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Dr. Theissen im Team-Interview

BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen zieht nach den ersten beiden Saisonläufen mit dem neuen Modell F1.08 eine erste Zwischenbilanz.

Wie fällt Ihr Fazit nach den beiden ersten Saisonrennen aus?

Wir sind natürlich überaus zufrieden mit diesem Saisonstart. Zwei zweite Plätze von Nick und Robert in Melbourne und Sepang, Robert in Startreihe eins in Australien, Nick mit der schnellsten Rennrunde in Malaysia, dazu elf Punkte in einem Rennen und 19 Zähler in der WM – das ist eine glänzende Ausbeute und eine starke Basis für die kommenden Rennen. Das zeigt, dass wir uns seit dem Roll-out Mitte Januar kontinuierlich nach vorn bewegt haben. Doch mich haben nicht nur die guten Platzierungen gefreut, sondern vor allem die Performance und das Tempo, das wir in beiden Rennen gehen konnten.

Bei den ersten Testfahrten hat der BMW Sauber F1.08 die Erwartungen nicht erfüllt. Wie sind die verantwortlichen Techniker damit umgegangen?

Es war die erste große Bewährungsprobe für unser immer noch junges Team. Wir haben uns seit der ersten Ausfahrt in Valencia am Tag nach der Autovorstellung in keiner Phase beirren lassen, sondern sind den Weg konsequent weiter gegangen. Messdaten und Fahreraussagen wurden abgeglichen, Ursachen analysiert und ein ganzes Maßnahmenpaket verabschiedet. Mit Erfolg. Wir haben in den Wochen seit der Präsentation des F1.08 nicht nur das Auto schnell gemacht, sondern auch eine ganze Menge dabei gelernt. Im Rückblick waren es sehr fruchtbare und motivierende Wochen. Kompliment an Willy Rampf und das ganze Team, das auch unter Hochdruck nie das Ziel aus den Augen verloren hat.

Sie haben von einem Maßnahmenkatalog gesprochen. Was genau hat sich seither am Auto verändert?

Bei den ersten Testfahrten haben wir sehr bald festgestellt, dass der F1.08 ein deutlich komplexeres Auto ist als sein Vorgänger. Es war keineswegs so, dass eine einzelne Komponente am neuen Auto nicht funktioniert hätte. Ausschlaggebend war, dass bei den ersten Testfahrten einzelne Elemente nicht perfekt aufeinander abgestimmt waren. Das haben wir Schritt für Schritt behoben. Es ging um die Feinabstimmung des Gesamtpakets, das wir durch dutzende kleine Veränderungen verbessern konnten. Im aerodynamischen Bereich haben wir die Interaktion von Frontflügel, Deflektoren und Unterboden optimiert, und im mechanischen Bereich haben wir beispielsweise die Vorderradaufhängung leicht modifiziert. Das sind alles Änderungen, die man nicht sieht, die aber in ihrer Summe zu einer signifikanten Verbesserung der Performance führten. Und natürlich haben wir mit jedem Test neue Daten gesammelt, die es uns heute erlauben, bei unterschiedlichen Bedingungen die richtige Abstimmung zu finden.

Werden Sie Ihr Saisonziel nun nach oben korrigieren?

Dazu besteht kein Anlass. Unser Ziel ist es, die Lücke zur Spitze zu schließen und unseren ersten Sieg einzufahren. Das ist sehr ambitioniert und bleibt unsere Vorgabe. In den beiden ersten Rennen ist es uns gelungen, aus dem Zweikampf einen Mehrkampf zu machen. Wir waren jeweils schneller als eines der beiden Top-Teams. Doch man sollte keine verfrühten Schlüsse ziehen. Noch sind wir nicht auf Augenhöhe mit Ferrari und McLaren- Mercedes. Aber die jüngsten Resultate sind der richtige Motivationsschub für alle. Die Mitarbeiter sehen: Wir können das schaffen.

Wie viel Potenzial hat der BMW Sauber F1.08 noch?

Wir haben noch einige Pfeile im Köcher. Noch ist nicht alles ausgeschöpft. Der nächste größere Schritt ist für den Europa-Auftakt in Barcelona geplant. Für uns ist klar: Das Wagnis eines großen Konzeptsprungs über den Winter hat sich ausgezahlt. Jetzt liegt es an uns, den Weg, den wir eingeschlagen haben, konsequent weiter zu gehen.

Wie beurteilen Sie die Leistungen Ihrer beiden Fahrer?

Beide haben bisher das umgesetzt, was wir von ihnen erwarten. Nicht nur in den beiden Rennen, sondern auch zuvor in der wichtigen Testarbeit im Winter. Beide haben sich gezielt auf die neue Saison vorbereitet. Beide haben das Zeug, für unser Team den ersten Sieg einzufahren. Sie wissen auch, dass dazu mehr gehört, als nur ein paar schnelle Runden. Die Fahrer gehören zu den Führungspersonen im Team, mit großem Einfluss auf Teamspirit und die Weiterentwicklung des Fahrzeugs. Dieses Verständnis setzen beide um, und mit dem Ergebnis bin ich soweit sehr zufrieden.

Welche Erfahrungen haben Sie in den beiden ersten Saisonrennen mit der Standardelektronik gemacht?

Es gab noch den ein oder anderen Schluckauf. Das war aber auf die noch nicht perfekte Applikation zurück zu führen, nicht auf die Basis-Software. Fehlfunktionen, die Ausfall- oder Fahrsicherheits-kritisch wären, sind nicht aufgetreten.

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