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Spionage? Force India verklagt Lotus

Force India wird rechtlich gegen das neue Lotus-Team vorgehen, dessen Auto angeblich auf einem Windkanalmodell des britisch-indischen Rennstalls basiert.

Dokumente des Obersten Gerichtshofs in Großbritannien beweisen, dass Force India eine Schadenersatzklage gegen die Firmen eingeleitet hat, die das Lotus-Team führen. Der Vorwurf lautet, dass Lotus jenes Windkanalmodell kopiert hat, auf dessen Basis das aktuelle Auto entstanden ist. Dabei gibt es einige Parallelen zur Auseinandersetzung während der Saison 2007, als die FIA McLaren für den Besitz von Ferrari-Plänen mit einer Strafe in Höhe von 100 Millionen US-Dollar belegte.

Die Klage wurde gegen die in Großbritannien und Malaysia registrierte Firma 1Malaysia Racing Team eingereicht. In den Dokumenten genannt werden Lotus-Technikchef Mike Gascoyne sowie die italienische Windkanalfirma Aerolab, mit der Lotus beim Design des 2010er-Autos zusammengearbeitet hat. Aerolab hatte davor bis September 2009 eine technische Partnerschaft mit Force India. Zudem war Gascoyne zwischen November 2006 und November 2008 Technischer Direktor des britisch-indischen Rennstalls.

Offenbar hat Force India sein Windkanalmodell bei Aerolab gelassen, was zum Vorwurf der Verletzung des Urheberrechts führt, denn Lotus hat die Aerolab-Anlagen verwendet, als der legendäre Teamname im vergangenen September nach einer 16jährigen Auszeit in die Formel 1 zurückkehrte.

Laut Mark Buckley, einem Anwalt bei Force Indias Rechtsbeistand Fladgate, sei es in Wahrheit schon zu spät, das zu richten, was Lotus getan habe, nämlich das Windkanalmodell anstatt des Autos selbst zu kopieren. Bisher wurde die Schadenersatzklage nicht beziffert, die Zahl dürfte jedoch bei umgerechnet rund 20 Millionen Euro liegen, denn so viel gibt Force India pro Jahr für Forschung und Entwicklung aus.

Die Klage wurde bereits im Februar eingereicht und folgte auf Berichte über rechtliche Schritte seitens Aerolab gegen Force India wegen ernsthaften und wiederholten Vertragsbruchs. "Aerolab verklagt Force India, weil sie ihre Verpflichtungen nicht erfüllt haben", sagte Aerolab-Geschäftsführer Jean-Claude Migeot im November in einer Stellungnahme.

Lotus behauptet, dass dieser rechtliche Vorgang lediglich zwischen Force India und Aerolab abspielt: "Dieses Verfahren unterstellt keinerlei Fehlverhalten von Lotus. Aerolab dementiert jegliches Fehlverhalten und hat Lotus in Bezug auf die Klage Schadloshaltung zugesichert." Buckley hält dagegen und sagt, dass Force India signifikante Beweise vorliegen, die den Schluss zulassen, dass Lotus das Windkanalmodell kopiert hat. Man strebe eine außergerichtliche Einigung an, ansonsten werde man es auf einen Gerichtsprozess ankommen lassen.

Er ergänzt, dass die Verteidigungen der 1Malaysia-Firmen, von Gascoyne und Aerolab Mitte bis Ende Juni fällig werden. Unabhängig davon, ob Aerolab Lotus wirklich Schadloshaltung versprochen hat, was bedeuten würde, dass das Team nicht einmal dann selbst bezahlen muss, wenn Force India den Rechtsstreit gewinnen sollte, könnten die finanziellen Auswirkungen nicht das größte Problem sein, sollte Lotus den Fall verlieren.

Vielmehr sieht das Concorde Agreement vor, dass jedes Team sein eigenes Chassis bauen muss, weshalb die Teams auch als Konstrukteure bezeichnet werden. Wenn vor Gericht bewiesen wird, dass es Ähnlichkeiten zwischen den Autos von Lotus und Force India gibt, weil das gleiche Windkanalmodell verwendet wurde, dann könnte die FIA entscheiden, ein eigenes Verfahren gegen Lotus einzuleiten.

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