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Formel-1-Test Abu Dhabi George Russells Mercedes beendete die Saison 2023 unter einem schwarzen Tuch
Motorsport Images

Formel-1-Test Abu Dhabi: Ocon fährt Bestzeit, Russell crasht

George Russell produzierte am letzten Tag des Formel-1-Jahres 2023 nochmal Schrott, während zwölf "Young Drivers" wertvolle Erfahrung sammeln durften

Jetzt ist die Formel-1-Saison 2023 wirklich zu Ende! Zwei Tage nach dem Saisonfinale auf dem Yas-Marina-Circuit mussten die Einsatzteams heute nochmal ran, für den letzten Test des Jahres. Insgesamt 25 Fahrer kamen dabei zum Zug, Superstars wie Weltmeister Max Verstappen oder auch Lewis Hamilton zogen es aber vor, schon in den verdienten Winterurlaub zu düsen.

So diente der Testabschluss vor allem als Reifentest für Pirelli (obwohl keine neuen Mischungen im Angebot waren) und als Plattform für die sogenannten "Young Drivers", Erfahrung im Formel-1-Auto zu sammeln, und das Endergebnis ist aufgrund unterschiedlicher Programme nur bedingt aussagekräftig. Auch, weil es nicht erlaubt war, neue Teile zu testen.

"Nach dem letzten Rennen noch so einen Test fahren zu müssen, nervt gewaltig", grinst Sergio Perez. "Aber andererseits war es sehr produktiv und man lernt dabei viel. Es war gut und wichtig, das heute gemacht zu haben, vor allem unmittelbar nach einem Rennwochenende. Die Strecke war sauber und griffig, besonders am Nachmittag. Da waren ein paar gute Infos für nächstes Jahr dabei."

Bestzeit fuhr letztendlich Esteban Ocon (Alpine) in 1:24.393 Minuten, also knapp eine Sekunde langsamer als Verstappens Polezeit, aber um 0,002 Sekunden schneller als seine eigene Qualifyingrunde am Samstag, mit der er in Q2 Platz 12 belegt hatte.

Die Story des Tages schrieb freilich ein anderer, nämlich George Russell. Und zwar nicht wegen herausragender Rundenzeiten, sondern wegen eines technischen Defekts, durch den er nach etwa vier Stunden unfreiwillig für eine Unterbrechung der Session sorgte.

Russell fuhr bei Kurve 6, nach der langen Gerade, aus - und konnte danach nicht mehr weitertesten. Das Team machte keine Angaben darüber, was bei dem Zwischenfall nicht in Ordnung war. Russell beschädigte bei seinem Aufprall aber die rechte Vorderseite seines Fahrzeugs, inklusive der Radaufhängung. Er selbst blieb unverletzt.

Der Mercedes-Fahrer hatte bis dahin 58 Runden absolviert, mit einer Bestzeit von 1:26.283, die ihn im Ergebnis auf Platz 20 aufscheinen lässt. Ganz vorn landeten vier Stammfahrer auf den ersten sechs Positionen: hinter Ocon wurde McLaren-Junior Patricio O'Ward Zweiter, gefolgt von Frederik Vesti (Mercedes), Perez, Carlos Sainz (Ferrari) und Fernando Alonso (Aston Martin).

O'Ward war damit Schnellster der Nicht-Stammfahrer. Für ihn war es nicht der erste Testtag in einem Formel-1-McLaren, aber mit 103 Runden die erste komplette Renndistanz: "Das war für mich eine Premiere", sagt der 24-jährige Mexikaner, der 2024 IndyCar fahren wird.

"Es ging darum, das Auto in Bezug auf den Reifenverschleiß zu lesen. Und es ging darum, herauszufinden, wie das Auto reagiert, wenn die Hinterräder blockieren, wenn die Vorderräder blockieren, wenn das Heck ausbricht, wenn es über die Vorderachse schiebt und so weiter. All diese Dinge spielen in Bezug auf die Rundenzeit eine große Rolle. Diese Autos sind so spitz, dass man einfach das Vertrauen braucht, um die Rundenzeit tatsächlich herauskitzeln zu können."

Seine Bestzeit am Nachmittag, nur 0,269 Sekunden hinter Ocon, fuhr er "mit wenig Sprit im Tank. Es ist schon ein großer Unterschied, wie man da plötzlich attackieren kann, ganz anders als wenn der Tank halb voll oder ganz voll ist. Das fühlt sich unglaublich an! Diese Autos sind einfach Maschinen!"

Die anderen "Young Drivers" schlugen sich achtbar und produzierten vor allem keinen Schrott. Für rote Flaggen sorgte Ayumu Iwasa (15./AlphaTauri), als er in der letzten Stunde bei Kurve 16 stehenblieb. Außerdem notierten Beobachter Dreher oder Ausritte von Jake Dennis (14./Red Bull) und Zak O'Sullivan (17./Williams).

Für Iwasa war es trotz des verfrühten Testendes "der beste Tag meiner Rennfahrerkarriere, auch wenn ich den letzten Run auf den weichen Reifen nicht mehr machen konnte. Ehrlich gesagt kenne ich keine Details. Am Ende sah ich Rauch und Feuer, aber ich weiß nicht, was passiert ist."

Insgesamt kamen am Dienstag zwölf Jung- oder Testfahrer und 13 Stammpiloten der Teams zum Einsatz. Unter den "Young Drivers" waren bekannte Namen wie Jack Doohan (7./Alpine), der Sohn von Motorrad-Legende Mick Doohan, oder Felipe Drugovich (12./Aston Martin).

Aber auch "No-Names" wie der junge Argentinier Franco Colapinto (22./Williams), der zum ersten Mal ein Formel-1-Auto testen durfte und das Ziel hatte, die nötigen 300 Kilometer unter FIA-Aufsicht zu absolvieren, um sich für eine offizielle Formel-1-Fahrerlaubnis zu qualifizieren.

"Von diesem Moment, eines Tages ein Formel-1-Auto zu testen, habe ich schon immer geträumt. Und ich durfte den FW45 fahren, den Williams aus der aktuellen Saison, und nicht irgendein älteres Modell. Das war eine fantastische Erfahrung und eine tolle Art und Weise, mein erstes Jahr bei Williams zu beenden", sagt Colapinto.

Er schwärmt vom Erlebnis, Formel 1 zu fahren: "Es ist irre! Als ich rausgefahren bin, stand ich unter Schock. Ich war solche Geschwindigkeiten überhaupt nicht gewöhnt. Alles, was neben der Strecke ist, zieht so schnell an dir vorbei, und dazu kommen noch die Fliehkräfte."

"Als ich das erste Mal Vollgas gegeben habe, war das schon ein wahnsinniges Gefühl. Du wirst in den Sitz gedrückt und dein Nacken gräbt sich in die Schaumstoffpolster ein. Dann musst du die Carbonbremsen aufwärmen. Die beißen, wie noch nie eine Bremse in einem Auto gebissen hat! Mein Kopf wurde nach vorn geschlagen, das volle Erlebnis. Es war wirklich ein fantastischer Tag."

Der Test begann am Morgen - gefahren wurde von 9 bis 18 Uhr Ortszeit - übrigens mit knapp einer halben Stunde Verspätung und wurde kurz nach Beginn noch einmal unterbrochen. Grund: Im Bereich des ikonischen W-Hotels trat Wasser aus, sodass die Streckensicherung erstmal mit Laubbläsern die Fahrbahn trocknen musste.

Motorsport-Total.com

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