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„Klien wäre durchaus eine Möglichkeit gewesen.“

Der Schweizer Rennstallbesitzer Peter Sauber blickt im Interview seiner mittlerweile zwölften Saison als Formel-1-Teamchef entgegen.

Für 2004 sind im Sauber-Team einige Änderungen vorgesehen: Neben einer völlig neuen Fahrerpaarung, die aus dem erfahrenen Giancarlo Fisichella und dem jungen Felipe Massa besteht, wird auch erstmals der neue High Tech-Windkanal eingesetzt, um während der Saison die Entwicklung voranzutreiben. Außerdem wurden die Kontakte zu Ferrari intensiviert, weshalb man mit dem aktuellen Ferrari-Aggregat und dem Ferrari-Getriebe aus dem Vorjahr versorgt wird. Die ersten Tests mit dem neuen Auto liefen viel versprechend an, und das Sauber-Team könnte wieder zur Stärke vergangener Jahre zurückfinden. Gegenüber den Medien äußerte sich Sauber über Ferrari und die bevorstehende Saison.

Wie eng ist die Zusammenarbeit mit Ferrari?

Peter Sauber: Die ist von Jahr zu Jahr enger geworden. Jetzt in diesem Jahr noch etwas enger. Wir verwenden den Ferrari-Motor ja seit sieben Jahren, wir gehen nun ins achte Jahr, und das hat natürlich immer eine enge Zusammenarbeit vorausgesetzt. Jetzt fahren wir auch zum ersten Mal ein fremdes Getriebe, das Ferrari-Getriebe, das dehnt natürlich diese Zusammenarbeit aus. Außerdem stellen wir unsere beiden Fahrer Ferrari für Reifentests zur Verfügung, denn Ferrari trägt die ganze Last der Bridgestone-Entwicklungsarbeit. Da helfen wir gerne mit, denn wir können doppelt davon profitieren. Auf der einen Seite hoffen wir, so die Reifen zu verbessern, und auf der anderen Seite lernen unsere Fahrer natürlich auch etwas, wenn sie den Ferrari fahren können. Also es ist doch eine außergewöhnlich enge Zusammenarbeit in der Formel 1.

Bei Felipe Massa gab es relativ früh das Gerücht, dass er nach seinem Ferrari-Jahr zu Sauber zurückkehren würde. Warum haben die Verhandlungen dann noch relativ lange gedauert?

Peter Sauber: Haben sie nicht. Bis zur Bekanntgabe hat es lange gedauert. Es gibt wirklich nur einen Grund, auch wenn das alles jetzt lustig klingt. Wir waren überhaupt nicht unter Zeitdruck, diesen Vertrag unter Dach und Fach zu bringen, weil wir uns einig waren. Wir wollten damit nicht an die Öffentlichkeit gehen, bevor der Vertrag unterschrieben war, und dafür gab es auch keinen Grund.

Kommen wir zum Fahrerduo aus dem Vorjahr. Sie haben immer gesagt, Sie wären sehr zufrieden mit beiden Piloten, und sie stehen voll hinter ihnen. Jetzt sind beide ausgewechselt worden. Was waren da die Gründe?

Peter Sauber: Es gab keinen Grund, diese beiden Fahrer zu wechseln. Es gab aber einen Grund, Fisichella zu engagieren. Fisichella hätte ich gerne 2 oder 3 Jahre vorher gehabt, weil ich ihn zu einem der besten Fahrer in der Formel 1 zähle. Er ist jemand, der nicht nur aus dem Auto das Maximum herausholt, denn das können andere auch, aber er kann aus einem Rennen das Maximum machen. Ich glaube, das ist etwas ganz Wichtiges, vor allem wenn man kein Fahrzeug hat, mit dem man vorne wegfahren kann. Wenn man darauf angewiesen ist, dass man aus sogenannten Chaos-Rennen das Beste herausholen muss, dann braucht man einen Fahrer wie Fisichella. In unserem Fall ist das sehr wichtig. Massa war ein Jahr bei uns, das wissen Sie. Wir haben damals den Eindruck bekommen, dass er sehr schnell ist, dass vor allem seine Reaktionszeit eine sehr kurze ist. Er war sehr ungestüm, er war noch sehr jung, und er war vor allem technisch nicht versiert genug. Ich habe ihm dann empfohlen, dieses Lehrjahr bei Ferrari zu absolvieren, ohne ein Versprechen abzugeben, ihn wieder zu nehmen aber doch mit der Hoffnung, ihn zurückzuholen. Es ist auch kein Geheimnis, dass die Wiederverpflichtung Felipe Massas sicher etwas mit der engen Zusammenarbeit mit Ferrari zu tun hat – auch zu tun hat.

Beide Fahrer aus dem Vorjahr waren dafür bekannt, technisch sehr versiert zu sein und gutes Feedback zu geben. Außerdem waren beide deutschsprachig, was die Kommunikation im Team sicher erleichtert hat. Jetzt gibt es genau das Gegenteil – zwei Fahrer, die nicht Deutsch sprechen und nicht gerade bekannt dafür sind, große Entwickler zu sein. Habt ihr da Bedenken, was die Weiterentwicklung betrifft?

Peter Sauber: Es ist richtig, dass Nick [Heidfeld] ein sehr sachlicher Entwickler war, ein sehr guter Entwickler. Der Heinz-Harald [Frentzen] war da sehr unterschiedlich, da hat das Gefühl eine sehr wichtige Rolle gespielt. Ich glaube, es ist jetzt ähnlich. In dieser kurzen Zeit, in der wir jetzt mit Giancarlo zusammenarbeiten, hat sich gezeigt, dass er durchaus Autos entwickeln kann. Der Meinung sind übrigens auch solche, die mit ihm gearbeitet haben. Ich glaube nicht, dass es da ein Manko gibt. Die Kommunikation ist sowieso weitgehend in Englisch und nicht in Deutsch. Wir haben Fahrzeugingenieure verschiedener Nationen und vor allem die Radiokommunikation ist immer in Englisch. Da ändert sich überhaupt nicht viel. Die Kommunikation wird möglicherweise sogar auf Italienisch stattfinden. Felipe Massa ist natürlich etwas jung, so wie es Kimi war, das ist immer ein gewisses Risiko. Ich glaube, dass dieses Lernjahr bei Ferrari für ihn sehr wichtig war, und ich hoffe, dass wir davon profitieren können.

Merkt man den Unterschied zwischen Massa vor zwei Jahren und dem aktuellen Massa?

Peter Sauber: Unbedingt! Auf jeden Fall merkt man das. Es wäre schlecht, wenn man das nicht merken würde. Er ist so viele Kilometer bei Ferrari gefahren. Die Ingenieure waren zufrieden mit ihm und man hat das jetzt deutlich gespürt. Auch sein technisches Verständnis ist natürlich ein ganz anderes. Er ist auch reifer geworden, er war sehr jung, als er das erste Mal zu uns kam.

Massa hat ja schon für Ferrari getestet. Ist es auch vorgesehen, dass Giancarlo Fisichella für Ferrari testen wird?

Peter Sauber: Es ist möglich, es geht in erster Linie um Reifentests für Bridgestone. Wir sind von der Infrastruktur und vom Budget her nicht in der Lage, soviel Reifen zu testen, wie Bridgestone das gerne hätte. Die ganze Entwicklungslast liegt bei Ferrari und da unterstützen wir gerne in doppeltem Interesse. Erstens helfen wir Bridgestone, dass wir zu neuen Reifen kommen, und zweitens bringen unsere Fahrer auch Erkenntnisse von Ferrari zu uns.

Im letzten Jahr sind die vielleicht erwarteten Erfolge größtenteils ausgeblieben. In dieser Zeit wurde auch der neue Windkanal gebaut. Glauben Sie, dass sich der Bau des Windkanals negativ auf die Ergebnisse ausgewirkt hat, weil das Projekt doch relativ viel Geld verschlungen hat?

Peter Sauber: Nein, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Der Windkanal ist eine Investition, die das Budget der Formel 1 Teams überhaupt nicht tangiert hat. Es hat vielleicht bei meiner Kapazität etwas viel Zeit gebraucht, aber das hat keinen Einfluss auf die Performance des Fahrzeugs. Wir waren mit dem Auto des letzten Jahres nicht zufrieden, und das Problem war in erster Linie die Aerodynamik, das ist ganz klar. Wir waren aber nicht in der Lage, so zu reagieren, wie wir das gerne gehabt hätten. Dafür waren die Anlagen, die wir nutzen konnten einfach nicht gut genug.

Mit dem Windkanal ist ein großer Traum für Sie in Erfüllung gegangen. Wie weit wird der Windkanal in Zukunft ausgelastet sein? Wird er ausschließlich von Sauber benutzt?

Peter Sauber: Vielleicht noch grundsätzlich etwas zum Windkanal, das ich als wichtig erachte. Man sagt immer, es ist der beste Windkanal in der Formel 1. Man sollte da nicht übertreiben, der Windkanal bietet Möglichkeiten, die man vielleicht bis jetzt noch nicht genutzt hat: Hohe Geschwindigkeiten bis zu 80 Metern pro Sekunde und auch eine relativ große Messstrecke, damit man wirklich 1:1 testen kann. Man darf allerdings nicht vergessen, dass dieser Schritt in diese neue Dimension doch eine relativ lange Kalibrierungsphase erfordert. Dieser Windkanal ist ein Prototyp, und es ist nicht so einfach, ihn jetzt zu justieren und zu kalibrieren. Es wird auch nicht ganz einfach sein, ihn richtig zu verstehen. Es dauert eine gewisse Zeit, und ich weiß nicht, wann die ersten Teile aufs Auto kommen. Das Optimum wäre sicher Imola. Wir werden diesen Kanal vorerst anderthalbschichtig nutzen, also nicht zweischichtig. Dazu haben wir auch noch zu wenig Personal. Es macht auch sicher keinen Sinn, den Windkanal zwei- oder dreischichtig zu nutzen, was sicher die Zielsetzung für die Zukunft ist, wenn wir ihn noch nicht verstehen. In dieser Phase, in der wir ihn kennen und verstehen lernen, macht es keinen Sinn, ihn an Dritte zu vermieten, das funktioniert nicht.

Aber es ist in der gesamten Investition schon vorgesehen, dass ein Automobilunternehmen in zwei oder erst in drei Jahren diesen Windkanal nutzen kann, oder?

Peter Sauber: Nein, das ist nicht vorgesehen. Wir möchten ihn zu 100 Prozent selbst nutzen. Der Kanal ist nur so gebaut, dass ihn die Industrie nutzen könnte. Die Investition ist für unser Team so groß, dass ich mir das nicht erlaubt hätte, wenn er nicht für die Industrie nutzbar wäre. Wir wissen ja nicht, ob wir übermorgen noch in der Formel 1 sind.

Dann war es wohl kein Zufall, dass Herr Winterkorn bei der Eröffnung zugegen war...

Peter Sauber: Gut, wir arbeiten jetzt schon seit 4 Jahren für Audi, Sie wissen, dass wir die Fahrwerksentwicklung für das Le Mans-Auto und auch für die DTM-Autos machen, das ist kein Geheimnis. Herr Winterkorn war nicht bei der Eröffnung dabei. Der Herr Dr. Ulrich war hier, und der Grund ist, dass wir eben im Auftrag von Audi arbeiten.

Wie sehen Sie die finanzielle Zukunft Ihres Team? Es gibt noch 3 eigenständige Teams und 7 Werksteams. Wie wohl fühlen Sie sich als eigenständiges Team? Läuft Ihnen nicht etwas die Zeit davon? Sie sagten eben, dass Sie nicht wissen, wie lange Sie noch in der Formel 1 sind...

Peter Sauber: Nein, da müssen Sie vorsichtig sein. Wenn ich soviel investiere, denke ich nicht daran, die Formel 1 zu verlassen. Wenn ich soviel investiere - es handelt sich doch um die Summe von ungefähr 70 Millionen Franken - dann wäre es unseriös, ohne mich insofern abzusichern, dass dieser Kanal nebst der Formel 1 auch von der Industrie genutzt werden könnte. Ich weiß ja nicht, ob wir übermorgen, ich könnte Ihnen auch sagen in 10 Jahren, wenn Ihnen das besser gefällt, noch in der Formel 1 sind. Solche Windkanäle kann man sehr, sehr lange nutzen, denn das Ding bläst an die 300 km/h. Mehr ist nicht nötig, und der Wind ist auch in 30 Jahren noch derselbe. Heute läuft das Band sogar in der gleichen Geschwindigkeit. Sie können so einen Kanal sehr lange nutzen, und darum ist es sehr wichtig, dass ihn die Industrie nutzen kann.

Fühlen Sie sich von den drei eigenständigen Teams am Stärksten?

Peter Sauber: Ich möchte hier nicht über die Anderen sprechen. Sie haben vorhin gefragt, ob ich mich wohlfühle als unabhängiges Team. Ich glaube, es hat auch Vorteile, unabhängig zu sein. Diese Abhängigkeit kann auch kritisch werden. Ich glaube nicht, dass diese 7 Werksteams in 5 Jahren noch in der Formel 1 sein werden, aber ich hoffe doch fest, dass wir in 5 Jahren noch hier sind. Sie dürfen nicht vergessen, ganz unabhängig sind wir ja nicht, wir haben sehr gute Partner. Wir sind von denen natürlich auch abhängig, ähnlich wie von einem Motorenhersteller, nur verteilt sich das etwas.

In der Formel 1 wird andauernd vom Sparen gesprochen. Sind diese Sparmaßnahmen für Sie ein Vorteil?

Peter Sauber: Ich glaube nicht, dass in der Formel 1 gespart wird. Max Mosley hat sich immer sehr bemüht, dass in der Formel 1 gespart wird, und ich glaube, er hat das auch forciert mit diesen Weekend-Motoren. Dabei könnte man nämlich sparen. Wir dürfen eines nicht vergessen. Wir haben diese Situation mit sieben Werken, die gleichzeitig in der Formel 1 sind noch nie zuvor gehabt. Es gibt auf der einen Seite den Kampf der Giganten, der deutschen Hersteller und auf der anderen Seite so etwas Ähnliches bei den Japanern. Da wird nun wirklich richtig investiert. Für uns ist das nichts Angenehmes, denn wir können bei diesem Wettrüsten nicht mitmachen. Wir können nur versuchen, effizienter zu arbeiten und unsere Mittel noch besser nutzen. Das ist natürlich schon eine interessante und große Herausforderung, aber im Moment wird nicht gespart. Diese Weekend-Motoren – das ist sicher eine richtige Richtung. Wenn aber ein Motorenhersteller ein Riesen-Budget hat und einfach weniger Motoren braucht, dann wird er das Budget nutzen, um die bestehenden Motoren besser zu entwickeln. Für uns hat es einen ganz klaren Vorteil gebracht, denn wir verwenden ja bestehende Motoren, und wenn wir durch die „Weekend-Regel“ weniger Motoren brauchen, dann sparen wir Geld. Wir sparen nun wirklich Geld, wenn ich das mit dem letzten Jahr vergleiche.

Dass sich die Formel 1 von Europa entfernt, also viel urbaner wird, kommt das ihrer Geschäftsidee entgegen?

Peter Sauber: Ich sage jetzt nicht, dass ich von Europa wegmöchte. Hier ist es für uns ja wesentlich einfacher – alleine von der Logistik her, aber es kommt uns ganz sicher entgegen. Vor allem dieser Schritt nach Asien und zum mittleren Osten...

Um neue Sponsoren zu finden?

Peter Sauber: Um interessanter zu werden, auch für bestehende Sponsoren, aber auch für mögliche neue Sponsoren, das ist richtig. Das sind Märkte, da sehen wir die Grenzen ja noch gar nicht, wenn ich jetzt an China oder an Indien denke.

Ist auch der Windkanal eine Botschaft in Richtung Sponsoren, weil der ja auch für Weiterentwicklung usw. steht?

Peter Sauber: Ich glaube, es ist sowohl für bestehende, als auch für neue Partner wichtig, dass sie realisieren, dass wir es mit unserer Investition in die Zukunft ernst meinen. Dieser neue Windkanal ist ein ganz klares „Commitment“ – wir wollen vorwärts gehen, wir wollen in der Formel 1 auch in Zukunft eine Rolle spielen. Wir möchten das auch klar zeigen, denn die finanzielle Dimension dieses Windkanals ist schon sehr groß im Verhältnis zum Team.

Verspüren Sie dadurch einen speziellen Druck der Öffentlichkeit, die durch den neuen Windkanal vielleicht viel mehr von Sauber erwartet?

Peter Sauber: Der Druck der Öffentlichkeit ist nur so groß wie man ihn zulässt. Wir fühlen uns da nicht speziell unter Druck. Wir geben unser Bestes, oder versuchen, aus unseren Möglichkeiten, das Beste zu machen. Wenn die sogenannte Öffentlichkeit mehr verlangt, dann soll sie das tun...

Im Gespräch mit Mitarbeitern ihres Teams fällt immer wieder auf, wie sie die gute, familiäre Atmosphäre bei Sauber loben. Wie wichtig ist Ihnen das, und wie stark forcieren Sie das?

Peter Sauber: Ich spreche von mir aus nicht über eine tolle Atmosphäre. Ich glaube die Atmosphäre bei uns ist in Ordnung, die Fahrer fühlen sich hier wohl. Für mich ist das etwas Normales, nichts Spezielles. Wenn wir uns da im Vergleich mit anderen Teams unterscheiden, so mag das für den Einen positiv sein, für den Anderen vielleicht sogar negativ. Ich brauche diese gute Atmosphäre, aber es ist nicht so, dass ich sie jetzt bewusst fördere. Wir leben sie.

Wie gehen Sie mit dem Stress um? Sie sind ja jetzt schon zig Jahre im Motorsport tätig. Wird es über die Jahre leichter oder wird es schwieriger?

Peter Sauber: Es wird schwieriger. Natürlich lernt man dazu und gewöhnt sich an gewisse Sachen. Vielleicht stumpft man sich auch ein bisschen ab. Auf der anderen Seite wird die Formel 1 mit dem Ansteigen der Budgets und Rennen immer schwieriger, härter. Speziell in meinem Fall, ich werde ja älter, und das geht dann in die Gegenrichtung. Also ich spüre das schon.

Haben Sie sich ein Limit gesetzt?

Peter Sauber: Nein, zumindest rede ich nicht darüber! [lacht]

Was sind die Ziele für die heurige Saison?

Peter Sauber: Die Zielsetzung bis jetzt war, ein besseres Auto auf die Räder zu stellen. Ich gehe davon aus, dass das Auto besser ist als das Vorjahresauto, das werden wir aber erst nach dem Test wissen, so sicher ist man da ja nie, das ist auch das Spannende daran. Wie gut wir im Vergleich zu unserer Konkurrenz ausschauen, das sehen wir erst, wenn die auffährt. Also erst in Melbourne wissen wir wirklich, wie gut die anderen und wir die Hausaufgaben gemacht haben.

Das heißt, Sie möchten sich hier noch ein bisschen zurückhalten?

Peter Sauber: Ich möchte nicht, ich halte mich zurück. [grinst]

Wir sind hier quasi im zweiten Wohnzimmer von Red Bull und irgendwie hat man den Eindruck, dass dieses Kriseln, dass es schon einmal gab, komplett verschwunden ist. Stimmt es, dass die Zusammenarbeit mit Red Bull wieder intensiviert worden ist oder täuscht dieser Eindruck?

Peter Sauber: Nein, das ist schon so…

Hängt das vielleicht damit zusammen, dass sich dieses Mateschitz-Pferd Arrows in Luft aufgelöst hat?

Peter Sauber: Ich glaube, es hängt damit zusammen, dass Dietrich Mateschitz große Anteile an unserer Firma hatte. Damit hat er Verantwortung übernommen, damit hat er auch ein gewisses Mitspracherecht gehabt. Es kam dann zu Meinungsverschiedenheiten, die es in jeder Freundschaft, oder sagen wir in jeder Ehe gibt. Er hat diese Anteile damals mir angeboten und die Credit Suisse hat sie übernommen. Dadurch hat sich auch ein gewisser Druck aus der Sache gelöst. Es hat eine deutliche Entspannung stattgefunden, und das Verhältnis, das wir heute haben, ist eigentlich besser denn je.

War es nicht ursprünglich vorgesehen, dass die Anteile, die jetzt bei der Credit Suisse liegen, nur vorübergehend dort bleiben?

Peter Sauber: Ich glaube, dass es auch heute noch so ist, dass man darüber reden kann, wenn Interessenten der Credit Suisse ein gutes Angebot machen.

Über wie viele Jahre läuft der Vertrag mit Red Bull?

Peter Sauber: Darüber möchte ich nicht sprechen.

Sie gehen jetzt mit Red Bull in die zehnte gemeinsame Saison. Red Bull hat Christian Klien zu Jaguar in die Formel 1 gebracht. Wäre es nicht naheliegend, dass er in ihrem Team fahren würde?

Peter Sauber: Ja.

Gab es da Gespräche?

Peter Sauber: Ja, es gab schon Gespräche, nur die haben zu einem Zeitpunkt stattgefunden, als Massa bei uns schon feststand. Klien wäre durchaus eine Möglichkeit gewesen, es ist ja naheliegend, dass Red Bull einen jungen Fahrer, bei dem man wirklich hoffen kann, dass er Potential hat, zuerst einmal bei uns platzieren möchte. Natürlich müssen wir von einem solchen Fahrer überzeugt sein. Ich glaube schon, dass bei Klien Potential vorhanden ist.

Wie stehen Sie dem gegenüber, dass erfahrene Piloten wie Villeneuve, Heidfeld und Frentzen keine Cockpits mehr bekommen und durch immer jüngere Piloten ersetzt werden?

Peter Sauber: Schauen Sie, wir haben das mit Kimi gemacht. Wir haben mit Kimi damals einen Schritt gemacht, den fast alle für verrückt gehalten haben, und er hat funktioniert, sogar sehr gut funktioniert. Vielleicht sogar zu gut, denn nach einem Jahr war er schon wieder weg. Wir haben es mit Massa versucht, Massa war einfach sehr jung. Sie können die Zwei nicht ganz miteinander vergleichen. Der Eine kommt von dort, wo es kühl ist, da ist man vielleicht ein bisschen ruhiger als in Brasilien. Massa hat jetzt ein bisschen Zeit gehabt. Wir sind diesen Weg gegangen, und frisches Blut ist sicher gut für die Formel 1. Was aber sicher nicht heißen soll, dass ich das begrüße, dass Nick möglicherweise kein Cockpit mehr hat in der Formel 1.

Die Saison 2003 war durch das neue Reglement und die neue Punktevergabe so spannend wie schon lange nicht mehr. Wen sehen Sie 2004 vorne?

Peter Sauber: Das ist schwer zu sagen. Ich glaube nach wie vor, das Michael [Schumacher] der beste Pilot ist. Ob er es ein siebtes Mal schafft, weiß ich nicht, denn es wird von Mal zu Mal schwieriger – alleine von der Wahrscheinlichkeit her.

Was trauen Sie Christian Klien zu?

Peter Sauber: Ich habe ihn zu wenig beobachtet, ich kann ihn zu wenig beurteilen, aber er hat bei Jaguar sicher eine sehr schwierige Aufgabe vor sich. Er hat einen sehr schnellen Teamkollegen. Webber hat gezeigt, wie gut er ist.

Noch eine abschließende Frage: Waren die Sugababes der persönliche Wunsch des Peter Sauber für die Präsentation des neuen Autos?

Peter Sauber: Es gab verschiedene Alternativen aber ich hätte nicht einmal wählen können, weil ich die Herrschaften nicht kenne. Ich lasse mich aber gerne überraschen.

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