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Die Flops des Jahres 2004

Letzter Teil des großen motorline.cc-Saisonrückblicks: Die Absteiger des Jahres 2004. McLaren, Williams, Ford, David Coulthard und Cristiano da Matta.

Michael Noir Trawniczek

Wer hat in der abgelaufenen Saison 2004 am meisten gepatzt respektive wer hat für die größte Enttäuschung gesorgt? Auch diese Frage ist relativ leicht zu beantworten – waren es doch McLaren und Williams, die vor Saisonbeginn Ferrari den Kampf angesagt und den Titelgewinn prophezeit haben. Stattdessen stiegen die beiden ehemaligen Top 3-Teams in der WM-Tabelle ab. David Coulthard und auch Cristiano da Matta konnten auch 2004 nicht wirklich überzeugen. Und Ford konnte die Raubkatze nicht zu einem Kultstatus bringen, Jaguar wird verkauft...

McLaren & Williams: Abstieg statt Revolution

Als man den neuen Williams-BMW FW26 präsentiert hatte, ging ein Raunen durch den Saal. Die revolutionäre Nase des Boliden untermauerte die Worte von Sir Frank Williams, der in diesem Jahr endlich und fest entschlossen den Titel holen wollte.

Und es schien auch logisch, dass man das seit Jahren stabile Ferrari-Team nur mit einer gewagten Konstruktion besiegen kann....

Bei McLaren-Mercedes war es ähnlich – dort wollte man schon 2003 mit dem MP4-18, den sein Erschaffer Adrian Newey als ein Auto ankündigte, welches „völlig anders aussehen wird als alle anderen Formel 1-Fahrzeuge“, die Scuderia außen vor überholen. Als sich der 18 als viel zu filigran erwies, sollte der 19 diese Aufgabe übernehmen. Denn auch Ron Dennis wollte endlich die rote Siegesserie brechen. Doch dann war auch der 19 ein Reinfall – blamabel die Bilder der stets explodierenden Mercedes-Triebwerke (auch wenn „nur“ die Motor-Peripherie bzw. die enge Chassiskonstruktion der Auslöser für die Image-schädigenden Motorschäden war).

Schon bald war in dieser Saison klar, dass es weder bei McLaren noch bei Williams etwas wird mit dem ersehnten WM-Titel. Im Gegenteil – die beiden Teams verloren beide ihren Status als Top 3-Team. Sie wurden von BAR-Honda und Renault in der Tabelle überholt. McLaren darf im kommenden Jahr sogar an den GP-Freitagen ein drittes Auto einsetzen. Für den Sieg-fixierten Ron Dennis wird das wohl eine Schmach sein...

Man kann aber davon ausgehen, dass McLaren und Williams im nächsten Jahr wieder stark sein werden – sie haben bereits in der zweiten Saisonhälfte mit ihren modifizierten und nicht mehr so revolutionären Boliden demonstriert, dass mit ihnen zu rechnen ist.

Für den Sport kann eine breitere Spitze nur gut sein, so gesehen wäre es wünschenswert, wenn im kommenden Jahr fünf Teams um Siege kämpfen würden. Dass McLaren und Williams mit ihren extravaganten Autos auf die Nase fielen, ist eigentlich schade. Es wäre wenig überraschend, würden die Boliden der Generation 2005 wieder wie ein Ei dem anderen gleichen...

Ford: Abschied der Raubkatze

Als man das Team von Jackie Stewart übernahm, erklärte man vollmundig, man wolle aus Jaguar eine Marke wie Ferrari machen – die grünen Boliden sollten einen ähnlichen Kultstatus wie die roten Renner aus Maranello erlangen. Doch der vermeintliche Marketing-Kreuzzug wurde zur Negativwerbung. Jetzt verkauft Konzernmutter Ford die Raubkatze, und auch die Motorenschmiede Cosworth wird abgestoßen. Ein schmerzhafter und trauriger Rückzug...

David Coulthard: Der Schattenmann

David Coulthard – auch ein trauriges Kapitel, irgendwie. Der Schotte ist von den Siegen her der erfolgreichste aktive Formel 1-Pilot nach Michael Schumacher. Doch nur wenige sehen in ihm einen Sieger.

Zu oft hat DC jeweils am Jahresbeginn den Titel angekündigt, zu oft stand er im Schatten seiner finnischen Stallkollegen. Und auch im Jahr 2004 zeigte Coulthard keine großen Leistungen, seine Einzelrunden-Qualifying-Schwäche blüht und gedeiht immer noch, gegen Kimi Raikkonen verblasst Coulthard vollends.

Jetzt muss er bei McLaren, wo er ein Jahrzehnt lang ein Spitzencockpit besetzt hat, den Hut ziehen. Vom Image her wäre er perfekt für einen Hersteller, er ist der geborene Schwiegersohn, mit ihm kann man gut Familienkutschen verscherbeln. Doch: Kann man mit ihm auch den WM-Titel holen?

Diese Frage könnte sich gerade Frank Williams stellen – der britische Sir braucht zumindest für das kommende Jahr einen GP-Piloten. Dabei sollte er bedenken – von den Statistiken her, auf die sich Coulthard derzeit beruft („die anderen Williams-Kandidaten haben nichts erreicht im Vergleich zu mir“), ist die Formkurve des David Coulthard eindeutig absteigend. War es zuvor noch Platz 7, so konnte Coulthard heuer nur mehr Platz 10 der Fahrerwertung erobern, und das in einem McLaren-Mercedes...

Cristiano da Matta: Abgeworfen

Vorzeitig sein Cockpit räumen musste der Brasilianer Cristiano da Matta. Als er zu Toyota stieß, war er ein selbstbewusster CART-Champion. Doch dann sah man immer öfter einen traurig dreinschauenden Cristiano in der Toyota-Box herumstehen. Irgendwie konnte auch er sich nicht so recht mit der Formel 1 respektive ihrer Fahrweise und Technik anfreunden. Seine Leistungen waren letztlich nur Durchschnitt. Als Erinnerung bleiben ein paar Führungsrunden...

Jetzt kehrt er in die Champ Car-Serie zurück. Ein Trost: Cristiano da Matta ist nicht der erste Pilot, der in den USA abräumte und sich an der Formel 1 die Zähne ausbiss. Man denke nur an Alex Zanardi – auch er kann rennfahren. Und auch er fand anderswo sein Glück – der Italiener konnte sogar nach dem fürchterlichen Verlust seiner Beine wieder Tourenwagenrennen fahren, und das alles andere als langsam...

Die Teile 1 bis 3 des großen motorline.cc-Saisonrückblicks finden Sie in der Navigation rechts.

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