MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Der seltsame Weihnachtsfriede

Nach der Entschuldigung von McLaren möchte FIA-Präsident Mosley die weiteren Untersuchungen gegen das Team beenden. Das wirft Fragen auf...

Michael Noir Trawniczek, noir@motorline.cc

Natürlich wäre es schön, wenn die leidige Spionageaffäre ein für allemal beendet wäre und wieder der Sport im Vordergrund stehen würde - nur: Dieser Weihnachtsfrieden stinkt. Er trägt jenen verfaulten Geruch, welcher entsteht, wenn nicht die Wahrheit, sondern andere Interessen im Vordergrund stehen.

Die plötzliche Kapitulation von McLaren-Mercedes wirft einige Fragen auf. Einerseits entschuldigt sich der Rennstall bei der FIA, bei Ferrari und bei den Fans dafür, dass die eigenen Untersuchungen nicht alle Fakten ans Tageslicht gebracht haben und dass erst die FIA-Untersuchung nötig gewesen sei, um alle Fakten ans Tageslicht zu bringen. Zugleich jedoch ist diese Entschuldigung stets in der Möglichkeitsform verfasst - es heißt: "Ferrari-Informationen könnten innerhalb des Teams weiter verbreitet worden sein, als wir gedacht haben." Die FIA-Inspektion "liefert einige Gründe zu der Erkenntnis", dass einige weitere McLaren-Mitarbeiter Zugang zu den illegalen Ferrari-Informationen hatten.

Es handelt sich um einen Kniefall des Teams - und es handelt sich um ein Team, dass stets seine Integrität in den Vordergrund stellte. Es muss also triftige Gründe geben für diese Entschuldigung. Ein drohender WM-Ausschluss im kommenden Jahr wäre ein solcher Grund - denn ein F1-Team, welches keine Rennen bestreitet, ist dem Untergang geweiht. Man kann könnte durchaus den Eindruck erhalten, dass McLaren-Mercedes massiv unter Druck gesetzt wurde.

Eine weitere Frage, die sich stellt: Wie kann ein derartiges Entschuldigungsschreiben zur Folge haben, dass der FIA-Präsident sämtliche weiteren Untersuchungen beenden möchte, er das World Council um die Absage des Jänner-Termins bittet? Es muss für die weiteren Untersuchungen doch auch triftige Gründe und berechtigte Sorgen gegeben haben? Dass diese nun mit einem öffentlichen Kniefall plötzlich ihre Wichtigkeit verlieren, sorgt für einen schalen Nachgeschmack.

Was ist nun mit dem angeblichen möglichen Einfluss der illegalen Ferrari-Informationen auf das McLaren-Auto für die Saison 2008? Deshalb wurde ja weiter gegen McLaren ermittelt. Waren diese Ermittlungen vielleicht nur Mittel zum Zweck, um McLaren in die Knie zu zwingen? Oder ist der Kniefall eines Traditionsteams so berauschend, dass man trotz der vorherigen massiven Bedenken die Untersuchungen beendet und den Sieg in vollen Zügen genießt? Wie kann eine Entschuldigung wie sie McLaren vorgelegt hat ausreichen, um diese angeblich massiven Bedenken einer Beeinflussung des nächstjährigen Fahrzeugs aus dem Weg zu schaffen?

Ferrari nahm die Selbstgeißelung von McLaren erfreut zur Kenntnis, fügte aber hinzu, dass die zivilrechtlichen Verfahren weiter betrieben werden. Vielleicht schafft es ja ein ziviles Gericht, doch noch ans Tageslicht zu bringen, was in der Spionageaffäre wirklich geschehen ist?

Max Mosley sagte unlängst: "Sehr wichtig ist, dass die Leute glauben, dass die Spionage vorbei ist und nicht wieder vorkommen kann." Und genau das wird mit dem plötzlichen Wunsch des Präsidenten, sämtliche weiteren Untersuchungen einzustellen, in Frage gestellt.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

24h Nürburgring 2025: Bericht

Rowe triumphiert vor Rekordpublikum

Dicke Strafe gegen den "Grello", Nullnummer für Falken, Scherer und AMG bei Hitze - Doch das 24h-Rennen 2025 wird vor allem für den Stromausfall in Erinnerung bleiben

GP von Österreich: Freitag

Bestzeit für Norris

McLaren dominiert im zweiten Freien Training in Spielberg, aber Lewis Hamilton droht nach einer Behinderung noch Ärger mit den Rennkommissaren

"Drive to Survive"-Bösewicht?

F1-Filmstar räumt mit Verstappens Image auf

Max Verstappen kommt in "Drive to Survive" wie ein Bösewicht vor - F1-Schauspieler Damson Idris erklärt jetzt, wie er den Niederländer erlebt hat

GP von Großbritannien: Fr. Training

Verstappen hinter McLaren & Ferrari

Max Verstappen ist froh, dass sein Boxenfunk nicht sauber angekommen ist, denn mit der Vergabe der Bestzeit hatte er im zweiten Training in Silverstone nichts zu tun

24h Nürburgring 2025: Background-Analyse des Rennens

Vom Stromausfall bis zum fliegenden Besen

Lange sah es nach einem Durchmarsch des Manthey-Grello, aus. Am frühen Sonntag kam der Rowe BMW M4 98 immer näher, um am Mittag dran zu sein. Je nach Überhol-Situationen auf der rund 25 Kilometer langen Strecke konnte man am Mittag die beiden Kontrahenten quasi mit einem Handtuch zudecken. Abstand: Teilweise eine Autolänge. Die Zeitstrafe nach einem Zwischenfall brachte die endgültige Entscheidung im eigentlichen Herzschlag-Finale auf der Strecke.

Welche Formel-1-Teams am meisten von den zum Halbjahr 2025 neuberechneten Aerodynamik-Handicaps profitieren und welche Teams etwas verlieren