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Die umstrittene
Motoreneinfrierung

FIA-Präsident Max Mosley legt dem World Council heute seine Regelvorschläge zur Absegnung vor. So auch die Motoren-Einfrierung, für 2008 - 2010 ist der 1.6.2006 Stichtag!

Michael Noir Trawniczek

Am heutigen Mittwoch, den 22. März, tagt in Paris das FIA-World Motor Sport Council - FIA-Präsident Max Mosley möchte bei dieser Sitzung seine bereits veröffentlichten Regelvorschläge für den Zeitraum ab 2008 absegnen lassen. Dazu gehört auch die Vorverlegung der Einschreibfrist für die F1-WM 2008, diese soll ab sofort zur Geltung kommen und schon am 31. März dieses Jahres enden.

FIA-WM 2008: Einschreibfrist endet am 31.März 2006!

Bislang haben sich sechs Teams zur F1-WM 2008 respektive zum neuen Concorde Abkommen bekannt: Ferrari, Williams-Cosworth, Red Bull Racing, Scuderia Toro Rosso, MF1 Racing und Super Aguri. Nur wer bis zum 31. März, also innerhalb der nächsten zehn Tage, unterschreibt, hat auch ein Mitspracherecht in der Diskussion um die zukünftigen Regeln.

Neben einer Limitierung der Aerodynamik-Weiterentwicklung (beispielsweise nur zwei Aerodynamik-Pakete pro Saison) will Mosley auch seine höchst umstrittene Idee einer "Motoren-Einfrierung" umsetzen. Die FIA versandte am 15. März eine Kopie ihrer Regelvorschläge an die F1-Teams, unter Artikel 86e heißt es: "Nur jene Motoren, die unter Übereinstimmung mit Anhang 6 homologiert wurden, dürfen in den Saisonen 2008, 2009 und 2010 bei den Veranstaltungen eingesetzt werden."

Motoren 2008 bis 2010: Stichtag 1. Juni 2006!

Der erwähnte Anhang 6 birgt Zündstoff, laut diesem müssen die Motorenhersteller spätestens am 1. Juni 2006 einen Motor zur Homologation vorlegen. Die Kritik beläuft sich darauf, dass die neue V8-Motorengeneration derzeit noch in den Kinderschuhen steckt und, wie man in Sepang sehen konnte, es auch noch genügend Kinderkrankheiten gibt - da ist es geradezu absurd, wenn die Motorenbauer innerhalb der nächsten zwei Monate ein Motorenkonzept vorlegen sollen, das sie von 2008 bis 2010 verbindlich einsetzen müssen.

Zwar gibt es, wie bei so vielen FIA-Regeln, eine Ausnahme, wonach Motoren auch nachträglich homologiert oder auch bestehende Konzepte modifiziert werden können - dafür benötigt man jedoch eine Sondererlaubnis, welche die FIA gemeinsam mit den Mitbewerbern berät, "unter absoluter Diskretion", wie es in dem Passus 1.(ii) des Anhangs 6 heißt.

Die Hersteller könnten am 1. Juni ein noch nicht getestetes Konzept vorlegen und in der Zeit bis 2008 effektiv daran arbeiten und darauf hoffen, dass ihre Modifikationen angesegnet werden. Will man jedoch unabhängig von einer solchen Erlaubnis bleiben, muss man in zwei Monaten den Motor für den Zeitraum von 2008 bis 2010 vorlegen.

Fry: "Alle zwei, drei Jahre ein Entwicklungsteam."

Dass die Motorenbauer alles andere als begeistert von der Motoreneinfrierung sind, ist leicht nachvollziehbar. Honda-Technikdirektor Nick Fry erklärte gegenüber Autosport: "Für die Motorenhersteller wird das impraktikabel, denn man benötigt dann alle zwei, drei Jahr ein Entwicklungsteam. Die Personalauslastung steigt zunächst massiv, um dann wieder massiv abzusinken - das möchte niemand wirklich haben. Ich habe noch keine Person und auch noch keinen Hersteller getroffen, der von dieser Idee begeistert ist. Ich denke, wir alle stimmen zu, dass wir die Kosten reduzieren müssen, aber diese Idee sollte noch einmal überdacht werden."

Die Entwicklungsabteilungen der Motorenbauer würden mit den neuen Regeln für weite Strecken arbeitslos werden. Steht das Motorenkonzept für 2008, wird erst wieder im Jahr 2011 die nächste Ausbaustufe eingesetzt. Fry warnte auch davor, dass bei einem Einfrieren der Motoren über drei Jahre hinweg gerade jene Hersteller, die einen Rückstand aufzuholen haben, diesen dann auch für eine lange Periode haben werden.

V8-Konzept noch in den Kinderschuhen

Toyota-Präsident John Howett erklärte: "Drei Jahre sind eine lange Zeit, um einen F1-Motor einzufrieren - vor allem, wenn man erst so kurze Zeit mit dem neuen V8-Konzept arbeiten konnte." Howett berief sich darauf, dass in dem Schreiben der FIA "ein Raum offen gelassen wurde - für Diskussionen mit jenen Leuten, die bereits für 2008 unterschrieben haben". Diese Diskussionen sind jedoch nur dann möglich, wenn man sich bis spätestens 31. März zur FIA-WM bekennt.

Ein solches Mitspracherecht haben derzeit nur die Motorenhersteller Ferrari und Cosworth sowie Toyota und Honda über ihre Kundenteams MF1 Racing und Super Aguri. Renault, Mercedes und BMW haben noch nicht das Concorde-Abkommen unterzeichnet und sind daher nicht stimmberechtigt.

Max Mosley ist offenbar festen Willens, die umstrittene Motoreneinfrierung durchzuboxen, er rechnet damit, dass seine Regelvorschläge heute vom World Council abgesegnet werden. Für die an sich kooperationswilligen Hersteller dürfte dieser Punkt nur schwer oder gar nicht zu akzeptieren sein - zugleich herrscht Zeitdruck, da die geplante Einschreibfrist schon am 31. März enden würde. Mosley scheint davon überzeugt zu sein, dass Kostensenkung nur mit einer drastischen Einschränkung des kreativen Spielraums möglich ist...

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