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Jetzt doch: Zandvoort erwägt F1-"Geisterrennen" ohne Zuschauer
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Jetzt doch: Zandvoort erwägt F1-"Geisterrennen" ohne Zuschauer

Erst hatte man sich in Zandvoort gegen die Idee gesträubt, doch jetzt zieht man dort tatsächlich ein Formel-1-Rennen ohne Vor-Ort-Zuschauer in Betracht...

Jan Lammers ist kein Fan von Motorsport-Rennen ohne Zuschauer. Doch in der anhaltenden Coronakrise hat in Zandvoort ein Umdenken eingesetzt. Nun erwägt man auch in den Niederlanden ein Formel-1-"Geisterrennen" ohne Vor-Ort-Publikum auszutragen, nachdem sich Grand-Prix-Boss Lammers bisher dagegen gesträubt hatte.

Warum das nun anders ist, das erklärt Zandvoort-Streckenchef Robert van Overdijk im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Er sagt: "Ich kann Jans Standpunkt sehr gut nachvollziehen. Das wäre auch meine erste Reaktion gewesen. Denn unter normalen Umständen willst du den ersten Niederlande-Grand-Prix in 35 Jahren mit 104.000 Fans feiern."

Die Realität sei derzeit aber eine andere, meint van Overdijk weiter. "Das muss man akzeptieren." Und Zandvoort müsse anerkennen, ein "Glied einer großen Kette" zu sein, so der Streckenboss weiter.

Streckenchef erklärt den Sinneswandel

"Wenn zwei oder drei Teams nicht überleben, weil sie kein Einkommen haben, dann riskieren wir damit die Rennen der kommenden Jahre. Man muss also das große Ganze bedenken."

"Wenn du dich also entscheiden musst zwischen gar keinen Rennen in diesem Jahr, nicht mal im Fernsehen, oder einer theoretischen Garantie von Niederlande-Grands-Prix mit [Vor-Ort-] Fans in den kommenden der Jahren, wobei das diesjährige Rennen nur im Fernsehen zu sehen wäre, dann sehe ich, wie sich die öffentliche Meinung wandelt."

Die Fans würden sich so sehr ein Motorsport-Comeback wünschen, dass sie sicher die Bereitschaft aufbringen könnten, sich mit einem reinen Fernsehspektakel zufrieden zu geben, sofern ein Rennbesuch in naher Zukunft in Aussicht stünde, meint van Overdijk. "In einem solchen Fall blieben die Tickets [für 2020] natürlich gültig für das nächste Jahr."

Details müssen erst ausgearbeitet werden

Deshalb stehe Zandvoort nun einem möglichen "Geisterrennen" aufgeschlossen gegenüber. "Sollte eine konkrete Anfrage dazu erfolgen, dann hätten wir die moralische Verpflichtung, darüber nachzudenken", erklärt van Overdijk.

Über die finanziellen Rahmenbedingungen eines solchen Grand Prix will er aber noch nicht mutmaßen, sondern sagt nur: "Es gibt Rennen in 22 Ländern, die Situation wird für jede Strecke anders sein. Der eine Kurs wird von der Regierung unterstützt, der andere ist völlig abhängig vom Ticketverkauf." Jedes Rennen sei daher ein "Einzelfall".

Fest stehe aus seiner Sicht bisher nur: Vor dem 1. September 2020 werde es in Zandvoort keinen Formel-1-Grand-Prix geben, weder mit noch ohne Publikum. "Unser Premierminister hat sich in seiner Ansprache sehr deutlich ausgedrückt", meint van Overdijk. Ein Grand Prix im Sommer sei aufgrund der Coronavirus-Richtlinien schlicht "unmöglich".

Noch kein Termin für mögliches "Geisterrennen"

Aus diesem Grund ziehe man in Zandvoort "diverse Szenarien" für die Wiederaufnahme des Rennbetriebs in Betracht. Problem dabei: "Die Welt verändert sich täglich oder zumindest jede Woche. Wir arbeiten daher auf der Basis dessen, was wir wissen. Und wir wissen: Nach dem 1. September ist alles offen."

Das müsse aber nicht automatisch bedeuten, dass es dann auch ein Zandvoort-Rennen gibt. Van Overdijk: "Wir hängen da [vom Formel-1-Management] FOM und [vom Automobil-Weltverband] FIA ab, und noch viel mehr von unserer Regierung und der Entwicklung rund um das Coronavirus."

Stand heute (24. April) soll die Formel-1-Saison 2020 mit dem Frankreich-Grand-Prix in Le Castellet beginnen, der noch immer für den 28. Juni angesetzt ist. Zandvoort hätte ursprünglich am 3. Mai seine Formel-1-Rückkehr erleben sollen. Das Rennen ist auf unbestimmte Zeit verschoben.

© Motorsport-Total.com

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