Formel 1: News | 15.02.2010
F1 verlor 80 Millionen TV-Zuschauer
Der Schuss mit den späteren Startzeiten der Rennen in Asien ist nach hinten losgegangen, die TV-Einschaltziffern sind im Vergleich zu 2008 rückläufig.
Die Formel 1 hat im vergangenen Jahr aufgrund von späteren Startzeiten 80 Millionen Zuschauer verloren, wie der jährliche TV-Bericht der FOM (Formula One Management) enthüllt. Das bedeutet, dass die Einschaltziffern im Jahr 2009 um 13 Prozent auf 520 Millionen sogenannte "Unique Viewers" gesunken sind. Dadurch könnten die Einnahmen des Inhabers der kommerziellen Rechte sinken, weil TV-Stationen möglicherweise versuchen werden, beim Aushandeln neuer Verträge geringere Gebühren zu vereinbaren. Zehn bis 20 Prozent der TV-Verträge werden jedes Jahr neu verhandelt und sind damit am ehesten gefährdet, im Wert reduziert zu werden.
Entstanden ist diese Situation nicht durch die Wirtschaftskrise, sondern durch Entscheidungen der Formel-1-Macher: Der Grand Prix von Singapur 2008 war das erste Nachtrennen der Geschichte. Auf diese Weise wollte man das europäische TV-Publikum am Morgen anstatt mitten in der Nacht erreichen. Dieser Trend wurde 2009 mit späteren Startzeiten in Australien, Malaysia und Abu Dhabi fortgesetzt.
Eine Konsequenz der neuen Startzeiten war, dass die Rennen in Asien in den Abendstunden ausgestrahlt wurden, was laut FOM-TV-Bericht dazu führte, dass die Formel 1 in direktem Konkurrenzverhältnis mit regionalen Sportarten wie der chinesischen Fußball-Meisterschaft stand. China war bisher der größte TV-Markt, doch wegen der späteren Übertragungszeit gingen alleine dort 30,5 Millionen Zuschauer verloren. Ähnliche Entwicklung in Japan: Statt 38,5 schalteten nur noch 32,4 Millionen Menschen ein, womöglich auch wegen des Honda-Ausstiegs.
Im Vorjahr wurde China von Brasilien überholt, wo während der Saison 93,6 Millionen Menschen die Formel 1 verfolgten. Selbst das bedeutete jedoch einen Rückgang um 16,8 Millionen Zuschauer im Vergleich zu 2008 – wahrscheinlich wegen des Unfalls von Felipe Massa, durch den der Brasilianier die zweite Saisonhälfte auslassen musste. Auch in zuletzt starken TV-Märkten wie Spanien und Polen sind die Einschaltziffern wegen der unauffälligen Leistungen von Fernando Alonso und Robert Kubica zurückgegangen.
Ein TV-Markt ohne Probleme war Großbritannien. Dort schalteten 30,8 Millionen Zuschauer bei Formel-1-Inhalten ein, also mehr als 50 Prozent der Bevölkerung. Darüber freut sich vor allem die BBC, denn 2009 war das erste Jahr, in dem der Sender die Formel 1 wieder im Programm hatte. Im Vergleich zu ITV im Jahr 2008 wurde eine Steigerung um sechs Prozent erreicht. Meistgesehenes Einzelrennen war der Grand Prix von Brasilien mit der WM-Entscheidung für Jenson Button, bei der 16,2 Millionen Briten vor ihren TV-Geräten saßen.