der Rookie-Jahrgang des letzten Jahres war also alles andere als ein reiner Paydriver-Jahrgang. Jeder der vier Grand Prix-Debütanten konnte mindestens eine Meisterschaft für sich entscheiden. Wer von den vier Youngsters hätte beim Foto-Shooting in Melbourne gedacht, dass er ein Jahr später bereits wieder als Ex-Grand Prix-Pilot gilt?

Denn geschafft hat es nur einer: Cristiano da Matta konnte nach anfänglichen Anpassungsproblemen überzeugen, der Brasilianer konnte in seiner ersten Formel 1-Saison bereits Führungskilometer vorweisen. Antonio Pizzonia, als Williams-Tester nicht völlig grün hinter den Ohren, sah gegen seinen überragenden Teamkollegen Mark Webber recht alt aus. Der Druck wurde größer, der „Jungle Boy“ war häufig in der Botanik der GP-Strecken zu finden, immer wieder gab es Ablösegerüchte, die er mit freundlicher Miene zu dementieren hatte. Bis dann der blaue Brief doch noch kam.

Für Justin Wilson waren es Weihnachten mitten im Sommer, denn er durfte Pizzonia bei Jaguar ersetzen. Doch auch er verschwand völlig im Schatten Webbers, die wenigen Rennen reichten nicht aus, um mit der Raubkatze firm zu werden und die Vorstandsetage von seinem Talent zu überzeugen. Es kam noch schlimmer: Nach einem Jahr Königsklasse gilt der Brite als zu erfahren, um wenigstens den dritten Jaguar steuern zu dürfen.

Ralph Firman hatte ebenfalls gegen einen starken Stallkollegen zu bestehen. Während Giancarlo Fisichella in der brasilianischen Sintflut die Nerven behielt und Jordan einen Sieg bescheren konnte, strauchelte Firman. Hin und wieder gab es Lichtblicke, vor allem im Rennen konnte der Brite seinen Gegnern durch gekonntes Verteidigen seiner Position das Leben schwer machen. Diese Lektion hat er in Japan gelernt. Doch Eddie Jordan hat andere Prioritäten zu setzen und so entschied er sich heute, am Freitag, den Dreizehnten, für Giorgio Pantano und gegen Ralph Firman.

Drei von vier Formel 1-Neulingen wurden von der von der Rezession gebeutelten Formel 1 also wieder abgeworfen. Antonio Pizzonia konnte wenigstens wieder als Testpilot zu BMW-Williams heimkehren. Klarerweise erhofft er sich einen Aufstieg als GP-Pilot, zumal Juan Pablo Montoya Williams verlässt.

Doch diese Hoffnung pflegen viele der auf dem Testgleis gelandeten ehemaligen aufstrebenden Kometen. Und ob man Ralph Firman oder Justin Wilson jemals wieder in einer Formel 1-Startaufstellung finden wird, ist stark zu bezweifeln. Hoffnung könnte da „Stehaufmännchen“ Jos Verstappen machen. „Jos The Boss“ kehrte mehrmals wieder in den Schoß der Königsklasse zurück, doch auch er wird in diesem Jahr nicht mehr seine zahlreichen Fans erfreuen können. Nach einem nervenzermürbenden Endlosverhandlungspoker bedeutet die Verpflichtung Pantanos bei Jordan das Aus für den Holländer.

Während also Antonio Pizzonia noch während seiner Debütsaison das Handtuch werfen musste, konnte Zsolt Baumgartner mit seinem Firman-Ersatzeinsatz auf sich aufmerksam machen. Für Nicolas Kiesa, der bei Minardi Justin Wilson ersetzen durfte, waren seine Grand Prix-Einsätze wohl die ersten und letzten seiner Karriere.

Fazit: Die Rookies der Saison 2003 wurden mit Ausnahme von Da Matta und dem später hinzugestoßenen Baumgartner brutal von der nervös unter Vorstandsdruck und Geldmangel leidenden Rodeomaschine Formel 1 wieder abgeworfen.

Schon stehen die nächsten Toreros bereit: Christian Klien hat keine Angst vor dem gefährlichen Schleudersitz neben Mark Webber. Gianmaria Bruni und Giorgio Pantano dürfen sich dank ihrer Geldgeber in den unterlegenen Autos von Minardi und Jordan herumschlagen. Es sind also nur noch drei Neulinge, die 2004 ihr Glück versuchen. Und: Für Meisterschaftssieger wie Björn Wirdheim, Franck Montagny, Ryan Briscoe oder Augusto Farfus ist in der modernen Formel 1, zumindest bei den Rennen, kein Platz mehr...

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