MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Streit um Vettels "grünen Red Bull": neuer B-Aston-Martin illegal kopiert? Sebastian Vettels Bolide sorgt wieder einmal für Wirbel
Motorsport Images

Nach "rosa Mercedes": Jetzt kommt der Streit um den "grünen Red Bull"!

Hat Aston Martin bei seiner B-Version von Red Bull kopiert oder nicht? Die FIA hat erst einmal Grünes Licht gegeben, doch die Fragen bleiben

Aston Martin hat schon wieder Ärger wegen einer vermeintlichen Kopie! Wurde Vorgängerrennstall Racing Point 2020 spöttisch "rosa Mercedes" genannt, weil man deutliche Übereinstimmungen mit dem W10 aus dem Vorjahr aufwies, geistert nun der Spott "grüner Red Bull" durch das Fahrerlager.

Denn als Aston Martin in Barcelona die B-Version seines AMR22 auspackte, sah sie überraschend aus wie der Red Bull RB18. Das ist nicht nur der Konkurrenz aufgefallen, sondern auch der FIA, die eine Untersuchung einleitete, um den Boliden auf Artikel 17.3 des Technischen Reglements zu überprüfen.

In diesem Artikel geht es um die sogenannten Listed Team Components - also jene Komponenten, die jedes Team in Eigenregie herstellen muss.

Die FIA wusste aber schon vor dem Wochenende Bescheid und stattete Aston Martin in Silverstone am Dienstag und Mittwoch einen Besuch ab. Das Ergebnis: Der Aston Martin ist keine Red-Bull-Kopie! "Die Untersuchung bestätigt, dass kein Fehlverhalten vorliegt", teilt der Verband mit.

"Wir haben die Techniker der FIA über die Einzelheiten unseres Updates informiert. Nach der Analyse der Daten und der Prozesse, die zur Erstellung des Updates verwendet wurden, hat die FIA nun schriftlich bestätigt, dass unser Update als Ergebnis legitimer unabhängiger Arbeit in Übereinstimmung mit dem Technischen Reglement erstellt wurde", heißt es von Aston Martin dazu.

Aston Martin zweigleisig unterwegs

Der Rennstall musste nach dem schwachen Saisonstart reagieren. Mit gerade einmal sechs Punkten liegt Aston Martin nur auf dem vorletzten Platz und war in den ersten fünf Saisonrennen klar zu langsam. Deswegen hat man sich in Barcelona zu einem radikalen Schritt entschlossen.

Angeblich soll das neue Konzept aber nicht von Red Bull abgekupfert sein, sondern von langer Hand geplant sein. "Hätten wir das Programm erst nach dem ersten Rennen gestartet, wären wir nie in der Lage gewesen, bis Barcelona zwei B-Versionen auf die Räder zu stellen", wird ein Ingenieur von 'auto motor und sport' zitiert.

Stattdessen habe Aston Martin schon von Anfang an mit zwei Konzepten geplant, weil man nicht wusste, welcher Weg der richtige sein würde. Zunächst sah es nach der A-Version aus, die bessere Werte ausspuckte und daher verfolgt wurde. Nun folgt aber der Wechsel zu der B-Spezifikation, an der angeblich schon seit November gearbeitet wurde.

"Unser Chassis ist relativ flexibel ausgelegt, sodass wir die Richtung auch wieder ändern können", bestätigt auch Teamchef Mike Krack bei 'Sky'. "Und wir haben verschiedene Programme aufgelegt und irgendwann entschieden, wir müssen in eine andere Richtung gehen. Das war aber lange bevor irgendwelche Autos schon publik waren."

Trotz FIA-OK gibt es Zweifel

Damals konnte man noch nicht wissen, welches Konzept Red Bull verfolgen würde, auch wenn man einiges an Personal - wie Dan Fallows - von den Bullen abgeworben hatte. Der begann seine Arbeit aber erst im April dieses Jahres und konnte keinen Einfluss haben. Zudem betont man bei Aston Martin, auch Mitarbeiter von Mercedes geholt zu haben - doch deren Weg ging man nicht, obwohl man Aufhängung und Getriebe bezieht.

Trotz des Grünen Lichts seitens der FIA kann Aston Martin die Zweifel aber nicht ganz ausräumen. "Die Red-Bull-Leute haben nicht ohne Grund gestern vor der Box gestanden, haben sich das angeguckt und teilweise mit dem Kopf geschüttelt", sagt Sky-Experte Timo Glock

Auch er wundert sich: "Natürlich kann man nicht alles exakt kopieren, aber selbst die Luftauslässe, diese schwarzen Streifen, die man beim Aston Martin sieht, den sieht man auch beim Red Bull. Also da hat man sehr viel draufgeschaut und versucht zu kopieren", sagt er.

Was beim Aston Martin neu ist

Neu sind beim Aston Martin unter anderem der Seitenkasten, der Unterboden, die Motorenabdeckung, der Heckflügel und das Halo. Doch das neue Konzept erforderte auch einiges an Anpassungen unter der Haube, da die Kühler und die Rohrleitungen, die sie versorgen, alle neu ausgerichtet werden mussten, um das aerodynamische Konzept zu unterstützen.

Zuvor waren die internen Komponenten des AMR22 eher horizontal angeordnet, was die Verwendung eines viel größeren Unterschnitts unter des Seitenkasten-Bodyworks ermöglichte.

Durch die neue Anordnung musste das Team von dieser Designrichtung abrücken und die Komponenten innerhalb des Seitenkastens neu ausrichten, was zu einem Bodywork führte, die dem von Red Bull favorisierten geteilten Design sehr ähnlich ist.

Diese Designverwandtschaft erstreckt sich auch auf das bogenförmige Kühlpanel, das am Seitenkasten in das Bodywork-Panel hinter dem Halo übergeht, auf die Anordnung der Doppelkantenstreben und auf die Unterbodenkante mit ihrem in der Mitte geschlitzten Kick-up-Panel.

Vettel erwartet keine Wunder

Sportlich konnte Aston Martin bislang noch keine Schlagzeilen schreiben: Lance Stroll belegte im ersten Training in Barcelona Rang zwölf, Sebastian Vettel mit 2,3 Sekunden Rückstand nur Rang 16. Doch Vettel erwartet von dem neuen Auto auch noch keine schnellen Wunder.

"Wir erwarten nicht sofort einen gewaltigen Sprung, aber wir glauben an das Konzept, und wir glauben, dass auf diesem Weg mehr Leistung zu erzielen ist", sagt er. "Wir wissen, dass es ein sehr unterschiedlich aussehendes Auto ist. Wir haben in der Fabrik einen großen Aufwand betrieben, um die Teile für zwei Autos herzustellen."

Teamkollege Lance Stroll sagt, dass es sich um ein "massives Upgrade" für Aston Martin handelt und fügt hinzu: "Das Team hat viele Monate lang unglaublich hart gearbeitet, um dieses Auto für dieses Wochenende zu entwickeln. Es ist generell ein ganz anderes Aerodynamikpaket, eine andere Philosophie. Wir glauben, dass es in die richtige Richtung geht und hoffen, dass es dort draußen gut läuft."

Es bleibt abzuwarten, oder der neue Aston Martin AMR 22 eher auf oder neben der Strecke die größeren Schlagzeilen schreibt.

Offiziell gibt es aber derzeit keine Handhabe, auch wenn man bei Red Bull sicher ist, dass Aston Martin das Design kopiert hat.

Die FIA betont: "[Artikel 17.3] erlaubt auch die Beeinflussung von Autokonstruktionen durch die der Konkurrenten, wie es in der Formel 1 schon immer der Fall war. In der von uns durchgeführten Analyse haben wir bestätigt, dass die von Aston Martin angewandten Verfahren mit den Anforderungen dieses Artikels übereinstimmen."

Motorsport-Total.com

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

"Auf den Geraden gefressen"

Preining erlebt bitteres Manthey-Heimspiel

Warum für Ex-Champion Thomas Preining ausgerechnet beim Manthey-Heimspiel nichts ging - und der "Grello" auf den Geraden zur Beute der Konkurrenz wurde

Caterham soll 2027 zurück in die Formel 1: Ein Jungunternehmer aus Kuwait verfolgt ein ambitioniertes Projekt unter neuem Namen

Was sich 2026 beim DTM-Kalender ändert, worauf das zurückzuführen ist, und wie es in der kommenden Saison mit neuen Kursen und Überschneidungen aussieht

Die Staatsmeisterschaft geht am Feiertag weiter

Vorschau St. Pölten Classic

Am 15. August wird der Lauf in St. Pölten abgehalten. Es gibt Wertungen für Oldtimer, Youngtimer, Jungwagen, Neuwagen und speziell für alle Mazda MX-5. Der neue Name des Events ist dennoch "St. Pölten Classic".

FIA-Technikchef Nikolas Tombazis erklärt, warum die Formel 1 ab 2026 zunächst langsamer wird - und weshalb das kein Problem für Fahrer und Fans ist

Wie "Schumi" 1998 in Silverstone

Simracer gewinnt in der Boxengasse!

Kuriose Szenen beim virtuellen Formel-1-Rennen in Silverstone: Jarno Opmeer holt sich mit einem "Schumi"-Manöver den Sieg in der Boxengasse