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Lewis Hamilton will noch mit 40 noch fahren Lewis Hamilton kann sich vorstellen, noch einige Jahre Formel 1 zu fahren
Motorsport Images

Lewis Hamilton: Darum kann er sich doch einen neuen Vertrag vorstellen

Lewis Hamilton erklärt, warum er sich jetzt doch vorstellen kann, noch viele Jahre Formel 1 zu fahren, obwohl er das früher immer für unwahrscheinlich gehalten hat

"Wir machen einen neuen Vertrag": Beim Grand Prix der USA hat Lewis Hamilton in einem Interview mit ausgewählten Medien, darunter auch Motorsport Network, zum ersten Mal dezidiert angekündigt, dass er seine Karriere in der Formel 1 über seinen derzeitigen Vertrags hinaus (läuft bis Ende 2023) fortsetzen möchte.

Eine Woche später, beim Grand Prix von Mexiko, war diese Aussage natürlich großes Thema bei Hamiltons Medienterminen, und der siebenmalige Weltmeister nutzte die Gelegenheit, um seine Absicht, die Karriere fortzusetzen, nachdrücklich zu unterstreichen. Er sehe dabei sogar, was die noch anzuhängenden Jahre betrifft, "kein Limit", sagt der 37-Jährige.

"Ich plane, einen mehrjährigen Vertrag mit meinem Team zu machen", präzisiert Hamilton, dass er nicht etwa über einen Wechsel zu Ferrari nachdenkt, wie das vor ein paar Jahren auch schon mal im Raum stand. 2019, das ist überliefert, hat er sich zweimal mit Ferrari-Präsident John Elkann getroffen. Die Gespräche erreichten aber nie den Status ernsthafter Verhandlungen.

Dass Hamilton jetzt doch nochmal mehrere Jahre dranhängen will, stellt einen Kurswechsel dar. In der Vergangenheit hatte er stets beteuert, dass er sich nicht vorstellen kann, noch Formel-1-Rennen zu fahren, wenn er schon über 40 ist. Das ist jetzt anders: "Ich weiß nicht, was die nächsten fünf Jahre bringen werden."

Wie lang er noch weitermachen möchte, das will (oder kann) Hamilton derzeit nicht präzise verraten. Augenzwinkernd sagt er: "Wenn Fernando aufhört, dann überlege ich mir das vielleicht auch nochmal, denn dann wäre ich der Älteste im Feld!"

Alonso zeigt vor, wie es geht!

Fernando Alonso, Hamiltons McLaren-Teamkollege von 2007, ist übrigens 41 Jahre alt - und hat gerade erst einen mehrjährigen Vertrag bei Aston Martin unterschrieben, durch den er bis mindestens Ende 2024 als Formel-1-Fahrer weitermachen wird.

"Ich glaube, es gibt vieles, was wir noch gemeinsam erreichen können", sagt Hamilton. "Ich fühle mich überhaupt nicht alt. Mein Training hält mich jung. Reaktionszeiten und Konzentration sind kein Problem. Meine Starts waren die besten im ganzen Jahr. Es gibt so viele Dinge, die ich tue, um sicherzustellen, dass ich fit und auf der Höhe bleibe."

"Irgendwann", räumt er ein, "werden einige Dinge langsam nachlassen, aber das habe ich bisher nicht festgestellt. Du musst dich jedes Jahr fragen, ob du noch dazu bereit bist, genauso intensiv oder sogar noch intensiver zu trainieren wie damals, als du angefangen hast. Ob es dir das wert ist, so viel Zeit aufzugeben, um zu trainieren und mit dem Team zu arbeiten."

"Wenn jemals der Moment kommen sollte, an dem ich nur noch mitschwimme, dann gehöre ich nicht mehr hierher. Dann verdiene ich diese Position nicht mehr. Ich hinterfrage mich aber ständig, ob ich noch dazu bereit bin, diese Opfer zu bringen. Und die Antwort drauf lautet: Ja, bin ich!"

"Ich bin viel geerdeter als früher, fühle mich wohl in meiner Haut. Ich habe ein Zuhause in England, in dem ich Zeit verbringe, wenn ich beim Team bin, und dann kommt mich oft auch meine Familie besuchen. Mein ganzes Rundherum ist besser als noch vor ein paar Jahren. Daher habe ich das Gefühl, dass wir mit diesem Team noch mehr Weltmeisterschaften gewinnen können."

Das sagt Toto Wolff zum neuen Vertrag

Erstmal gilt es aber, den neuen Vertrag zu Papier zu bringen. Der aktuelle läuft Ende 2023 aus. Nach so vielen Verhandlungen, die Hamilton und Mercedes-Teamchef Toto Wolff bereits geführt haben, sollte das relativ schnell gehen. Dass Hamilton bei Mercedes bleiben kann, wenn er das möchte, so viel stellt Wolff jetzt schon klar, das sei "hundertprozentig sicher".

Wolff sagt: "Wir haben noch nicht mit Gesprächen begonnen. Wir wollen erst die Saison zu Ende bringen und dann, wie beim letzten Mal, die ruhigere Zeit im Winter nutzen. Damals haben wir auch in den Winterferien angefangen, und dann hat es ungefähr zwei Monate gedauert. Das haben wir jetzt noch nicht getan."

"Aber Lewis ist inzwischen viel mehr als ein Rennfahrer für uns. Obwohl wir noch nicht von einem Ende der Karriere sprechen, ist es sehr wohl wichtig, über seine Rolle als Botschafter für Mercedes und die vielen Sponsoren, die wir haben, zu sprechen, und über den Einfluss, den er für unser erweitertes Universum hat."

Dass die Marke Mercedes die Hamilton-Erfolgsgeschichte auf Jahrzehnte hinaus verkaufen und davon in der Außendarstellung zehren kann, dass auch die Zeit nach der aktiven Karriere als Rennfahrer geregelt wird, das könnte ein Schlüsselfaktor für Hamiltons neuen Vertrag werden.

Altersgrenzen werden immer weiter verschoben

Das Alter hingegen nicht. Wolff (50) weiß zwar: "Wenn das Alter kein Problem mehr wäre, könnte ich es ja auch nochmal probieren!" Aber: "Man sieht, dass die heutigen Athleten die Grenzen, was das Alter betrifft, immer weiter verschieben."

"Fernando performt auf sehr hohem Niveau. Tom Brady, für mich der beste Sportler der Welt, steht noch auf dem Feld, wird getackelt und wirft Bälle, und der ist 43 Jahre alt. Solang du auf dich achtest und deine kognitiven Sensoren entwickelst, stecken noch viele Jahre in ihm. Ich bin mir sicher, dass das hier im Team der Fall sein wird."

Hamiltons Freiheiten: Ein Schlüssel zum Erfolg

Dazu kommt, dass Mercedes Hamilton immer jene Freiheiten gelassen hat, die er für sich in Anspruch nehmen wollte. In jüngeren Jahren ging's dabei eher um das Tolerieren seines ausschweifenden Partylebens, heute um die Unterstützung von Hamiltons sozialen Projekten und die nötige Zeit für seine Zweitkarrieren, zum Beispiel als Filmproduzent oder Besitzer der Denver Broncos.

"Toto war immer eine erstaunliche Führungspersönlichkeit, die mir ermöglicht hat, all diese Dinge zu tun", sagt Hamilton. "Niki [Lauda] hat früher oft mit ihm geschimpft: 'Wie kannst du ihm das erlauben?' Aber letztendlich kamen sie alle zu dem Schluss, dass es im besten Interesse aller Beteiligten ist, wenn man die Leute bei den Dingen unterstützt, die ihnen wichtig sind."

Diese Freiheiten haben letztendlich dazu geführt, dass sich Hamilton jetzt doch vorstellen kann, länger als ursprünglich geplant für Mercedes zu fahren. "Rennfahrer sein", sagt er, "ist eine tolle Sache. Aber ich musste erst sehen, wie ich über diese Rolle hinauswachsen kann."

Wolff hat möglich gemacht, dass es für Hamilton kein Entweder-Oder ist, sondern dass er seine Zweitkarrieren mit der Erstkarriere als Rennfahrer unter einen Hut bringt. Seine Sozialprojekte "Mission 44" und "Ignite" werden von Mercedes sogar aktiv unterstützt. Und er kann sich um diese kümmern, ohne seine Rennfahrerei schleifen zu lassen.

"Ich habe eine tolle Gruppe Menschen, die diese Dinge leiten und in die richtige Richtung bringen. Denn ich weiß, wie es ist, überladen und abgelenkt zu sein. Das lasse ich nicht zu. Es geht um die richtige Balance. Ich sage zu vielen Dingen nein. Ich werde jeden Tag gefragt, ob ich da und dort mitmachen könnte. Aber ich habe gelernt, zu vielen Anfragen nein zu sagen", betont Hamilton.

Hamilton: Darum hat er noch keine Kinder

"Wenn ich weiß, dass sich etwas auf meine Vorbereitung auswirken würde, dass es meinem Training im Weg steht oder meiner Zeit beim Team, dann ist das ein klares Nein. Das handhabe ich auch mit Freunden und Beziehungen so. Ich habe keine Beziehung, ich habe keine Kinder. Mein Auto ist mein Baby. Und 'Mission 44'. Das sind die Dinge, in die ich meine Energie stecke."

Dass er die überhaupt noch hat, nach mittlerweile 16 Jahren in der Formel 1, sei "nicht selbstverständlich. Ich bin einfach so veranlagt. Ich war schon als Kind immer gut im Sport." Jetzt, wo er älter werde, falle es aber immer schwerer, das Niveau aufrechtzuerhalten, räumt Hamilton ein. Daher hat er vor einigen Jahren zum Beispiel auf vegane Ernährung umgestellt.

Anderes Beispiel: "Ich habe kürzlich Pilates gemacht, mit einem Freund von mir, der Olympiasportler ist. War lustig, weil wir das noch nie gemacht hatten. Wir fügen immer wieder neue Dinge zu meinem Trainingsplan hinzu, um spezifischer zu werden in den täglichen Routinen. Mit 22 habe ich nicht so trainiert wir heute."

"Das war", erklärt Hamilton, "eine bewusste Entscheidung. Und es geht auch um das geistige Wohlbefinden, dazu in der Lage zu sein, eine innere Balance im Leben zu finden; den Energiehaushalt zu schützen und sich genau zu überlegen, in welche Dinge man Zeit investiert. Es ist eine Kombination mehrerer Faktoren."

Motorsport-Total.com

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