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F1 GP von Bahrain: Schlussbericht Max Verstappen hat den spektakulären Saisonauftakt in Bahrain souverän gewonnen
Motorsport Images

Verstappen siegt, doch Alonso als Star des Rennens

Max Verstappen dominiert den ersten Grand Prix der Formel 1 2023, Fernando Alonso ist der Star des Rennens, und Ferrari nach dem guten Qualifying der große Verlierer

Max Verstappen hat den Saisonauftakt der Formel 1 2023 in Bahrain gewonnen und ist damit seiner Favoritenrolle nach der Poleposition im Qualifying gerecht geworden. Der Red-Bull-Pilot triumphierte in der Sachir-Wüste vor seinem Teamkollegen Sergio Perez und Vettel-Nachfolger Fernando Alonso (Aston Martin).

"Das ist genau der Start in die Saison, den wir gebraucht haben. Ein perfekter Doppelsieg", jubelt Verstappen und ergänzt, dass der RB19 ein Auto sei, "mit dem wir um die WM kämpfen können".

Tragischer Held des Abends war Charles Leclerc (Ferrari), der an dritter Stelle lag, als er wegen eines technischen Defekts ausschied.

Leclercs Teamkollege Carlos Sainz konnte immerhin den vierten Platz vor Lewis Hamilton (Mercedes) behaupten. Sechster wurde Lance Stroll (Aston Martin), gefolgt von George Russell (Mercedes), Valtteri Bottas (Alfa Romeo), Pierre Gasly (Alpine) und Alexander Albon (Williams).

Nico Hülkenberg (Haas) kam als 15. und damit Drittletzter ins Ziel.

Was war die Ausfallursache bei Leclerc?

Leclerc fuhr einem möglichen dritten Platz entgegen, als in Runde 40 die Ferrari-Technik den Dienst quittierte. Erster Verdacht: Motorschaden. "Das Auto ist einfach ausgegangen", seufzt der Monegasse. "Fühlt sich nicht gut an. Dafür lief es so gut, wie es halt laufen kann, wenn du eine Sekunde langsamer bist. Red Bull scheint im Renntempo wirklich was Großes gefunden zu haben."

Für den Vorjahressieger war die Nullrunde damit besiegelt, und für Verstappen der Weg frei zu seinem ersten Sieg in Bahrain. Erster Verdacht: ein Defekt im Bereich der Ferrari-Powerunit.

War Verstappen irgendwann ernsthaft in Gefahr?

Verstappen hatte schon über sechs Sekunden Vorsprung auf Leclerc, als er sich aus dem Cockpit meldete: "Beim Runterschalten blockiert die Hinterachse." Daraufhin wurde er aufgefordert, "Strat-8" einzustellen. Auf seinen Speed wirkte sich das aber nicht aus, der Vorsprung wuchs im Gegenteil weiter an.

Nach 20 Runden wollte der Renningenieur wissen, ob die Lage besser geworden sei: "Es ist zu managen, aber nicht gut", erteilte Verstappen Auskunft. Im Nachhinein spielt er die technischen Probleme runter. Diese seien "nichts Großes, nur Kleinigkeiten" gewesen, "die wir aber sicher leicht in den Griff kriegen können".

Sein Tempo drückte Verstappen unbeirrbar weiter. Der Vorsprung auf Leclerc betrug zu dem Zeitpunkt bereits mehr als zehn Sekunden. Wie erwartet war die Rennpace von Red Bull deutlich besser als die von Ferrari.

Danach musste der Niederländer im Grunde genommen nur noch sein Auto ins Ziel tragen. "Es war ein überragender erster Stint. Danach musste ich eigentlich nur mit den Reifen haushalten", sagt er.

Am Ende hatte er mehr als zehn Sekunden Vorsprung auf Perez ("Heute war nicht mehr drin als der zweite Platz") und mehr als eine halbe Minute auf Alonso.

"Es war für uns ein sehr starkes Rennen. Aber unsere Gegner haben es uns leicht gemacht", sagt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko. "Durch den Ausfall von Leclerc waren wir nicht gezwungen, ans Limit zu gehen. Und Alonso, der so stark war wie von uns vorhergesagt, hat zu lang gebraucht, um an den anderen Autos vorbeizukommen."

Mercedes vs. Alonso: Wer war schneller?

Hamilton hatte den besseren Start erwischt als Russell und lag vor seinem Teamkollegen auf Rang 5, als sich Russell in Runde 8 am Boxenfunk meldete: "Hält sich Lewis zurück, oder ist er langsam? Denn ich habe das Gefühl, ich könnte schneller fahren." Antwort vom Team: "Struggling." Also: Hamilton hat Schwierigkeiten.

Vier Runden später geriet Russell langsam unter Druck von Alonso. "Meine Reifen sind hinüber", funkte er. Zu dem Zeitpunkt zeichnete sich schon ab, dass der Aston Martin im Longrun das schnellere Rennauto ist als der Mercedes.

In Runde 13 zog Alonso dann an beiden Mercedes vorbei. Das Thema Hamilton erledigte sich durch dessen Boxenstopp, und Russell konnte sich ausgangs Kurve 4 nicht länger gegen den ältesten Piloten im Feld (41) wehren. Pech für Russell: Beim Boxenstopp am Ende der Runde klemmte ein Rad und er verlor wertvolle Sekunden.

Jetzt hatte Alonso erstmals freie Fahrt und konnte zeigen, was wirklich in seinem Auto steckt. Bis zum Boxenstopp, der mit 3,5 Sekunden Standzeit nicht perfekt war, aber ausreichend, um vor Russell zu bleiben.

Im zweiten Stint tauchte Alonso dann, als er und Russell mal an Bottas vorbei waren, hinter Hamilton auf P6 auf. Zunächst hatte er 4,8 Sekunden Rückstand auf Hamilton. Als Hamilton in Runde 30 an die Box kam, waren es nur noch 1,7 Sekunden.

Jetzt musste Mercedes auf den drohenden Alonso-Undercut reagieren und Hamilton zum Reifenwechsel holen. Hamilton konnte das im ersten Moment nicht nachvollziehen: "Meine Reifen sind doch okay", sagte er am Boxenfunk.

Doch die Taktik ging auf, und Hamilton blieb nach Alonsos Boxenstopp in Runde 34 vor dem Aston Martin. Ob Alonso seinen Stint in jener Phase nicht hätte verlängern können, da er auch mit gebrauchten Reifen mit die schnellsten Zeiten im Feld fuhr, muss die Analyse nach dem Rennen ergeben.

Klar ist: Aston Martin hatte nach Red Bull die zweitbeste Rennpace, konnte diese aber kaum in "free air" ausfahren und wurde daher unter Wert geschlagen.

Statt gegen Leclerc um das Podium zu fahren, wie das die PACETEQ-Simulation zwischendurch ausgespuckt hat, musste Alonso erstmal Hamilton auf der Strecke überholen. Das gelang ihm in Runde 37. Doch weil ihm am Ende des Manövers ein leichter Fahrfehler passierte, war Hamilton gleich wieder vorbei.

In Runde 38 war es dann aber soweit: Alonso schnappte sich Hamilton in Kurve 10. "Yes, let's go", funkte er.

Wie schaffte es Alonso noch aufs Podium?

Der Rückstand auf Sainz betrug jetzt 2,7 Sekunden. Alonso hatte für das Finish die um drei Runden frischeren Reifen. Und mit denen war kein Kraut gegen ihn gewachsen. Sainz wehrte sich in einem elektrisierenden Duell mit einer leichten Berührung zwar tapfer, doch mit den stark abbauenden Ferrari-Reifen war er letztendlich chancenlos.

In Runde 45 verbremste sich Sainz unter Alonsos Druck ausgangs Kurve 10. Alonso ließ nicht locker, saugte sich mit DRS an und ging vorbei. "Yes! Bye, bye", funkte Alonso. Und wenige Runden vor Ende meinte er noch: "This is a lovely car to drive!"

Dass er vor seinem zweiten Boxenstopp mit die besten Rundenzeiten im Feld fuhr, kommentiert Alonso angesichts des Podiums mit einem Lächeln: "Ich würde natürlich lieber vorn starten und die Pace so wirklich nutzen. Aber wir hatten heute nicht den besten Start, also musste ich auf der Strecke überholen."

Und das fand sogar Helmut Marko "wirklich erfrischend", wie er im Interview mit 'ServusTV' sagt: "Das war ein sehenswerter Kampf mit Hamilton. Härtestes, aber faires Racing, richtig alte Schule. Aber das hat natürlich Zeit und auch Reifen gekostet."

"Das heißt: Wenn der gleich hinter uns gewesen wäre, dann wäre die Herausforderung größer gewesen. Ich weiß nicht, wie viel Weiterentwicklung dort noch kommt, aber Alter spielt scheinbar keine Rolle. Ich glaube, dass Alonso noch stärker gewesen wäre, wenn er nicht so weit rückwärts gestartet wäre. Er fährt in der Form seines Lebens."

Für Sainz hieß der neue Gegner jetzt Hamilton, denn Alonso war sofort auf und davon. Zunächst sah es so aus, als könne Hamilton P4 noch attackieren. Letztendlich behielt Sainz aber die Position.

Alle Augen auf Alonso: Wie lief der Start?

Der Spanier, vor dem Rennen als Geheimfavorit auf ein Podium gehypt, gilt als Raketenstarter, doch dem Ruf wurde er diesmal nicht gerecht. Zuerst musste er eine Position gegen Hamilton abgeben, dann auch noch gegen Russell, sodass er, von P5 gestartet, als Siebter aus der ersten Runde zurückkam.

In der gab es auch noch eine Berührung mit Stroll, der mit seinem Frontflügel Alonsos rechtes Hinterrad touchierte. "Ich wurde in Kurve 4 getroffen. Sowas können die doch nicht machen", ärgerte sich Alonso am Boxenfunk, noch bevor er realisierte, dass ausgerechnet sein Teamkollege der Verursacher der Situation war. Die Rennleitung hielt sich aus der Sache raus: "No further investigation."

An der Spitze verteidigte Verstappen die Führung souverän. Er schüttelte seine Verfolger gleich in der ersten Runde aus der DRS-Sekunde ab und konnte sich sofort absetzen. Perez allerdings musste einen Platz gegen Leclerc abgeben und fiel auf Rang 3 zurück, vor Sainz und Hamilton.

Größter Sieger der Startphase war Bottas. Er verbesserte sich vom zwölften auf den achten Platz. Hülkenberg fiel auf Rang 14 zurück. Er verlor bei einer Berührung mit Ocons Alpine ein Kleinteil seiner Frontflügel-Aerodynamik.

Was sagt Hülkenberg nach dem Rennen?

Der Haas-Pilot erfuhr erst bei den TV-Interviews nach dem Rennen von seiner Berührung mit Ocon. Die definierte sein Rennen: "Der Start war nicht optimal, die erste Runde auch nicht so. Irgendwo muss Kontakt gewesen sein, denn auf einmal war ein Teil des Frontflügels weg. Chancenlos, Lehrgeld im Nachhinein. Vielleicht hätten wir den Flügel früher tauschen sollen, denn so ging das ins Niemandsland. Danach war es im Endeffekt ein Test unter Rennbedingungen."

Wie kam es zu den Positionen bei Alpine?

Enttäuschend verlief der Saisonauftakt für Alpine. Mit Esteban Ocon hatte man im Qualifying ein Auto in den Top 10. Doch der Franzose stand nicht exakt in seiner Startbox und kassierte dabei eine Fünfsekundenstrafe, abzusitzen beim Boxenstopp. Weil er diese nicht korrekt absolvierte, gab's gleich die nächste Strafe, diesmal zehn Sekunden.

Doch damit nicht genug: Bei dem Strafstopp war Ocon in der Boxengasse zu schnell, sodass er mit einer weiteren Fünfsekundenstrafe belegt wurde. Schon bevor er diese abgesessen hatte, lag er auf der Strecke nur noch vor Hülkenberg und Norris; danach fiel er auf den allerletzten Platz zurück. Damit waren dann jedwede Chancen auf WM-Punkte dahin.

Viel besser lief es für seinen Teamkollegen. Gasly war zwar als Letzter ins Rennen gestartet, konnte dann aber die Pace des Autos einigermaßen auf die Straße bringen und sicherte sich als Neunter zwei WM-Punkte.

Wie schlugen sich die Rookies im Feld?

Oscar Piastri (McLaren) beendete ein Wochenende zum Vergessen in seiner 14. Runde, als er ein Getriebeproblem meldete. Der Australier schaffte es zwar noch an die Box, musste dort aber in die Garage geschoben werden. Später erklärte das Team, es habe sich um einen elektronischen Defekt gehandelt.

Logan Sargeant (Willams) wurde im überraschend starken Williams Zwölfter, in Schlagdistanz zu Albon. Nyck de Vries (AlphaTauri) kam als 14. ins Ziel.

Wie geht's jetzt mit der Formel 1 weiter?

Am Sonntagabend ab 21:00 Uhr gibt's auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de die tägliche F1-Show mit der Analyse von Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll.

Was den Rennkalender betrifft, ist nach Bahrain erstmal zwei Wochen Pause. Der zweite Grand Prix der Saison findet am 19. März in Dschidda in Saudi-Arabien statt.

Motorsport-Total.com

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